Politik

Italien setzt Merkel in der Flüchtlings-Krise unter Druck

Italiens Premier Renzi macht seine Zustimmung zur Zahlung der EU-Milliarden an die Türkei von einer Lockerung der EU-Haushaltsregeln abhängig. Der Stabilitätspakt von Angela Merkel könnte damit obsolet werden.
31.01.2016 00:27
Lesezeit: 1 min

+++WERBUNG+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi hat von der EU-Kommission gefordert, seinem Land mehr Flexibilität in der Haushaltspolitik einzuräumen. Er verlange aber nur, dass die EU-Kommission die von ihr selbst veröffentlichten Regeln auch auf Italien anwende, sagte Renzi am Freitag in Berlin nach einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Jean-Claude Juncker sei zum Chef der EU-Kommission gewählt worden, weil er mehr Flexibilität versprochen habe. Er glaube nicht, dass Juncker nun davon abrücke. Italien verfolge zudem weiter das Ziel, den Schuldenberg abzubauen.

Hintergrund ist die bevorstehende Beurteilung der italienischen Haushaltspolitik durch die EU-Kommission. Renzi möchte näher an die zulässige Defizitobergrenze von 3,0 Prozent heranrücken als ursprünglich angemeldet, um höhere staatliche Ausgaben zu ermöglichen.

Merkel sagte, es gebe offenbar unterschiedliche Interpretationen, was mit Flexibilität gemeint sei. „Aber die Interpretation nimmt glücklicherweise die Kommission vor, da mische ich mich nicht ein“, sagte sie. Jedes Land verhandele selbst mit der EU-Kommission.

Zuvor hat der Fraktionschef der Europäischen Volkspartei (EVP) die Regierung in Rom zu mehr Unterstützung bei der Lösung der Flüchtlingskrise aufgefordert. „Jetzt muss die italienische Regierung Solidarität zeigen und möglichst schnell ihren Beitrag in den Drei-Milliarden-Fonds für Flüchtlingshilfen in der Türkei einzahlen“, so Manfred Weber (CSU) .

Renzi müsse sich bewegen, forderte der EVP-Fraktionschef im Europäischen Parlament. Ansonsten bestünde die Gefahr, dass eine Koalition der Willigen alleine handle. „Dies wäre sicher nicht zum Vorteil Italiens oder anderer Länder“, sagte Weber. Hintergrund der Äußerungen ist die Weigerung Renzis, Geld in den EU-Fonds zur Finanzierung von Flüchtlingshilfen in der Türkei einzuzahlen, solange die Haushaltsregeln im Stabilitätspakt nicht gelockert werden.

Weber lehnte die Forderungen des italienischen Regierungschefs nach mehr Spielraum beim Stabilitätspakt ab: „Ministerpräsident Renzi spielt mit dem Feuer, wenn er meint, dass jetzt der Stabilitätspakt unterlaufen werden kann.“ Renzi riskiere die Wachstumsperspektiven seines Landes und gefährde die Glaubwürdigkeit seiner Regierung.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Frühere AfD-Chefin: Frauke Petry kündigt Gründung neuer Partei an - Alternative für die FDP?
11.05.2025

Die frühere Vorsitzende der AfD will vom kommenden Jahr an mit einer neuen Partei bei Wahlen antreten. Ziel der Partei soll sein, dass...

DWN
Immobilien
Immobilien Deutschlands Zukunft? Wohnquartiere als soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung
11.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...