Das Streich-Konzept der Deutschen Bahn im kriselnden Schienen-Güterverkehr ist umfangreicher als zuletzt bekannt. Neben der Schließung von 215 der knapp 1500 Verladestellen sollen zudem zahlreiche kleinere Bahnhöfe seltener angefahren werden, wie aus Konzern-Unterlagen hervorgeht, die der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag vorlagen. „Diese Anpassung von Bedienzeiten...betrifft weitere 101 Güterverkehrsstellen“, heißt es. Insbesondere kurzfristige Transport-Bestellungen sollten radikal um 97 Prozent reduziert werden, um die übrigen Züge von DB Cargo zuverlässiger fahren zu können. Daneben ist vorgesehen, die Kunden künftig in drei Klassen einzuteilen: In einer Konzern-Anweisung ist von der „Einführung einer ABC-Betreuungslogik“ die Rede. Im Kern wolle man das ganze System auf die „Bedürfnisse der A-Kunden“ ausrichten, die als wachstumsstark erachtet würden.
Eine Bahn-Sprecherin wollte sich nicht konkret zu den Papieren äußern. Es gebe noch keine Beschlüssen, sagte sie. Eine Einteilung von Cargo-Kunden in erste und zweite Klasse werde es aber nicht geben.
Die ursprünglichen Pläne hatten sogar die Schließung von 500 und damit mehr als ein Drittel der Verladestellen vorgesehen. Vor allem auf Druck der Gewerkschaften und auch der Politik wurden sie reduziert. Aber immer noch sollen so rund 3000 Stellen wegfallen. Die Arbeitnehmervertreter leisten daher weiter Widerstand. Martin Burkert, Vorsitzender des Bundestags-Verkehrsausschusses und Vorstandsmitglied der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), erklärte: „So lange wir keine wirkliche Strategie erkennen, werden wir den Plänen nicht zustimmen.“ Es müsse mehr und nicht weniger Verkehr auf die Schiene. Am Mittwoch trifft sich der Aufsichtsrat von DB Cargo, dem auch Burkert angehört, zu einer Sondersitzung. Entscheidungen sollen jedoch erst im Juni fallen.
Die Bahn hatte vor allem wegen der Krise im Güterverkehr 2015 einen Verlust von 1,3 Milliarden Euro eingefahren.