Politik

Ermittlungen gegen Hamburger Privatbank M.M. Warburg

Ermittler haben die Räume der Hamburger Privatbank M.M. Warburg durchsucht. Das Geldhaus soll mit Scheinrechnungen geholfen haben, mehr als 20 Millionen Euro bei umstrittenen Dividendengeschäften beiseite zu schaffen. Mit so genannten Cum-Ex-Deals sollen sie sich mehrfache Steuerrückzahlungen erschlichen haben.
24.02.2016 12:29
Lesezeit: 1 min

Die Hamburger Privatbank M.M. Warburg ist wegen umstrittener Geschäfte mit Dividendentiteln ins Visier der Ermittler geraten. Das Institut bestätigte am Mittwoch, ihre Geschäftsräume seien bereits Mitte Januar auf Betreiben der Kölner Staatsanwaltschaft durchsucht worden. Die Ermittler aus dem Rheinland verdächtigen mehr als 100 Banken und wohlhabende Kunden, mit den Geschäften rund um den Dividenden-Zahltag zu Unrecht Kapitalertragsteuer in Milliardenhöhe kassiert zu haben. M.M. Warburg wies den Verdacht selbst aber zurück: „Eine mehrfache Erstattung von Steuern hat die Bank weder erhalten noch beantragt. Ebenso wenig stellte die Bank mehrfache Steuerbescheinigungen aus.“

Mit den sogenannten „Cum-Ex“-Geschäften machten sich Banken und ihre Kunden ein vermeintliches Steuerschlupfloch zu Nutze, mit dem sich Käufer und Verkäufer von Aktien die Steuern auf die Kapitalerträge erstatten lassen konnten, obwohl diese nur einmal gezahlt wurden. Zahlreiche Geldhäuser - von der HypoVereinsbank über die HSH Nordbank bis zur Commerzbank - haben sich mit den Behörden auf Strafzahlungen bereits geeinigt und teilweise auch Steuern zurückgezahlt.

Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung verdächtigen die Ermittler M.M. Warburg, angeblichen Drahtziehern von Cum-Ex-Deals geholfen zu haben, mehr als 20 Millionen Euro beiseite zu schaffen. Dazu habe die Traditionsbank Scheinrechnungen bezahlt, die von der Schweizer Bank Sarasin gekommen seien. Insgesamt gehe es um Börsengeschäfte im Volumen von mehr als 150 Millionen Euro mit drei Kapitalanlagefonds. M.M. Warburg wies das Vorgehen in der Stellungnahme zurück: Den Zahlungen liege ein Vertrag mit einer anderen Bank über die Vermittlung von Wertpapierumsätzen zugrunde. „Die Wertpapiergeschäfte erfolgten unter Berücksichtigung der gesetzlichen Anforderungen.“ Das Institut unterstütze die Ermittlungen.

Die Kölner Staatsanwaltschaft wollte sich dazu konkret nicht äußern. Das Steuerverfahren gegen den Privatbankier Eric Sarasin wegen der „Cum-Ex“-Geschäfte war gegen eine Geldauflage von rund 200.000 Euro kürzlich eingestellt worden. Er war als stellvertretender Bankchef wegen der Vorwürfe zurückgetreten, hatte diese aber stets zurückgewiesen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungsmangel: Deutschland fehlen 550.000 Wohnungen
05.02.2025

Eine neue Analyse belegt ein massives Wohnungsdefizit in Deutschland: 550.000 Wohnungen fehlen bundesweit. Die Politik zeigt sich vor der...

DWN
Panorama
Panorama Elf Tote in Schweden: Was ist passiert?
05.02.2025

Nach einer Schießerei an einer Erwachsenenbildungseinrichtung in Schweden bleiben viele Fragen offen. Mindestens elf Menschen starben,...

DWN
Politik
Politik Grönland wählt am 11. März - und verbietet ausländische Spenden an Politik
05.02.2025

Aus Angst vor Wahlmanipulation und angesichts geopolitischer Begehrlichkeiten greift Grönland durch: Ausländische und anonyme Spenden an...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Strafzölle: Wie die deutsche Wirtschaftsleistung massiv bedroht wird
05.02.2025

US-Strafzölle auf Importe aus Kanada, Mexiko und China könnten gravierende Folgen für die deutsche Wirtschaft haben. Experten des...

DWN
Panorama
Panorama Russischer Geheimdienst hinter Auto-Sabotagen vermutet
05.02.2025

Eine Serie von Sabotageakten gegen Autos sorgt für Unruhe in Deutschland. Die Polizei vermutet dahinter einen russischen Geheimdienst, der...

DWN
Technologie
Technologie Shein und Temu im Visier der EU-Kommission
05.02.2025

Die EU-Kommission will gegen den massenhaften Import billiger Produkte von Plattformen wie Shein und Temu vorgehen. Im Fokus stehen...

DWN
Politik
Politik Mehrheit bei Migrationsvotum durch AfD: Für mehr als die Hälfte der Deutschen kein Problem
05.02.2025

Bei den Demonstrationen gegen Merz und die AfD war viel Empörung zu spüren. Doch diese Proteste spiegeln nur die Meinung einer – wenn...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rüstungskonzern KNDS übernimmt Alstom-Werk in Görlitz und sichert Arbeitsplätze
05.02.2025

Der Rüstungskonzern KNDS übernimmt das Alstom-Werk in Görlitz. In einer feierlichen Zeremonie unterzeichneten die Unternehmen eine...