Politik

Bundesregierung meldet drastischen Rückgang bei Flüchtlingen

Seitdem der Hauptfluchtweg über den Balkan dicht ist, kommen deutlich weniger Flüchtlinge in Deutschland an. Die Zahl der gestellten Asyl-Anträge ist allerdings gestiegen. Das sorgt für einen Rückstau bei der Behörde, die Dauer der Asylverfahren haben daher zugenommen.
08.04.2016 13:40
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Nach der Schließung der Balkanroute ist die Zahl der neu ankommenden Flüchtlinge in Deutschland drastisch gesunken. Im März wurden nur noch 20.608 Asylsuchende im sogenannten EASY-System registriert, wie Bundesinnenminister Thomas de Maizière am Freitag in Berlin mitteilte. Im Februar waren es noch gut 60.000 gewesen, im Januar etwa 90.000. Zu Hoch-Zeiten im vergangenen November hatte die Zahl bei mehr als 200.000 gelegen. Eine Prognose für das Gesamtjahr wollte de Maizière nicht abgeben und schloss das auch für die nächsten Wochen aus. Trotz des Rückgangs kommt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) nicht hinterher, die riesige Zahl an Asylverfahren abzuarbeiten. Der Rückstau aus 2015 ist groß.

Vor einigen Wochen hatten mehrere Staaten entlang der Balkanroute - dem bis dahin wichtigsten Fluchtweg nach Europa - ihre Grenzen geschlossen. Die Zahl der Flüchtlinge in Deutschland ging seitdem schlagartig nach unten. De Maizière sagte, inzwischen kämen deutlich weniger als 200 Menschen am Tag über die deutsch-österreichische Grenze. Bereits Anfang April war die Zahl von rund 20.000 im März neu registrierten Flüchtlingen bekannt geworden. Nun liegt die ausführliche Asylstatistik für März und das erste Quartal vor.

Bei der Ankunft in Deutschland werden Flüchtlinge registriert und im EASY-System erfasst - einem IT-System zur „Erstverteilung von Asylbegehrenden“. Erst in einem späteren Schritt stellen sie einen Asylantrag. Wegen der Überlastung des BAMF müssen viele Menschen nach ihrer Ankunft in Deutschland lange warten, bis sie förmlich Asyl beantragen können. Die Zahl der Anträge lag mit fast 60.000 im März deutlich über der Zahl der Neuregistrierungen, weil nun nach und nach Flüchtlinge, die länger im Land sind, einen Antrag stellen.

Die Zahl der Asylanträge steigt“, sagte de Maizière. „Die Zahl derer, die nach Deutschland kommen, sinkt.“ Dies sei nur ein scheinbarer Widerspruch, sondern bedeute vielmehr, dass die Abarbeitung der Altfälle nun vorankomme. Die Zahl der unerledigten Anträge beim BAMF ist allerdings erst mal weiter gestiegen - auf fast 410.000. Hinzu kommen 300.000 bis 400.000 Menschen, die bereits eingereist sind, aber noch keinen Asylantrag gestellt haben. Auch diese Verfahren wird die Behörde später noch bewältigen müssen.

Durch den Rückstau habe die Dauer der Asylverfahren im Schnitt zugenommen - von 5,2 auf 6 Monate, sagte der Leiter des BAMF, Frank-Jürgen Weise. „Das ist keine schöne Zahl.“ Dies liege an der Bearbeitung der großen Zahl an Altfällen. Neue Anträge würden deutlich schneller abgewickelt, in der Regel in weniger als drei Monaten. Bei klaren Fällen - also Menschen aus besonders unsicheren oder sicheren Herkunftsstaaten - dauere es nur etwa eine Woche.

Weise äußerte sich erneut optimistisch, die große Zahl an offenen Asylverfahren im laufenden Jahr abzuarbeiten. Allerdings räumte er ein, die Aufstockung des Personals beim BAMF komme nicht so gut voran wie erhofft. Noch gebe es dort viele Helfer aus anderen Behörden, die irgendwann aber wieder zurückmüssten.

Eine Prognose zur erwarteten Gesamtzahl an Flüchtlingen in diesem Jahr lieferte de Maizière nicht. „Ich weiß, dass viele darauf warten.“ Derzeit wäre eine Prognose aber nicht seriös. Dafür sei die weitere Entwicklung der Fluchtbewegungen zu wenig absehbar.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
10.05.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...

DWN
Technologie
Technologie Technologieinvestitionen schützen die Welt vor einer Rezession
10.05.2025

Trotz der weltweiten Handelskonflikte und der anhaltenden geopolitischen Spannungen bleibt die Nachfrage nach Technologieinvestitionen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Starbucks dreht den Spieß um: Mehr Baristas statt mehr Maschinen
10.05.2025

Starbucks gibt auf die Maschinen auf: Statt weiter in teure Technik zu investieren, stellt das Unternehmen 3.000 Baristas ein. Nach...

DWN
Panorama
Panorama EU-Prüfer sehen Schwächen im Corona-Aufbaufonds
10.05.2025

Milliarden flossen aus dem Corona-Topf, um die Staaten der Europäischen Union beim Wiederaufbau nach der Corona-Pandemie zu unterstützen....

DWN
Finanzen
Finanzen Estateguru-Desaster: Deutsche Anleger warten auf 77 Millionen Euro – Rückflüsse stocken, Vertrauen schwindet
10.05.2025

Immobilien-Crowdfunding in der Vertrauenskrise: Estateguru kann 77 Millionen Euro deutscher Anleger bislang nicht zurückführen – das...

DWN
Politik
Politik Landtagswahlen Baden-Württemberg 2026: AfD liegt vor den Grünen – eine Partei gewinnt noch mehr
09.05.2025

Die AfD überholt erstmals laut Insa-Umfrage die grüne Partei in Baden-Württemberg, die seit 13 Jahren regiert und die größte...