Politik

Aktivisten schneiden Braunkohle-Kraftwerk von Nachschub ab

Lesezeit: 1 min
16.05.2016 00:40
Im Braunkohlerevier in Brandenburg haben internationale Aktivisten mit einer 24-stündigen Gleisblockade den Betrieb des Kraftwerks Schwarze Pumpe massiv gestört. Der Ministerpräsident spricht von Gewalt und Nötigung.
Aktivisten schneiden Braunkohle-Kraftwerk von Nachschub ab

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Am Sonntagmittag erklärte das Protestbündnis «Ende Gelände» dann die Besetzung der Schienen zum Kohlemeiler für beendet. «Wir haben unsere politischen Ziele erreicht», erklärte ein Sprecher. Aktivisten begannen damit, die Schienen wieder zu räumen. Einige Braunkohlegegner verharrten aber zunächst noch an Ort und Stelle.

Seit Samstagnachmittag hatten hunderte Menschen die Gleise für die Kohlezüge besetzt gehalten und damit das Kraftwerk vom Kohlenachschub abgeschnitten. Der Betreiber Vattenfall hatte daraufhin die Leistung drosseln müssen und befürchtet, dass mittelfristig eine Komplettabschaltung nötig würde. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) warf den Aktivisten aus mehreren Ländern Gewalttätigkeit und Nötigung vor.

Die Proteste in der Lausitz waren Teil der weltweiten Aktionsreihe «#breakfree2016», die sich gegen die Verstromung fossiler Rohstoffe wie Kohle und Öl richtet. Braunkohle gilt als besonders klimaschädlich. An den verschiedenen Protestaktionen beteiligten sich über das Pfingstwochenende etwa 2000 Menschen auf dem riesigen Tagebaugelände.

Vattenfall kündigte während der Blockade an, alles zu tun, um die Versorgung aufrechtzuerhalten, und forderte wiederholt ein Eingreifen der Polizei. Der Konzern erstattete Anzeige unter anderem wegen Nötigung. «Wenn man ein Kraftwerk nicht mehr mit Kohle versorgen kann, bedeutet das in letzter Konsequenz die Abschaltung», sagte Unternehmenssprecher Thoralf Schirmer. Das Werk Schwarze Pumpe versorgt die nahen Städte Spremberg in Brandenburg und Hoyerswerda in Sachsen mit Fernwärme. In beiden Städten gebe es Krankenhäuser, die Warmwasser und Heizwärme vom Kraftwerk bezögen, so der Sprecher.

Das Protestbündnis teilte nach der Besetzung mit, Schwarze Pumpe erzeuge nur noch 20 Prozent der gewöhnlichen Leistung und bezog sich auf die Leipziger Strombörse. Vattenfall machte dazu keine Angaben. Aktivisten hatten das Gelände des Kraftwerks am Samstag gestürmt. Darauf nahm die Polizei rund 130 Menschen vorläufig fest. Am Freitag hatte der Protest mit der Besetzung des Tagebaus Welzow-Süd durch rund 1500 Aktivisten begonnen; tags darauf kam es zu den Gleisblockaden.

Ministerpräsident Woidke forderte die Demonstranten auf, das Recht auf Demonstrations-, Versammlungs- und Meinungsfreiheit nicht zu missbrauchen. «Wenn Aktionen in Gewalt und Nötigung umschlagen, ist eine rote Linie erreicht.» Zu dieser Kritik sagte die «Ende Gelände»-Sprecherin, bei einer «Massenaktion zivilen Ungehorsams» müssten wenn nötig auch Zäune überwunden werden. «Uns ist vor allem wichtig, dass es keine Gewalt gegen Menschen gibt.»


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik Robert Habeck sollte endlich die Kehrtwende vollziehen - im Heizungskeller Deutschlands
03.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Finanzen
Finanzen Wirtschaftsstandort in der Kritik: Deutsche Ökonomen fordern Reformen
03.05.2024

Deutschlands Wirtschaftskraft schwächelt: Volkswirte geben alarmierend schlechte Noten. Erfahren Sie, welche Reformen jetzt dringend...

DWN
Politik
Politik Rheinmetall-Chef: Deutschland muss Militärausgaben um 30 Milliarden Euro erhöhen
03.05.2024

Armin Papperger, der CEO von Rheinmetall, drängt darauf, dass Deutschland seine Militärausgaben um mindestens 30 Milliarden Euro pro Jahr...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Indische Arbeitskräfte im Fokus: Deutschland öffnet die Türen für Fachkräfte
03.05.2024

Die Bundesregierung strebt an, einen bedeutenden Anteil der indischen Bevölkerung nach Deutschland zu holen, um hier zu arbeiten. Viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie lege ich mein Geld an – wichtige Tipps für Anfänger
03.05.2024

Die Tipps zur Geldanlage können wirklich spannend sein, besonders wenn es darum geht, die eigenen finanziellen Ziele zu erreichen und eine...

DWN
Politik
Politik Die Bundesregierung macht Russland für den Cyberangriff auf SPD verantwortlich
03.05.2024

Im Januar des Vorjahres wurden die E-Mail-Konten der SPD von Hackern attackiert. Die Bundesregierung gibt nun "eindeutig" Russland die...

DWN
Finanzen
Finanzen Der komplette Guide zur Bankvollmacht: Sicherheit und Flexibilität im Finanzmanagement
03.05.2024

Eine Bankvollmacht kann entscheidend dafür sein, Sicherheit und Flexibilität in Ihren finanziellen Angelegenheiten zu gewährleisten....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fleischersatz auf dem Vormarsch: Deutschland erlebt Produktionsboom
03.05.2024

Vegetarische und vegane Fleischersatzprodukte gewinnen in Deutschland an Beliebtheit: Produktion verdoppelt sich seit 2019. Fleischkonsum...