Politik

Historisch: EZB senkt Leitzins erstmals auf Null Prozent

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins erstmals auf null Prozent gesenkt. Das teilte die Notenbank am Donnerstag in Frankfurt mit.
10.03.2016 13:47
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die EZB hat ihre Geldpolitik erneut gelockert. Wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag mitteilte, wird der Schlüsselzins für die Versorgung der Geschäftsbanken mit Notenbankgeld erstmals auf null Prozent gesetzt. Bislang lag er bei 0,05 Prozent. Der Strafzins für Geschäftsbanken wurde zudem nochmals verschärft. Der sogenannte Einlagensatz werde auf minus 0,4 Prozent von bislang minus 0,3 Prozent herabgesetzt. Damit wird es für die Institute noch teurer, wenn sie überschüssige Gelder über Nacht bei der Notenbank parken.

Außerdem werden die umstrittenen Anleihenkäufe auf monatlich 80 (bisher 60) Milliarden Euro aufgestockt. Mit dem Programm wollen die Währungshüter die Wirtschaft ankurbeln und für mehr Inflation sorgen. Denn im Februar waren die Preise in der Euro-Zone um 0,2 Prozent gesunken. Die EZB peilt aber mittelfristig eine Teuerung von knapp zwei Prozent als Idealwert für die Wirtschaft an.

Die EZB zieht außerdem neue Geldspritzen für die Geschäftsbanken auf. Ab Juni sollen vier spezielle Kreditlinien - im Fachjargon TLTRO II genannt - für die Finanzinstitute mit einer Laufzeit von vier Jahren aufgelegt werden, wie die EZB am Donnerstag mitteilte. Die Kosten orientierten sich am Einlagenzins, den die EZB auf nun minus 0,4 Prozent gesenkt hat.

Bereits seit 2014 bieten die Währungshüter gezielte Geldspritzen an. Sie sollen Geschäftsbanken dazu bewegen, mehr Kredite an Firmen zu vergeben. Die Zentralbank hatte den Banken auf dem Höhepunkt der Euro-Schuldenkrise um die Jahreswende 2011/12 zudem in zwei Tranchen insgesamt rund eine Billion Euro für drei Jahre zum Leitzins zur Verfügung gestellt.

Hier das Statement auf Englisch:

At today’s meeting the Governing Council of the ECB took the following monetary policy decisions:

(1) The interest rate on the main refinancing operations of the Eurosystem will be decreased by 5 basis points to 0.00%, starting from the operation to be settled on 16 March 2016.

(2) The interest rate on the marginal lending facility will be decreased by 5 basis points to 0.25%, with effect from 16 March 2016.

(3) The interest rate on the deposit facility will be decreased by 10 basis points to -0.40%, with effect from 16 March 2016.

(4) The monthly purchases under the asset purchase programme will be expanded to €80 billion starting in April.

(5) Investment grade euro-denominated bonds issued by non-bank corporations established in the euro area will be included in the list of assets that are eligible for regular purchases.

(6) A new series of four targeted longer-term refinancing operations (TLTRO II), each with a maturity of four years, will be launched, starting in June 2016. Borrowing conditions in these operations can be as low as the interest rate on the deposit facility.

Damit treibt die EZB die Euro-Zone in eine gefährliche Richtung: Geldpolitische Experten haben in den vergangenen Wochen dringend vor höheren Strafzinsen und der Erweiterung des Ankaufsprogramms gewarnt. Die EZB-Politik könnte die Euro-Zone in eine Depression stürzen, weil es die Banken im Hinblick auf ihr gesamtes Geschäftsmodell in den Zombie-Status schicken könnte, wie eine detaillierte Analyse belegt (hier die ganze Analyse).

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie DeepSeek zerstört Milliardenwerte: China-KI soll aus Europa verschwinden
02.07.2025

Ein chinesisches Start-up bringt Nvidia ins Wanken, Milliarden verschwinden in Stunden. Doch für Europa ist das erst der Anfang: Die...

DWN
Politik
Politik Gasförderung Borkum: Kabinett billigt Abkommen mit den Niederlanden
02.07.2025

Die Bundesregierung will mehr Gas vor Borkum fördern und stößt damit auf heftigen Widerstand von Umweltschützern. Das Vorhaben soll...

DWN
Immobilien
Immobilien Klimaanlage einbauen: Was Sie vor dem Kauf wissen müssen
02.07.2025

Die Sommer werden heißer – und die Nachfrage nach Klimaanlagen steigt. Doch der Einbau ist komplizierter, als viele denken. Wer nicht in...

DWN
Technologie
Technologie Balkonkraftwerke: 220.000 neue Anlagen binnen sechs Monaten
02.07.2025

Mehr als 220.000 neue Balkonkraftwerke sind in Deutschland binnen sechs Monaten ans Netz gegangen. Während Niedersachsen glänzt, fallen...

DWN
Politik
Politik USA frieren Waffenlieferungen an die Ukraine ein – Prioritäten verschieben sich
02.07.2025

Die USA stoppen zentrale Waffenlieferungen an die Ukraine. Hinter der Entscheidung steckt ein geopolitischer Kurswechsel, der Europa...

DWN
Politik
Politik Stromsteuer: Kommt jetzt die Entlastung für alle?
02.07.2025

Die Stromsteuer spaltet das schwarz-rote Bündnis – und mit ihr die Frage, ob Bürger und Betriebe wirklich entlastet werden. Während...

DWN
Panorama
Panorama Hitzewelle in Deutschland: Temperaturen bis 40 Grad und drohende Unwetter
02.07.2025

Deutschland ächzt unter extremer Hitze, örtlich steigen die Temperaturen auf bis zu 40 Grad. Experten warnen vor Unwettern, Waldbränden...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell stabil: Deutsche Goldinvestments erholen sich – wie Anleger jetzt reagieren sollten
02.07.2025

In den vergangenen Wochen war die Goldpreis-Entwicklung von Volatilität geprägt. Das ist auch zur Wochenmitte kaum anders: Obwohl sich...