Finanzen

IWF fordert von Industrieländern mehr Kredit-Nachfrage

Der IWF hat sich erneut kritisch in Bezug auf die Weltwirtschaft geäußert. Noch sei die Zeit für strukturelle Reformen aufgrund des Niedrigzins-Umfelds gegeben, weil Staaten die hohen Schuldenstände leichter verkraften könnten. Dieser Zustand wird jedoch nicht dauerhaft anhalten.
07.04.2016 11:08
Lesezeit: 1 min

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Angesichts der schwächelnden Weltwirtschaft dringt der Internationale Währungsfonds (IWF) auf eine höhere Nachfrage nach Investitionen in Industrieländern, wie Reuters meldet. Damit lasse sich die Wachstumskraft und der Aufbau von neuen Arbeitsplätzen mittelfristig steigern, erklärte der Fonds in Analysen aus seinem am Mittwoch veröffentlichten Weltwirtschaftsausblick. Wünschenswert sei der Abbau von Hürden beim Marktzugang für Firmen in vielen Bereichen.

Dem IWF zufolge sollte die Abgabenlast auf Arbeit verringert und die Sicherungssysteme durchforstet werden. Damit sind erfahrungsgemäß Lohnsenkungen und Eingriffe in die Sozialsysteme gemeint. Manche Schritte könnten sich dem IWF zufolge bereits kurzfristig auszahlen: „Eine Wunderwaffe sind Arbeits- und Produktmarkt-Reformen jedoch nicht.“ Der Fonds rät dazu, sie mit langfristig angelegten Vorhaben zu kombinieren, etwa zur Förderung von Bildung und Innovation.

Das Zeitfenster für neue Kredite ist nur begrenzt geöffnet, weil die gegenwärtig noch anhaltende Phase niedriger Zinsen nicht ewig währen wird. „So lange die Zinsen niedrig bleiben, ist die Finanzierung der Schuldenberge zumindest vorübergehend gewährleistet. Die Gefahr, wertvolle Zeit verstreichen zu lassen, statt notwendige Reformen durchzuführen, besteht in fast allen Industrieländern“, heißt es dazu in einer Analyse der Bremer Landesbank.

Die Wachstumsschwäche in der Welt ist dem IWF zufolge momentan besorgniserregend. Der Fonds hatte im Januar seine Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft in diesem Jahr auf 3,4 Prozent verringert. 2017 soll es mit 3,6 Prozent kaum höher ausfallen. Auf welcher Grundlage solche Prognosen vom IWF in dem derzeit von vielen politischen und wirtschaftlichen Risiken beeinflussten Weltgeschehen erstellt werden, ist allerdings zu hinterfragen. IWF-Chefin Christine Lagarde rechnet mit einer weiteren Verschlechterung der globalen Wachstumsaussichten, wie sie jüngst auf einer Finanzkonferenz in Schanghai durchblicken ließ.

Die Wirkung der Programme sei größer, wenn flankierend staatliche Ausgabeninitiativen ergriffen würden, die das Wachstum steigerten. Mit mehr Geld für eine aktive Arbeitsmarktpolitik könnte laut IWF zudem erreicht werden, dass mehr Erwerbslose wieder eine Stelle erhielten. Zugleich komme dies der Nachfrage zugute und erhöhe das Wachstum. Unter den vom Fonds vorgeschlagenen Reformen gibt es auch solche, die für die Betroffenen schmerzhaft sein können. „Wo möglich“ sollten Hilfen für Erwerbslose beschnitten und der Schutz bestehender Arbeitsverhältnisse gesenkt werden, um mehr Anreize für die Arbeitsaufnahme zu schaffen, empfiehlt der IWF.

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