Gemischtes

Niederlande planen Verbot für Diesel- und Benzinmotoren

Die Niederlande wollen den Verkauf von Benzin- und Diesel-Autos ab 2025 verbieten. In weniger als zehn Jahren könnten damit nur noch E-Autos neu auf die Straßen kommen. Ähnliche Pläne werden bereits in Norwegen und Österreich diskutiert und setzen die Autobauer zunehmend unter Druck.
19.04.2016 00:34
Lesezeit: 2 min

Niederländische Politiker haben für einen Antrag gestimmt der den Verkauf von neuen Benzin- und Diesel-Pkw ab dem Jahr 2025 verbieten. In weniger als zehn Jahren könnten damit nur noch E-Autos in den Verkauf kommen. Die Autobranche gerät zunehmend unter Druck: In Norwegen und Österreich werden bereits ähnliche Pläne diskutiert.

Der Antrag wurde bisher nur durch das Unterhaus des niederländischen Parlaments verabschiedet, und müsste erst den niederländischen Senat passieren, um rechtlich verbindlich zu werden. Dennoch ist der Erfolg bei der Mehrheitsabstimmung ein bedeutsames Zeichen, dass die Niederlande dem jüngsten Beispiel Norwegens und Österreichs folgt und mit der Abschaffung der Diesel mit konkreten Terminen ernst macht, so ein Bericht des britischen Guardian.

Zu Beginn zielte demnach der von der mitregierenden Arbeitspartei (PvdA) vorgeschlagene Antrag darauf ab, Benzin- und Diesel-Pkw gleich völlig zu verbieten. Allerdings wurde diese radikalere Version abgeschwächt: Bereits verkehrende Autos dürfen nach dem aktuellen Entwurf nun weiter im Einsatz bleiben, allerdings strebe man danach den künftigen Verkauf jeglicher Autos mit Verbrennungsmotoren zu verbieten. Damit soll die schrittweise Elektrifizierung auf den niederländischen Straßen in den nächsten zehn Jahren sichergestellt werden.

Der Koalitionspartner VVD lehnte den Plan jedoch als „unrealistisch“ ab. Elektro-Autos machen in den Niederlanden derzeit knapp 10 Prozent aller Auto-Verkäufe aus. 2015 wurden im Land 43.000 neue Elektrofahrzeuge gekauft. Europaweit liegt damit nur in Norwegen der Marktanteil mit 22,4 Prozent noch höher.

Auch Deutschland plante jüngst erste Schritte zur Abschaffung der Diesel-Motoren. Wirtschafts-Staatssekretär Rainer Baake hatte ebenfalls vorgeschlagen, ab 2030 keine Diesel- und Benzinautos mehr zuzulassen. Allerdings stoßen die Pläne auf starken Widerstand: Nicht einmal eine Abschaffung der Steuervorteile für Diesel-Kraftstoffe wurde auf dem jüngsten Treffen der Verkehrsminister durchgesetzt.

Langfristig hat sich Deutschland jedoch ebenfalls verpflichtet, sich bis 2050 ganz von Verbrennungsmotoren zu verabschieden: Ein Verkaufsverbot diente der Vorbereitung zur Einhaltung der Klima-Ziele der ZEV-Allianz, der auch Deutschland am Rande des Klimagipfels in Paris beitrat.

Dieser sieht für alle unterzeichnenden Länder vor, ab 2050 den Verkehr ohne fossile Rohstoffe zu bestreiten, heißt es in einer Mitteilung. An der Allianz nehmen neben Deutschland und Norwegen auch Großbritannien, die Niederlande, acht US-Bundesstaaten sowie die kanadische Provinz Quebec teil. Demnach ergebe sich aus dem Verzicht von Diesel- und Benzinmotoren eine jährliche Ersparnis von einer Milliarde Tonnen CO2-Emissionen.

Ausgerechnet das ölreiche Norwegen könnte dabei den Anfang machen und fossile Brennstoffe als erstes Land der Welt von seinen Straßen verbannen. Die Norwegische Verkehrsbehörde hat einen Nationalen Transport Plan veröffentlicht, nachdem ab 2025 keine Diesel- und Benzinautos mehr verkauft werden dürfen. Stattdessen sollen nur noch Fahrzeuge mit Elektroantrieb eine Zulassung bekommen.

Auch das österreichischen Umweltbundesamtes hat den Vorschlag eingebracht, ab dem Jahr 2020 sollten Händler keine Fahrzeuge mehr mit Diesel- oder Benzinmotor verkaufen dürfen. Die Wirtschaftskammer und der Autofahrerclub ÖAMTC wiegelte den Vorschlag zwar umgehend als „unrealistisch, teuer und wirkungslos“ ab. Doch eine wachsende Anzahl von Ländern heizen die Debatte um einen Ausstieg aus dem Diesel mit konkreten Jahreszahlen an. Damit wächst auch der Druck auf die Autobauer, sich für den Fall mit einer fertig entwickelten Elektro-Antriebstechnologie auf ein mögliches baldigen Verkaufsverbot für Verbrennungsmotoren vorzubereiten.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russland bleibt widerstandsfähig: Warum die russische Wirtschaft trotz Krieg nicht zusammenbricht
04.09.2025

Trotz Sanktionen, Kriegsausgaben und Bankenproblemen bleibt die russische Wirtschaft widerstandsfähig. Warum ein Zusammenbruch ausbleibt...

DWN
Finanzen
Finanzen Experten raten: Verkauf der Novo Nordisk-Aktie kann sinnvoll sein
04.09.2025

Die Novo Nordisk-Aktie gilt als Favorit vieler Anleger. Doch Experten zeigen, warum selbst ein Verkauf mit Verlust zum steuerlichen Vorteil...

DWN
Politik
Politik Vertrauen in den Staat auf Tiefstwert: Mehrheit der Bürger hält den Staat für überfordert
04.09.2025

Wie blicken die Bundesbürger auf den Staatsapparat? Neuste Zahlen geben Aufschluss: Drei von vier Bundesbürgern halten den Staat für...

DWN
Technologie
Technologie Elektromobilität: Europas Batterieproduktion droht uneinholbarer Rückstand
04.09.2025

Noch vor zehn Jahren war Europas Autoindustrie technologisch in der Weltspitze. Doch der von China angeführte Umstieg auf die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Frankreich-Schulden: Frankreichs Verschuldung ist außer Kontrolle - Muss der IWF eingreifen?
04.09.2025

Die Frankreich-Schulden treiben das Land in eine politische und finanzielle Krise. Investoren zweifeln an der Stabilität, und die Eurozone...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindersparen statt Konsum: So sichern Sie die Zukunft Ihres Erstklässlers
04.09.2025

Der erste Schultag ist nicht nur emotional ein Meilenstein – er sollte auch ein finanzieller Wendepunkt sein. Experten erklären, warum...

DWN
Panorama
Panorama Pharmaindustrie: Marktstart für Alzheimer-Mittel Lecanemab in Deutschland
04.09.2025

Ab ersten September ist erstmals ein Alzheimer-Medikament erhältlich, das den Krankheitsverlauf verlangsamen kann. Lecanemab soll bei...

DWN
Politik
Politik Justiz überfordert: Unerledigte Verfahren oder Einstellungen bei Staatsanwaltschaften auf Rekordhoch!
04.09.2025

Die Staatsanwaltschaften kommen kaum noch hinterher. Die Aktenberge wachsen und wachsen: Zum Jahresende 2024 gab es einen traurigen...