Der Deutschen Börse droht beim geplanten Zusammenschluss mit der London Stock Exchange (LSE) Konkurrenz. Die US-Börse ICE erklärte am Dienstag, sie erwäge ein Gegenangebot für die LSE. Die ICE sei bisher jedoch noch nicht an das LSE-Management herangetreten. Ob die Amerikaner am Ende tatsächlich eine Offerte vorlegen, sei noch nicht entschieden. Am Markt hoffen Investoren nun auf ein Bietergefecht: LSE-Aktien schossen rund acht Prozent nach oben. Allerdings gewannen auch die Papiere der Deutschen Börse 1,5 Prozent.
Deutsche Börse und LSE hatten vor einer Woche angekündigt, einen „Zusammenschluss unter Gleichen“ anzustreben. Zusammen wären beide Unternehmen rund 25 Milliarden Euro wert. Als mit Abstand größter Börsenbetreiber Europas könnten sie den Wettbewerbern aus den USA und Asien dann besser Paroli bieten. Mit dem Deal befasste Personen hatten deshalb bereits in den vergangenen Tagen vor dem Risiko einer Gegenofferte gewarnt. Laut der Agentur Bloomberg spricht auch die US-Börse CME mit Beratern darüber, ob sie die europäische Börsenfusion torpedieren könnte, beispielsweise mit einer Offerte für die LSE. Die CME wollte sich dazu dem Bericht zufolge nicht äußern. Von der Deutschen Börse war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
Der geplante Zusammenschluss der Frankfurter Börse mit der LSE entspricht nach Berechnungen von Analysten lediglich einem Aufschlag von 18 Prozent auf den LSE-Aktienkurs vor Bekanntwerden des Deals. ICE und CME, die deutlich größer sind als Deutsche Börse und LSE, könnten Experten zufolge mehr auf den Tisch legen. Bei einer Übernahme durch die Amerikaner wäre die LSE jedoch eindeutig der kleinere Partner. Interessant wird deshalb vor allem sein, ob das LSE-Management und die britische Politik offen wären für einen Verkauf an die ICE – oder ob sie eine Fusion auf Augenhöhe mit der Deutschen Börse bevorzugen. Spannend ist zudem, wie die EU-Aufsichtsbehörden eine Übernahme der LSE durch die ICE beurteilen würden.