Deutschland

Handelsblatt vor dem Kauf der Abo-Datei der FTD

Eine besonders bittere Pille könnten die Mitarbeiter der Financial Times Deutschland in ihren letzten Tagen an Bord noch schlucken müssen, bevor sie das Schiff verlassen. Offenbar interessiert sich das Handelsblatt für den Kauf der Abonnenten-Kartei der verbleichenden FTD:
27.11.2012 15:06
Lesezeit: 2 min

Der Crash der FTD könnte zum großen Triumph für das Handelsblatt werden: Nach Informationen der Deutschen Wirtschafts Nachrichten könnte die Traditionszeitung aus Düsseldorf mit der Übernahme des Abonnenten-Stammes der am 7. Dezember zum letzten Mal erscheinenden Zeitung einen echten Coup landen. Beim Handelsblatt wollte man sich zum Vorgang nicht konkret äußern. Eine Sprecherin sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten, dass "die Verlagsgruppe Handelsblatt an Gesprächen mit Gruner + Jahr nicht beteiligt" sei.  Das mag zwar formal richtig sein - es gibt jedoch auch Konstruktionen, bei denen ein Dritter die Daten für das Handelsblatt formal erwirbt. Dann wäre die Verlagsgruppe Handelsblatt tatsächlich nicht beteiligt. Auch die Handelsblatt GmbH könnte der Käufer sein.

Dem Vernehmen nach wird, wenn es zu dem Deal kommt, auch die Internet-Domain ftd.de an das Handelsblatt fallen. Der Kaufpreis für Abonnenten und Domains soll im mittleren einstelligen Millionenbereich liegen. Ob es beim Handelblatt als einzigem Interessenten bleibt, ist noch nicht gewiß: Auch das Wall Street Journal hat Interesse an den Lesern gezeigt: Für Rupert Murdoch würde der Kauf der Reste Sinn machen, weil er damit die Position des WSJ in Europa stärken könnte. Allerdings wird es Gruner+Jahr schwerfallen, die Daten ausgerechnet an den ärgsten Rivalen des einstigen Namensgebers  Financial Times weiterzugeben.

Für das Handelsblatt könnte die Übernahme der FTD-Reste von existentieller Bedeutung sein: Selbst wenn nur ein Teil der Abonnenten dem neuen Lieferanten treu bliebe, könnte das Handelsblatt damit einen entscheidenden Schritt aus der Verlustzone machen. Auch online würde das Handelsblatt damit zur gänzlich unangefochtenen Nummer 1 in der Wirtschafts-Tagespresse. Im Grunde wird das Handelblatt durch die Entwicklung wieder das, was es schon vor der Gründung der FTD war: Ein Monopolist bei den Wirtschaftszeitungen. Die Wiederherstellung des Status Quo Ante hat Gruner+Jahr dem Verleger Dieter von Holtzbrinck mit 250 Millionen Euro finanziert.

Für G+J bleibe der schwache Trost, dass der Hamburger Verlag mit dem Kaufpreis einen Teil seiner Abfindungen abdecken könnte. Betriebswirtschaftlich ist die Lösung für den G+J-Vorstand die beste Variante: Die Gesellschafter zahlen den Löwenanteil der Schließung, das Problem ist zügig gelöst – und der Vorstand kann in Gütersloh am Ende doch noch mit einer überraschend kreativen Lösung zur Verlustminimierung beitragen.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Pokémon-Karten als Geldanlage: Hype, Blase oder Millionen-Geschäft?
03.07.2025

Verstaubte Karten aus dem Kinderzimmer bringen heute tausende Euro – doch Experten warnen: Hinter dem Pokémon-Hype steckt eine riskante...

DWN
Finanzen
Finanzen Politische Unsicherheit: Warum Anleger jetzt Fehler machen
03.07.2025

Trumps Kurs schürt Unsicherheit an den Finanzmärkten. Wie Anleger jetzt kühlen Kopf bewahren und welche Fehler sie unbedingt vermeiden...