Gemischtes

Deutsche Autobauer rufen hunderttausende Fahrzeuge zurück

Deutsche Hersteller rufen nach Regierungsangaben über 600.000 Fahrzeuge zurück. Grund dafür seien erforderliche Änderungen bei der Abgasreinigung.
22.04.2016 13:14
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der Diesel-Abgasskandal bei Volkswagen zieht eine beispiellose Rückrufaktion von Autoherstellern wegen hoher Abgaswerte nach sich. Die deutschen Hersteller Audi, Porsche, Mercedes, Volkswagen und Opel wollten freiwillig in diesem Jahr rund 630.000 Fahrzeuge zurückrufen, um eine Abschalteinrichtungen bei der Abgasreinigung zu ändern, erklärte ein Regierungsvertreter am Freitag in Berlin. Die meisten betroffenen Fahrzeuge sollten noch im Sommer umgerüstet werden. Die Autobauer ziehen damit die Konsequenz aus den Prüfergebnissen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA), die Verkehrsminister Alexander Dobrindt am Nachmittag vorstellen will.

Bei den knapp 60 getesteten Wagen aller Hersteller sei zwar keine illegale Software gefunden worden. Aber es würden „Thermofenster“ genutzt - eine Steuerung, die bei niedrigen Außentemperaturen die Abgasreinigung herunterfährt, damit der Motor keinen Schaden nehme. Bei manchen Modellen habe dies bereits bei einer Außentemperatur von 18 Grad begonnen, hieß es. Dieses Fenster werde von allen Herstellern mehr oder weniger ausgenutzt.

Über diese Technik hatte zuvor etwa Mercedes-Benz informiert als Begründung für höhere Diesel-Abgaswerte im Straßenbetrieb. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hatte die hohen Werte bei Mercedes, aber auch bei Opel und Renault angeprangert. Daimler hatte hingegen betont, dies sei von einer Ausnahmeregel im EU-Recht gedeckt. Das sieht dem Regierungsvertreter zufolge auch die Abgas-Untersuchungskommission der Bundesregierung so. Doch hätten die Experten Zweifel, ob die Technik zum Bauteilschutz wirklich in allen Fällen notwendig sei. Die Bundesregierung wolle nun auf eine Klarstellung im EU-Recht hinwirken. Die Typgenehmigung des KBA soll außerdem verschärft werden. Die Hersteller müssen künftig erklären, ob und warum sie das „Thermofenster“ nutzen und dies ausführlich begründen. Das KBA werde dann weitere Tests vornehmen.

Auch ausländische Hersteller wie etwa Renault gaben Zusagen, die betroffenen Fahrzeuge zurückzurufen. Von den deutschen Herstellern waren die getesteten Fahrzeuge von BMW am saubersten. Hier sei kein Rückruf notwendig, hieß es weiter.

Seit Ausbruch des Diesel-Abgasskandals bei Volkswagen ist die bisher übliche Praxis, dass Emissionen auf der Straße viel höher sind als auf dem Prüfstand, stark in die Kritik gekommen. Die DUH und Daimler liefern sich seit Monaten öffentlich einen Schlagabtausch über die Abschalttechnik, die gleichwohl anders arbeitet als die illegale Manipulationssoftware von Volkswagen, die half, bei den für die Zulassung geforderten Testzyklus auszutricksen. Der Wolfsburger Konzern hat sich inzwischen mit den Behörden in den USA, wo der Skandal aufgedeckt wurde, auf einen umfangreichen Plan zur Bereinigung von einer halben Million betroffenen Diesel-Fahrzeugen verständigt. Weltweit wurde die Software in elf Millionen Fahrzeuge des Konzerns eingebaut. Der Rückruf in Europa lief schleppend an.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...