Der Wert des Baltic-Dry-Index (BDI), einer Kennziffer für den internationalen Warenverkehr zur See, ist am Donnerstag auf ein neues Allzeit-Tief von 383 Punkten gesunken, wie Reuters meldete. Bereits im Verlauf des vergangenen Jahres verlor der Index rund 39 Prozent. Der BDI bildet die Kosten für den maritimen Transport wichtiger Rohstoffe wie Stahl, Zement oder Öl ab. Daher lässt er Rückschlüsse auf Angebot und Nachfrage nach Gütern und letztendlich auf den Zustand der Weltwirtschaft zu.
Besonders in Chinas Häfen ging die Aktivität zuletzt deutlich zurück. Wie der Nachrichtendienst Bloomberg berichtet, haben seit dem Jahr 2010 rund 140 chinesische Werften den Betrieb eingestellt. Dies habe insbesondere mit der Abhängigkeit von großen Containerschiffen zu tun, welche derzeit unter niedrigen Frachtraten leiden. Als Hauptgrund dafür nennt Bloomberg die sinkende Nachfrage der chinesischen Industrie nach Rohstoffen.
Der Abschwung in China schlägt sich auch deutlich in den Zahlen für neue Bauaufträge für heimische Werften nieder: Einer Analyse von JPMorgan Chase & Co. zufolge hätten im vergangenen Jahr nur 69 Werften Auftragseingänge verzeichnet. Im Jahr 2014 waren dies dem Bericht zufolge noch 126 und 2013 gar 147 Werften.
Bemerkenswert ist, dass nicht nur die chinesische, sondern die gesamte Frachtschiffbranche unter mangelnder Nachfrage zu leiden scheint. In einer Marktanalyse der Deutschen Bank heißt es hierzu: „Die Verbesserung der Container-Raten, welche wir für das Jahresende erwartet hatten, trat nicht ein. Basierend auf Gesprächen mit verschiedenen Kontaktpersonen aus der Industrie gehen wir sogar davon aus, dass ein Teil der Frachtfirmen den Verkauf von Vermögenstiteln erwägen, um Liquidität zu generieren (…)“.
Die Abkühlung des Überseehandels und der damit einhergehende Rekordtiefstand des BDI sind Zeichen einer zurückgehenden globalen Nachfrage und möglicherweise ein frühes Indiz für einen beginnenden globalen Abschwung.