Finanzen

Durchbruch im Schweizer Markt für Finanz-Technologie

Lesezeit: 2 min
17.03.2016 17:29
Der junge Schweizer Markt für digitale Finanzdienstleistungen könnte sich langfristig für den Finanzplatz Schweiz als wichtiges Standbein erweisen. Die Entscheidung der Finanzaufsicht vom Donnerstag, Konten fortan auch online eröffnen zu können, stellt für dessen Weiterentwicklung aber erst ein Etappenziel dar.
Durchbruch im Schweizer Markt für Finanz-Technologie

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Viele Firmen, die innovative Finanzdienstleistungen anbieten, sind in den vergangenen Jahren in der Schweiz entstanden. Dies geht aus einer kürzlich veröffentlichten Studie des Instituts für Finanzdienstleistungen Zug hervor. Demnach hat sich die Zahl so genannter „FinTechs“ – also Firmen, welche Finanzdienstleistungen über digitale Kanäle wie Apps anbieten – seit 2010 von 24 auf 162 erhöht. Hinter dieser Zahl stehen neu gegründete Start-ups ebenso wie Banken und Technologieunternehmen, die dem Trend zum digitalen Banking folgen.

Auffallend sei, so die Autoren der Studie, dass in der Schweizer Branche alle wichtigen Elemente des FinTech relativ gleichmäßig vertreten seien. Dazu gehören Banken-Software, Datenanalyse, die dezentrale Speicherung von Informationen, alternative Finanzierungsmöglichkeiten wie das Bereitstellen von Fördergeldern über eine große Anzahl an Geldgebern, neue Zahlungsmethoden sowie das Anlegen von Geldern über das Internet.

Ein weiterer Pluspunkt des Standortes Schweiz sei, dass genügend Risikokapital zur Finanzierung neuer Geschäftsmodelle zur Verfügung stehe. „In der Schweiz finden Jungunternehmen Investoren, die ihnen das nötige Kapital zu Verfügung stellen“, sagt Thomas Ankenbrand, Projektleiter der Studie. Obwohl das Volumen des verfügbaren Kapitals im vergangenen Jahr mit rund 27 Millionen Franken recht überschaubar war, hätten keine Finanzierungs-Engpässe beobachtet werden können. Denn im Notfall können sich Schweizer Start-ups auch an ausländische Kapitalgeber wenden. „Der Venture-Capital-Markt ist global und sucht sich die besten Unternehmen weltweit, weshalb auch viele grenzüberschreitende Transaktionen zu beobachten sind“, sagt Ankenbrand.

Wolle die FinTech-Branche weiter an Bedeutung gewinnen, sei ein Schritt über die Landegrenzen hinaus Pflicht. Der Schweizer Markt ist der Studie zufolge trotz des dort etablierten Finanzsektors zu klein und eine Internationalisierung deswegen unumgänglich. Dazu gehöre auch, dass sich qualifizierte Mitarbeiter aus dem Ausland leicht in der Schweiz niederlassen könnten.

Die Politik scheint die Relevanz des Themas FinTech erkannt zu haben. Am Donnerstag hat die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) einige Aufsichtsregeln an die geänderten Umstände des digitalen Zeitalters angepasst. Künftig soll es Finanzdienstleistern gestattet werden, Geschäftsbeziehungen zu Kunden per Videoübertragung aufzunehmen. Die Online-Identifizierung wird so mit dem persönlichen Kontakt mit dem Bankberater gleichgestellt.

Trotzdem gehen die Änderungen einigen nicht weit genug. Sie kritisieren, dass nur jene Kunden ein Konto online eröffnen dürfen, die bereits eine (persönlich abgehaltene) Erstbeziehung zu einer Schweizer Bank haben. „Onlinebroker wie Swissquote oder Dukascopy hatten bereits in der Vernehmlassung auf andere Jurisdiktionen wie Großbritannien hingewiesen: Dort sei es möglich, aus dem Ausland ein Konto mit einigen Mausklicks zu eröffnen“, schreibt die Handelszeitung.

Die Finma prüft inzwischen die Einführung einer neuartigen Bewilligungskategorie für bankähnliche Geschäfte. „Diese soll Geschäftsmodellen zugänglich sein, die kein bankentypisches Geschäft betreiben aber gewisse Elemente der Bankentätigkeit benötigten – insbesondere eine beschränkte Entgegennahme von Kundengeldern ohne Ausgabe von Krediten“, schreibt die Handelszeitung weiter. Die Voraussetzungen dafür könnten weniger umfangreich ausfallen als bei der traditionellen Banklizenz und deswegen Anbieter von Finanz-Technologie neue Chancen eröffnen.

Etablierte Geldhäuser haben bereits Interesse an dem neuen Trend angemeldet. Im März hatte die UBS eine App zur digitalen Kontoführung vorgestellt, bei der sich der Kunde mit seinem Berater über einen Videochat austauscht. Zuvor hatte auch die Bank Valiant in Zusammenarbeit mit der Swisscom ein Pilotprojekt lanciert.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Vom Kriegsrisiko bis zur politischen Krise: Chameneis Erbe und Irans Zukunft
16.04.2024

Die politische Landschaft des Irans ist geprägt von Unsicherheit und potenziellen Umwälzungen. Während sich die Diskussionen über die...

DWN
Politik
Politik Eskalation im Nahen Osten: Israel plant wohl Antwort auf iranischen Drohnenangriff
16.04.2024

Die Spannungen im Nahen Osten spitzen sich zu, nachdem der Iran Israel mit Raketen attackiert hat. Welche Optionen hat Israel? Wie reagiert...

DWN
Politik
Politik Scholz in China: Deutliche Worte bei Xi zum Ukraine-Krieg und Klimaschutz
16.04.2024

Auf der letzten Etappe seiner China-Reise traf Bundeskanzler Scholz seinen Amtskollegen Präsident Xi Jinping. Bei ihrem Treffen in Peking...

DWN
Politik
Politik Engpass bei Stromversorgung: Oranienburg zeigt Deutschland die Grenzen auf
16.04.2024

Noch ist es ein Einzelfall: Die Kleinstadt Oranienburg, nördlich von Berlin, kommt dem Bedarf ihrer Kunden nicht mehr umfänglich nach....

DWN
Politik
Politik Ampel-Regierung bringt Reform des Klimaschutzgesetzes und Solarpaket auf den Weg
15.04.2024

Mehr Solarkraft und neue Leitlinien beim Klimaschutz: SPD, Grüne und FDP haben sich auf eine Reform des umstrittenen Klimaschutzgesetzes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Marktflaute bei E-Autos: Tesla plant massiven Stellenabbau
15.04.2024

Nach Jahren des schnellen Wachstums hat sich Markt für Elektroautos deutlich abgekühlt. Nun will Tesla-Chef Elon Musk im großen Stil...

DWN
Politik
Politik Angriff auf Israel: Warum die Revolutionsgarde im Iran eine große Gefahr ist
15.04.2024

Der massive Raketen- und Drohnenangriff aus dem Iran auf Israel markiert einen Wendepunkt im langjährigen Konflikt der beiden Länder. Was...

DWN
Finanzen
Finanzen Kurz vor dem nächsten "Halving": Wie geht es mit dem Bitcoin weiter?
15.04.2024

Der Bitcoin hat in diesem Jahr eine rasante Rally hingelegt. Die bevorstehende Halbierung des täglich neugeschöpften Bitcoin-Angebots...