Das Institute for International Finance gab am Mittwoch bekannt, dass es neuesten Schätzungen zufolge im vergangenen Jahr zu einem Netto-Kapitalabfluss von etwa 735 Milliarden Dollar aus den Schwellenländern kam. Allein aus China seien rund 675 Milliarden Dollar abgezogen worden. Im Oktober hatte das Institut das Gesamtvolumen der Kapitalflucht aus Schwellenländern für 2015 noch auf etwa 540 Milliarden Dollar beziffert, schreibt die Financial Times.
Die Schätzung hätte deutlich korrigiert werden müssen, weil die Kapitalflucht aus China in den letzten drei Monaten des Jahres noch einmal stark angezogen habe. China versucht seit einiger Zeit, die Abflüsse zu unterbinden. Weil deswegen immer öfter Geld über verschlungene Pfade aus China transferiert werde, seien Schätzungen schwierig, so das Institut.
Dem China Business Climate Survey Report der amerikanischen Handelskammer in China zufolge hätten außerdem mehr als ein Drittel der in China tätigen US-Konzerne im vergangenen Jahr stagnierende oder negative Einkünfte vermeldet. Als größte Herausforderung für eine Geschäftstätigkeit in China nannten die befragten Unternehmen zudem die unklare Rechtslage und die „inkonsistente regulatorische Interpretation“ durch die Aufsichtsbehörden.
Die Umfrageergebnisse sind nicht nur aufgrund der schwierigen Umstände bei der statistischen Erhebung vorsichtig zu interpretieren. So gibt es ernstzunehmende Marktbeobachter, die in der Berichterstattung zu China und insbesondere beim Thema Kapitalflucht eine mutwillige Skandalisierung erkennen. Damit solle von Problemen in den eigenen Finanzmärkten abgelenkt werden.