Die US-Streamingdienste sollen künftig mehr europäische Produktionen zeigen. Der EU-Kommissar für den digitalen Binnenmarkt, Andrus Ansip hat auf dem Filmfestival in Cannes erklärt, die EU wolle Netflix und Amazon dazu verpflichten, künftig 20 Prozent ihres Video-Angebots in der EU für europäische Inhalte zu reservieren. Damit soll Europas Filmwirtschaft von der Übermacht aus Hollywood geschützt werden.
Insbesondere Frankreich sorgt sich um die heimische Filmwirtschaft und besteht seit Jahren darauf, eigene Filmproduktionen mit TV-Quoten zu fördern und dazu auch einen bestimmten Anteil französischsprachiger Musik im Radio zu spielen. Eine Förderung, die in den TTIP-Verhandlungen von den USA als Wirtschaftssubvention eingestuft würde. 2013 sicherte sich die französische Regierung daher eine Ausnahme für seine Filmindustrie aus den TTIP-Gesprächen, um seine Produktionen vor der Hollywood-Dominanz zu schützen. Auf Antrag Frankreichs wurde der Bereich audiovisueller Dienstleistungen, also Film, Radio und Fernsehen, komplett von den Verhandlungen ausgenommen.
Die Bedenken gegen Hollywood und Silicon Valley werden auch vom Verband der öffentlich-rechtlichen Sender Europas (EBU) geteilt. Immerhin liege der Marktanteil der US-Filmindustrie bereits bei 60 Prozent, während der Anteil europäischer Filme in den USA nur zwischen drei und sechs Prozent betrage.
Nun geht der Vize-Präsident der EU-Kommission Ansip noch einen Schritt weiter und setzt sich dafür ein, die US-Streaming-Dienste den TV-Sendern in Europa rechtlich gleichzustellen, denn dann müssten sie dieselben Regeln befolgen und damit auch die lokale Filmindustrie fördern. Das sei notwendig, um gerechte Bedingungen herzustellen: Fernsehsender haben bestimmte Verpflichtungen wie etwa die Finanzierung und Verbreitung lokaler Inhalte. Kommen neue Spieler wie Netflix oder YouTube oder Facebook auf den Markt, die diesen Regeln nicht unterliegen, so werden die TV-Sender durch den direkten Wettbewerb mit Hollywood-Produktionen geschwächt und langfristig ersetzt, erläutert der Chef der Orange Studios David Kessler der französischen Zeitung Les Echos.
Eine Festlegung auf eine Quote von 20 Prozent europäischer Produktionen könnte laut Ansip in die Richtlinie Audiovisual Media Services Directive (AVMSD) aufgenommen werden. Sollten die Kommission, das Parlament und der Rat zustimmen, so könnten künftig auch mehr deutsche Produktionen bei den US-Sendern laufen. Nach dem erfolgreichen Start der ersten französischen Netflix-Produktion "Marseille" haben sowohl Amazon als auch Netflix jüngst auch eigene deutsche Serien-Produktionen angekündigt: Die Dreharbeiten für die erste deutsche Amazon-Originals-Serie (You are wanted) sollen noch Ende Mai in Berlin beginnen.
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