Unternehmen

Krise in der Schifffahrt: NordLB rechnet mit weiteren Verlusten

Trotz zahlreicher Abschreibungen erwartet die NordLB auch in den kommenden Jahren große Belastungen aufgrund der an die Schifffahrt vergebenen Kredite. Die Krise der Branche hält weiter an und andere Geschäfte können die potentiellen Verluste der NordLB nicht ausgleichen.
02.12.2015 10:33
Lesezeit: 1 min

Die NordLB stellt sich wegen der Flaute in der Schifffahrt noch über Jahre auf Belastungen ein. „Wir haben für 2016, 2017 und 2018 noch substanzielle Wertberichtigungen eingeplant“, sagte Vorstandschef Gunter Dunkel am Dienstagabend bei einem Pressegespräch in Hannover. Die Summe, die das Geldhaus für ausfallgefährdete Schiffskredite zurücklegen müsse, werde dabei allerdings tendenziell sinken, 2018 sogar deutlich. Die Annahmen der NordLB seien konservativer als die der großen Marktforschungsunternehmen, fügte Dunkel hinzu.

Die Schifffahrt, an die die NordLB gut 18 Milliarden Euro verliehen hat, steckt wegen Überkapazitäten seit Jahren in einer tiefen Krise. Unter ihr leiden auch die HSH Nordbank, die Commerzbank und das Förderinstitut KfW. Die NordLB konnte ihren Verlust in dem Segment in den ersten neun Monaten des Jahres allerdings reduzieren und fuhr konzernweit einen Vorsteuergewinn von 630 Millionen Euro ein Dazu hätten allerdings Sondereffekte in Höhe von 100 bis 150 Millionen beigetragen, erklärte Dunkel. Im nächsten Jahr sei deshalb unter dem Strich mit einem Gewinnrückgang zu rechnen.

Das mittelfristige Ziel eines Gewinns von 850 bis 900 Millionen Euro hält Dunkel wegen der steigenden regulatorischen Kosten - etwa der Bankenabgabe - nicht mehr für realistisch. „Ich würde diese Zahlen etwas nach unten korrigieren“, sagte er. 700 bis 750 Millionen Euro peile Deutschlands drittgrößte Landesbank, die ihre Bilanzsumme noch etwas reduzieren möchte, jedoch weiter an. Bei den Erträgen wolle die NordLB die Nummer eins im Landesbankenlager bleiben, betonte Dunkel.

Der Vertrag des 62-Jährigen als NordLB-Chef läuft Ende nächsten Jahres aus. Der Österreicher will sich deshalb nach eigenem Bekunden im ersten Quartal 2016 mit dem Aufsichtsrat zusammensetzen. Er deutete jedoch an, dass er am liebsten abtreten würde. „Sie wissen ja, ich finde den 31.12.16 ein ausgesprochen schönes und attraktives Datum.“ Zu potenziellen Nachfolgern wollte sich Dunkel nicht äußern. NordLB-Insider halten eine interne Lösung für wahrscheinlich, allerdings sollen auch mögliche externe Kandidaten begutachtet werden.

Zur Zukunft des Nachbarn HSH, der bis 2018 verkauft oder abgewickelt werden muss, hielt sich Dunkel bedeckt. Ob die Hamburger Kontakt zur NordLB aufnehmen, sei ungewiss. „Das ist alles frühestens im Laufe des Jahres 2016 denkbar. Ob es jemals eintreten wird, weiß ich nicht.“ Kenner beider Institute halten es für ausgeschlossen, dass die NordLB die gesamte HSH schluckt. Falls die HSH wie einst die WestLB zerlegt werden sollte, würden die NordLB und andere Landesbanken sich einzelne HSH-Portfolien wie das Firmenkundengeschäft aber sehr wohl anschauen, sagten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

 

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Börse-Ausblick: Europa trotzt Trump – doch wie lange noch?
07.07.2025

Ein halbes Jahr voller Turbulenzen: Trump, Zölle, Währungskrise – die Börsen zeigen extreme Bewegungen. Welche Märkte profitieren,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Euro-Kurs wird zur Gefahr: Europas Exporte brechen ein
06.07.2025

Ein starker Euro, schwaches Wachstum, neue US-Zölle – Europas Wirtschaft gerät unter Druck. Die EZB warnt, doch die Lage droht zu...

DWN
Politik
Politik Neuregelung der Vaterschaft: Mehr Rechte für leibliche Väter
06.07.2025

Die Bundesregierung plant eine Reform, die leiblichen Vätern zu mehr rechtlicher Anerkennung verhelfen soll. Der Entwurf aus dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungstausch: Wie Sie Ihre Ferienwohnung herzaubern und worauf Sie achten müssen
06.07.2025

Der Wohnungstausch boomt – günstig, persönlich und spannend. Doch wie funktioniert das Ganze wirklich, und worauf muss man achten,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jungmakler mit TikTok: Wie eine Generation den Versicherungsmarkt neu denkt
06.07.2025

TikTok-Reichweite, neue Rollenbilder, klare Erwartungen: Junge Makler treiben die Disruption im unabhängigen Versicherungsvertrieb voran....

DWN
Technologie
Technologie Wäschetrockner: Neues Energie-Label einfach erklärt
06.07.2025

Seit dem 1. Juli gelten für Wäschetrockner strengere Energiekennzeichnungen. Verbraucher sollen Geräte nun besser vergleichen können....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Praktika und Probearbeiten: Rechte, Pflichten und Fallstricke für Berufseinsteiger
06.07.2025

Viele Praktikanten kennen ihre Rechte nicht – und riskieren, ausgenutzt zu werden. Was wirklich erlaubt ist, wann Praktika bezahlt werden...

DWN
Technologie
Technologie Lithium: Schlüssel zur technologischen Unabhängigkeit – doch der Rohstoff ist knapp
06.07.2025

Lithium ist der Treibstoff moderner Technologien – von E-Autos bis Energiewende. Doch was passiert, wenn die Nachfrage explodiert und das...