Politik

Russland könnte schon bald 73% der globalen Ölversorgung kontrollieren

Die Rolle Russlands in der gegenwärtigen Ölkrise verändert sich zusehends. Da der Einfluss Saudi-Arabiens geschwächt ist, kommt Russland in der Bestimmung des Ölpreises eine stetig wachsende Bedeutung zu. Sollten sich auch die OPEC-Staaten einigen können, könnte Russland den größten Teil der globalen Ölversorgung kontrollieren.
10.03.2016 01:14
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

In der anhaltenden Ölkrise hat Russland nun eine maßgebende Rolle in der Formierung eines neuen Kartells angenommen, die zu einer geopolitischen Neuordnung führen könnte. Ein erstes Treffen zwischen Russland, Katar, Saudi-Arabien und Venezuela im Februar wird Mitte März in einer größeren Gruppe wiederholt. Sollte Russland dort einen Konsens erreichen, würde das seine Führungsrolle weiter stärken.

Bis zur Ölkrise bestimmte Saudi-Arabien die Ölpreise. Mittlerweile ist sein Einfluss aber stark geschwächt. Die kleineren OPEC-Staaten haben bereits eine Deckelung der Produktion verlangt – bisher jedoch ohne Übereinkommen.

Lange Zeit war Saudi-Arabien ein Verbündeter der USA, doch auch das hat sich geändert. C.W. Freeman Jr., ehemaliger US-Botschafter in Riyad, hatte erst kürzlich vermerkt: „Wir haben einen langen Verfall der Beziehungen zwischen den USA und Saudi-Arabien gesehen, und dieser begann weit vor Obamas Amtszeit.“ Die Beziehungen verschlechterten sich mit der Aufhebung der Sanktionen bezüglich des iranischen Nuklear-Abkommens im Januar noch weiter. Saudi-Arabien muss, auch im Angesicht der anhaltenden Bedrohung durch den IS, weiter nach einem Verbündeten im Golf schauen. Obwohl Russland und Saudi-Arabien sich in Syrien uneinig sind, könnte der Ölpreisverfall den Weg für eine Zusammenarbeit der beiden Staaten ebnen.

Diese Annäherung ist nicht die erste ihrer Art: Bereits 2013 wurde von einem versuchten Deal berichtet. Wenn Russland ein Abkommen zwischen seinem langjährigen Verbündeten Iran und Saudi-Arabien aushandeln kann, könnte es sich auch bei OPEC durchsetzen.

Russland, Saudi-Arabien und andere Staaten produzieren im Moment auf Rekordniveau und Kevin Norrish, Barclays Chefresearcher für Rohstoffe, sagte, es wäre „unerlässlich anzumerken“, dass in diesem Jahr nur wenig Zuwachs in der Produktion von Russland, Katar und Venezuela zu erwarten ist.

Aufgrund des Bestrebens die Produktion wieder zu Prä-Sanktions-Höhen zurückzubringen, hat der Iran sich nicht zum Produktionsstillstand verpflichtet. Wie Russlands Energieminister Aleksander Novak feststellt: „Der Iran ist in einer besonderen Position, da das Produktionsniveau des Landes auf dem Niedrigstand ist. Ich denke also, man könnte an ihn einzeln herantreten, mit einer gesonderten Lösung.“

Die großen Golfstaaten sind sich einig und mit der Zusicherung von mehr Unterstützung gegen den IS, ist es wahrscheinlich, dass auch der Irak Russland folgt. Falls dieses Szenario eintritt, würde Russland als Anführer der Ölstaaten, die für 73 Prozent der globalen Ölversorgung einstehen, hervorgehen.

Diese Analyse ist eine Kurzfassung eines Textes von  im Fachmagazins oilprice.com, auf dem dieser Beitrag zuerst erschien. 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Putins Parade: Moskau feiert "Tag des Sieges" – Europas Spaltung auf dem Roten Platz sichtbar
09.05.2025

Während Putin mit Pomp den „Tag des Sieges“ feiert, marschieren zwei europäische Regierungschefs an seiner Seite – trotz Warnungen...

DWN
Panorama
Panorama Der stille Anti-Trump? Internationale Reaktionen auf Papst Leo XIV.
09.05.2025

Mit der Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche übernimmt erstmals ein Amerikaner das Papstamt. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie nach Dividendenabschlag im Minus – Chance für Anleger?
09.05.2025

Die Allianz-Aktie zählt 2025 zu den Top-Performern im DAX – doch am Freitagmorgen sorgt ein deutlicher Kursrückgang für Stirnrunzeln...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch zur Eröffnung am Freitag
09.05.2025

Zum Handelsbeginn am Freitag hat der DAX ein frisches DAX-Rekordhoch erreicht. Die im April gestartete Erholungswelle nach dem ersten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzen in Deutschland steigen nur noch geringfügig an - ist das die Trendwende?
09.05.2025

Der Anstieg der Insolvenzen in Deutschland hat sich im April deutlich verlangsamt. Laut Statistischem Bundesamt wurden im Monatsvergleich...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie profitiert von starkem Jahresauftakt - und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag leicht zugelegt. Das deutsche Geldhaus überraschte mit einem...

DWN
Politik
Politik Zweite Kanzlerreise: Erwartungen an Merz in Brüssel steigen
09.05.2025

Nur drei Tage nach seinem Amtsantritt ist Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zu seiner zweiten Kanzlerreise aufgebrochen – Ziel ist...

DWN
Technologie
Technologie Meta trainiert KI mit Ihren Daten – ohne Ihre Zustimmung. So stoppen Sie das jetzt!
09.05.2025

Ab dem 27. Mai analysiert Meta öffentlich sichtbare Inhalte von Facebook- und Instagram-Nutzern in Europa – zur Schulung seiner...