Politik

Saudi-Arabien bricht diplomatische Beziehungen zu Iran ab

Lesezeit: 2 min
03.01.2016 23:28
Saudi-Arabien hat am Sonntag die diplomatischen Beziehungen zum Iran abgebrochen. Der Grund: Nach einer Massen-Exekution war es in Teheran zur Erstürmung der saudischen Botschaft gekommen.
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Nach der Hinrichtung eines prominenten schiitischen Geistlichen und Regimekritikers in Saudi-Arabien ist der Streit zwischen dem Königreich und dem Iran eskaliert. Saudi-Arabien erklärte am Sonntag, die diplomatischen Beziehungen zum Iran würden abgebrochen. Anlass sei die Erstürmung der saudiarabischen Botschaft in Teheran am Vortag. Die diplomatische Vertretung des Iran und andere iranische Einrichtungen seien aufgefordert worden, Saudi-Arabien innerhalb von 48 Stunden zu verlassen, teilte Außenminister Adel al-Dschubeir in Riad mit. Das Königreich werde es dem Iran nicht erlauben, seine Sicherheit zu untergraben.

Im schiitischen Iran hatte die Hinrichtung des Geistlichen Nimr al-Nimr zu scharfen Protesten geführt. Der oberste geistliche und politische Führer Irans, Ajatollah Ali Chamenei, drohte den Politikern des sunnitischen Saudi-Arabiens mit der "Rache Gottes". Die einflussreichen iranischen Revolutionsgarden kündigten dem Königshaus eine "scharfe Vergeltung" an. In Teheran stürmten aufgebrachte Demonstranten in der Nacht zum Sonntag die saudiarabische Botschaft.

Saudi-Arabien zog daraufhin seine Diplomaten ab. Sie trafen am Sonntag in Dubai ein, wie der Fernsehsender Al-Arabija meldete.

International löste die Exekution des Geistlichen Nimr al-Nimr Besorgnis aus, dass die Spannungen zwischen den Religionsgruppen in der Golf-Region weiter angeheizt werden könnten. Nimr war am Samstag in Saudi-Arabien neben 46 anderen Personen wegen Terrorismus oder Anstiftung zur Gewalt exekutiert worden. Es war die größte Massenhinrichtung in dem Land seit Jahrzehnten.

In Teheran brachen Demonstranten in die Botschaft Saudi-Arabiens ein, legten Feuer und zertrümmerten Mobiliar. Kurz darauf wurde das Gebäude von Polizisten geräumt. Der Staatsanwaltschaft zufolge wurden 40 Personen festgenommen. Nach dem Zwischenfall rief die Regierung des schiitischen Iran zur Mäßigung auf. Die Angreifer auf die Botschaft in Teheran und ein Konsulat im Nordosten müssten strafrechtlich verfolgt werden, sagte Präsident Hassan Ruhani Staatsmedien zufolge. Die Hinrichtung von Nimr kritisierte auch Ruhani heftig und bezeichnete sie als unmenschlich. Protestdemonstrationen gegen die Hinrichtung Nimrs gabe es auch in dessen vorwiegend schiitischer Heimatregion Katif sowie in Bahrain.

Saudi-Arabien und der Iran ringen um die Vormachtstellung in der Region. Während sich das Königreich als Schutzmacht der Sunniten sieht, betrachtet sich der Iran als Interessenvertreter der Schiiten.

Saudi-Arabien sah es als erwiesen an, dass Nimr hinter Anschlägen in dem Land stand. Für den Iran war der entschiedene Kritiker der Führung in Riad ein wichtiger Verfechter der Rechte der schiitischen Minderheit. Die meisten der am Samstag Hingerichteten waren sunnitische Extremisten. Nach Einschätzung von Beobachtern zielten die Tötungen darauf ab, Saudiaraber davor abzuschrecken, sich Islamistengruppen anzuschließen.

Ajatollah Chamenei verglich das Königreich Saudi-Arabien mit der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS). Auf der Internet-Seite Chameneis war ein Bild eines saudiarabischen Henkers neben dem als "Dschihadi John" bekanntgewordenen IS-Extremisten zu sehen. Das Foto trug die Unterzeile: "Irgendwelche Unterschiede?" Dem inzwischen vermutlich getöteten "Dschihadi John" wird die Enthauptung mehrerer westlicher Geiseln zur Last gelegt.

International wurden Befürchtungen laut, dass die Lage in der Region eskalieren könnte. Die USA und die EU fürchten um die Stabilität bei ihrem engsten Verbündeten in der Region.

In Deutschland forderte die Opposition einen Stopp von Rüstungsexporten nach Saudi-Arabien. Die USA appellierten an die Staats- und Regierungschefs der Golf-Region, ihre Bemühungen zu verdoppeln, um zu einer Deeskalation der Lage beizutragen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief die rivalisierenden Religionsgruppen zur Zurückhaltung auf.


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