Politik

Syrer gesteht Brandstiftung und Hakenkreuze in Flüchtlingsheim

Ein Syrer hat gestanden, in einem Flüchtlingsheim in Bingen Hakenkreuze an eine Wand geschmiert und ein Feuer gelegt zu haben. Als Grund gab er schlechte Wohnungsverhältnisse und eine mangelnde Zukunftsperspektive an.
10.04.2016 23:32
Lesezeit: 2 min

Nach der Brandstiftung in einem auch als Flüchtlingsunterkunft genutzten Haus in Bingen hat ein festgenommener Mann aus Syrien die Tat gestanden. Als Motiv habe der 26-Jährige die beengten Wohnverhältnisse in der Unterkunft sowie eine fehlende Zukunftsperspektive angegeben, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Sonntag in Mainz mit. Das Amtsgericht erließ Haftbefehl wegen schwerer Brandstiftung. Der Mann wurde ins Gefängnis gebracht.

Bei dem Brand des Gebäudes waren in der Nacht zum Donnerstag vier Bewohner und zwei Feuerwehrleute verletzt worden. In dem Mehrfamilienhaus wohnten neben Deutschen und Saisonarbeitern auch Flüchtlinge.

Die Mainzer Kriminalpolizei hatte den Syrer am Samstagabend festgenommen. Von Bewohnern waren Hinweise gekommen, dass der Mann für die Brandstiftung und die Hakenkreuz-Schmierereien an dem Haus verantwortlich sei. Der Syrer stritt die Tat zunächst ab, gestand sie dann aber. Er hatte seinen Angaben zufolge den Brand allein im Keller gelegt. Auch die Hakenkreuze seien von ihm angebracht worden, um von der Tat abzulenken. Nach Polizeiangaben wohnte der Syrer etwa seit einem halben Jahr in der Unterkunft.

Die dpa hatte den Vorfall am 7. April wie folgt beschrieben:

Nach einem nächtlichen Feuer in einem Haus im rheinland-pfälzischen Bingen mit sechs Verletzten geht die Polizei von Brandstiftung aus. An und in dem Gebäude, in dem neben Saisonarbeitern aus Deutschland und Portugal auch 13 Flüchtlinge übernachten, wurden drei Hakenkreuze entdeckt. Die Polizei prüft deshalb mit einer 44-köpfigen Sonderkommission einen fremdenfeindlichen Hintergrund, ermittelt aber in alle Richtungen. Zur genauen Brandursache machte sie am Donnerstag zunächst keine näheren Angaben.

Nach ersten Ermittlungen sei das Feuer im Keller aber vorsätzlich gelegt worden. «Gebrannt haben im Kellerbereich gelagerte Holzteile.“ Vier Bewohner und zwei Feuerwehrleute erlitten eine Rauchvergiftung.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), die zusammen mit Integrationsministerin Irene Alt (Grüne) zum Tatort kam, zeigte sich schockiert. „Natürlich können wir heute nicht absolut sagen, es ist tatsächlich eine rechtsmotivierte Straftat, aber es gibt viele Hinweise, die das befürchten lassen“, sagte Dreyer. „Das ist nicht nur schockierend, das ist wirklich auch beschämend.“ Sie sprach von einer neuen Dimension und sagte: „Das wollen wir nicht in diesem Land.“

Die CDU-Landesvorsitzende Julia Klöckner schrieb in einer Mitteilung: „Der Brandanschlag in Bingen hinterlässt mich traurig und bestürzt. Es müsse klar sein, dass jeder Mensch in Deutschland Schutz und Sicherheit beanspruchen könne. Das gelte auch „für diejenigen Zuwanderer, die Deutschland wieder verlassen müssen“.

Das Feuer in Bingen-Sponsheim brach in der Nacht zum Donnerstag aus. In dem Gebäude befanden sich zur Tatzeit nach Angaben der Stadt Bingen 25 Menschen, neben Saisonarbeitern aus Portugal und Deutschen auch 13 Flüchtlinge – zehn Syrer und drei Afghanen.

Das Haus sei vorerst unbewohnbar, sagte eine Polizeisprecherin. Die Stadt Bingen richtete ein Zelt zur ersten Versorgung der Betroffenen ein, sie stellte außerdem eine Halle mit Schlafplätzen zur Verfügung. Die Asylbewerber sollen in zwei anderen Unterkünften in Bingen unterkommen.

Ein rechtsextremistischer Hintergrund ist nach Angaben der Ermittler offen. „Wir müssen in alle Richtungen checken“, sagte der Mainzer Polizeipräsident Reiner Hamm der Deutschen Presse-Agentur. Am Haus, an einer Tür und im Gebäude seien Hakenkreuze entdeckt worden, ein Zusammenhang mit dem Brand sei bisher unklar. Die Polizei fand eine Spraydose. Auch Brandmittelspürhunde und ein Polizeihubschrauber waren im Einsatz.

Sponsheim ist ein kleiner Stadtteil im Süden von Bingen und eher ländlich geprägt, auch wenn es in der Nähe einen Gewerbepark gibt. Bislang gab es nach Angaben des Stadtsprechers in Bingen weder Probleme mit Hakenkreuzschmierereien noch ausländerfeindliche Proteste oder Aufmärsche. Der Brand habe alle überrascht und entsetzt, sagte der Sprecher. „Bingen ist nicht für rechte Gewalt bekannt.“

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtspiele um die Raumfahrt: Wie Trump und Musk staatliche Aufträge steuern
06.04.2025

Elon Musk, CEO von SpaceX, hat als „Sonderberater“ im Bereich der Effizienzsteigerung der US-Regierung (Department of Government...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Albtraum ist wahr geworden: Welche Branchen unter den neuen Handelsbarrieren leiden
06.04.2025

Die neuen Zölle von US-Präsident Trump setzen ganze Branchen unter Druck – die Auswirkungen sind spürbar. Ein Überblick über die...

DWN
Finanzen
Finanzen Nach Kupferpreis-Rekordhoch: Wie US-Zölle den Kupfermarkt beeinflussen - und was das für Anleger bedeutet
06.04.2025

Inmitten eines von Unsicherheit geprägten globalen Marktes, in dem geopolitische Spannungen und Handelskriege den Ton angeben, zeigt sich...

DWN
Technologie
Technologie Lithium-Boom in Sachsen: entdecktes Vorkommen reicht für 800.000 E-Autos
06.04.2025

Nicht nur Milliarden-Investitionen und Hunderte neue Jobs: Fällt der Goldrausch im Erzgebirge noch größer aus als gedacht? In Zinnwald...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Autozulieferer Webasto baut 650 Stellen in Deutschland ab
06.04.2025

Der angeschlagene Autozulieferer Webasto will im Zuge seiner Sanierung rund 650 Stellen in Deutschland abbauen. Der Stellenabbau soll schon...

DWN
Politik
Politik AfD löst die FDP im Bundestag ab: AfD hat die meisten Unternehmer in ihrer Fraktion
06.04.2025

Wirtschaftskompetenz in der Politik? Fehlanzeige: Immer weniger Unternehmer im Bundestag vertreten: nur noch 37 Abgeordnete mit...

DWN
Immobilien
Immobilien Drastischer Mietkostenanstieg voraus: Der Gebäude-TÜV soll kommen
06.04.2025

Das Deutsche Institut für Normung (DIN) hat Mitte Februar 2025 einen Entwurf mit Vorgaben für „Verfahren zur Überprüfung der...

DWN
Politik
Politik Russischer Angriff auf Nato-Staaten? Deutsche Sicherheitsexperten warnen vor Panikmache
05.04.2025

Ukraine-Krieg: Zahlreiche Sicherheitsexperten kritisieren Alarmismus wegen eines potenziellen russischen Angriffs. Ihre Kritik: Diplomatie...