Politik

HSH Nordbank in der Krise: Streit um Kurs und Personal-Abbau

Die HSH Nordbank kommt nicht aus der Krise. Offenbar herrschen Unstimmigkeiten zwischen dem neuen Management und den politischen Eigentümern. Weitere 200 Stellen werden gestrichen.
14.05.2016 02:54
Lesezeit: 1 min

Die HSH Nordbank schließt Unternehmenskreisen zufolge einen weiteren Personalabbau nicht aus. Es könnten weitere rund 200 Stellen wegfallen, sagte eine mit den Beratungen vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag in Hamburg. Dadurch sollten die Kosten weiter gesenkt werden, um das Institut für einen Verkauf attraktiv zu machen. Die HSH äußerte sich nicht. Die Bank muss bereits bis Ende 2017 um 500 Stellen auf 2100 schrumpfen. Vor ihrer Krise, in die die Bank 2008 durch eine überzogene Expansion geraten war, arbeiteten in der Spitze mehr als 5000 Menschen für die HSH Nordbank.

Das Geldhaus wies unterdessen einen Bericht des "Spiegel" zurück, wonach der designierte Vorstandschef Stefan Ermisch auf Konfrontationskurs zu den Eigentümern Hamburg und Schleswig-Holstein gehe. Davon könne nicht die Rede sein, sagte ein HSH-Sprecher. Er verwies darauf, dass der 50-Jährige gerade erst auf einen Bonus verzichtet habe, der im Fall einer erfolgreichen Platzierung der Landesbank gezahlt werden sollte. Ermisch ist bisher Finanzvorstand der HSH, er löst im Juni den amtierenden Vorstandschef Constantin von Oesterreich ab.

Das Nachrichtenmagazin berichtete vorab, Ermisch halte die Entlastung der Landesbank im Zuge der jüngst beschlossenen Aufspaltung für nicht ausreichend, um die Bank erfolgreich zu privatisieren. Die EU-Kommission hatte die Weichen für den Umbau des kriselnden Geldhauses gestellt. Es soll zunächst von Altlasten befreit und anschließend privatisiert werden. Dafür gibt die EU den beiden Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein bis 2018 Zeit. Wenn der Verkauf nicht gelingt, muss das Finanzinstitut abgewickelt werden.

Ursprünglich sollte die HSH bis zu 6,2 Milliarden Euro an faulen Krediten in eine Zweckgesellschaft der Länder auslagern und weitere zwei Milliarden am Markt verkaufen. Später wurde die Summe, die die Länder übernehmen, auf fünf Milliarden gesenkt. Die Bank selbst soll nun 3,2 Milliarden Euro am Markt loswerden.

Dies reicht aus Sicht des Managements nicht aus, um das Institut für einen Verkauf attraktiv zu machen. Ein Insider verwies darauf, dass ursprünglich von einer Entlastung von 20 Milliarden Euro die Rede gewesen sei. Nun blieben acht Milliarden an ausfallgefährdeten Krediten in der Bank. Der "Spiegel" berichtete unter Berufung auf Aufsichtsratskreise, Ermisch habe dem Gremium vorgerechnet, die Altlasten würden der HSH jährlich mindestens 200 Millionen Euro Verlust bescheren. Dagegen stünden potenzielle Gewinne des Kerngeschäfts von 250 bis 300 Millionen Euro. Auf diese Grundlage dürfte sich die HSH allenfalls mit einem kräftigen Abschlag verkaufen lassen

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