Finanzen

EDF-Finanzchef wegen Streits über Atomkraftwerk zurückgetreten

Lesezeit: 1 min
07.03.2016 12:45
Der Finanzchef des französischen Energiekonzerns EDF ist zurückgetreten. Grund ist der Streit um ein geplantes Atomkraft in Großbritannien. Der Manager halte das Milliarden-Projekt für finanziell zu riskant.
EDF-Finanzchef wegen Streits über Atomkraftwerk zurückgetreten

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Im Streit um das geplante britische Atomkraftwerk Hinkley Point C ist der EDF-Finanzchef des französischen Energiekonzerns zurückgetreten. Der Stromriese bestätigte am Montag den Rücktritt von Finanzdirektor Thomas Piquemal und benannte vorübergehend einen Nachfolger. Aus Unternehmenskreisen verlautete, der Spitzenmanager zweifle an der „kurzfristigen Machbarkeit“ des Projekts.

Piquemal hält das 18 Milliarden Pfund (23 Milliarden Euro) teure Vorhaben demnach für ein zu großes, finanzielles Risiko. Auch die Gewerkschaften bei EDF befürchten, die Finanzierung des Projekts könnte den bereits hoch verschuldeten Konzern überfordern und in seiner Existenz gefährden.

Der französische Stromkonzern ist am geplanten Bau von zwei Atomreaktoren im britischen Hinkley Point beteiligt. Es sind seit mehr als zwei Jahrzehnten die ersten Atomreaktoren in Großbritannien, die neu gebaut werden sollen. EDF soll zwei Drittel der Kosten finanzieren, ein weiteres Drittel der chinesische Atomkonzern CGN.

Eine endgültige Investitionsentscheidung des Stromriesen EDF, der zu 84,5 Prozent dem französischen Staat gehört, steht noch aus. EDF erklärte am Montag erneut, eine Entscheidung solle „in naher Zukunft“ fallen.

Noch am Donnerstag hatten Frankreich und Großbritannien versichert, das Projekt sei ein „Pfeiler“ ihrer Beziehungen. Das Projekt sei ein „Schlüsselelement“ der britischen Energiepolitik und biete die Garantie einer sicheren, CO2-freien Stromversorgung. Der französische Wirtschaftsminister Emmanuel Macron hatte den Bau des Atomkraftwerks als „sehr gute Investition“ für EDF bezeichnet.

In der Europäischen Union sorgt das geplante Kraftwerk schon seit längerem für Streit: Die EU-Kommission hatte im Oktober 2014 erlaubt, dass London die beiden Meiler mit Steuergeldern bezuschusst. So sicherte Großbritannien dem Betreiber unter anderem einen garantierten Stromabnahmepreis für die ersten 35 Jahre zu.

Dagegen klagte im Sommer 2015 Österreich, mehrere deutsche Stadtwerke schlossen sich an. Die Subventionen sind ihrer Ansicht nach eine unrechtmäßige Beihilfe.

Der Rücktritt von EDF-Finanzchef Piquemal ließ am Montag den Aktien-Kurs des Konzerns einbrechen: An der Paris Börse gaben die Aktien am Vormittag vorübergehend um knapp acht Prozent nach.

In Berlin erklärte die atompolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Sylvia Kotting-Uhl, die „Nichtfinanzierbarkeit der Atomkraft“ werde „immer offensichtlicher“. Hinkley Point C sei ein „Irrsinnsprojekt“. Die Bundesregierung müsse sich für einen „konsequenten Atomausstieg in Europa“ stark machen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Yulin Delegation - Erfolgreich veranstaltetes Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen in Berlin

Am 25. April 2024 organisierte eine Delegation aus der chinesischen Stadt Yulin ein erfolgreiches Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Elektroauto-Krise schwächt deutsche Autokonzerne kaum - bisher
28.04.2024

Trotz der Marktflaute bei E-Autos und der schwachen Nachfrage in Deutschland erwirtschaften Volkswagen und BMW tolle Gewinne. Bei anderen...

DWN
Technologie
Technologie Neurotechnologie und Transhumanismus: Fortschritt, Chancen und Herausforderungen
28.04.2024

Wie sind die aktuellen Trends und potenziellen Auswirkungen von Neurotechnologie? Neben der Künstlichen Intelligenz entwickelt sich dieser...

DWN
Panorama
Panorama Neue Regelungen im Mai: Ticketsteuer, Biosprit und Autokauf
28.04.2024

Der Mai bringt frische Regulierungen und Veränderungen in verschiedenen Bereichen: Flugtickets könnten teurer werden, Autofahrer können...

DWN
Finanzen
Finanzen Welche Anlagestrategie an der Börse passt zu mir?
28.04.2024

Wenn Sie sich im Dschungel der Anlageoptionen verirren, kann die Wahl der richtigen Strategie eine Herausforderung sein. Dieser Artikel...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ressource Nummer 1 auf unserem blauen Planeten – das Geschäft um Trinkwasser
28.04.2024

Lange war es eine Selbstverständlichkeit, dass es genug Wasser gibt auf der Welt. Und bei uns ist das ja auch ganz einfach: Hahn aufdrehen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Konfliktlösung ohne Gericht: Verbraucherschlichtung als Chance für Ihr Business
27.04.2024

Verabschieden Sie sich von langwierigen Gerichtsverfahren! Mit dem Verbraucherstreitbeilegungsgesetz (VSBG) senken Sie Ihre Kosten,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Krieg in der Ukraine: So ist die Lage
27.04.2024

Wegen Waffenknappheit setzt der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj, auf Ausbau der heimischen Rüstungsindustrie, um sein Land...

DWN
Finanzen
Finanzen Hohes Shiller-KGV: Sind die Aktienmärkte überbewertet?
27.04.2024

Bestimmte Welt-Aktienmärkte sind derzeit sehr teuer. Diese sind auch in Indizes wie dem MSCI World hoch gewichtet. Manche Experten sehen...