Norwegens Staatsfonds hat im vergangenen Jahr Beteiligungen an 73 Firmen verkauft, wie Financial Times am Donnerstag bekanntgab. Um welche Firmen es sich dabei handelt, hat der Staatsfonds nicht kommentiert. Betroffen seien nach eigenen Angaben viele Unternehmen aus der Kohle-Industrie.
Offiziell heißt es, damit solle ein Zeichen gegen angebliche Verstöße dieser Unternehmen gegen Grundsätze der guten Unternehmensführung oder des Umweltschutzes gesetzt werden. Im Jahr 2014 hatte sich der Fonds, der derzeit Einlagen von rund 730 Milliarden Euro verwaltet, aus 49 Unternehmen zurückgezogen.
Vieles spricht indes dafür, dass der aus den rückläufigen Öl-Einnahmen resultierende zusätzliche Geldbedarf der wahre Grund für die Verläufe sein könnte. Der norwegische Staatsfonds hatte im zweiten und dritten Quartal 2015 bereits Verluste gemeldet, weil aufgrund der niedrigen weltweiten Zinsniveaus auch die Renditen seiner Anlagen in Mitleidenschaft gezogen wurden. Überdies führt das hohe norwegische Lohnniveau dazu, dass Öl nicht mehr rentabel gefördert werden kann. Die durchschnittlichen Produktionskosten liegen einer Studie zufolge bei etwa 36 Dollar und damit über den derzeitigen Weltmarktpreisen für ein Barrel (159 Liter) Öl. Die Erlöse der verkauften Beteiligungen könnten vor diesem Hintergrund zur Stabilisierung des Staatshaushalts herangezogen worden sein.
Mit dem Finanzierungsproblemen hängt warscheinlich auch die teilweise Abschaffung von Bargeld in Norwegen zusammen. Vor einigen Wochen kündigte die größte Bank des Landes an, fortan keine Kundengeschäfte mit Bargeld mehr abzuwickeln. Andere Banken betreiben schon länger ein rein digitales Geschäft. Die Umgehung von Bargeld erlaubt es der Regierung, die Bürger mit Negativzinsen zum Konsum zu zwingen oder durch Sonderabgaben auf Bankvermögen zu besteuern.