Politik

EU will Quote für europäische Filme bei Netflix

Die EU will Netflix und Amazon dazu verpflichten, künftig 20 Prozent ihres Video-Angebots in der EU für europäischen Inhalte zu reservieren. Damit soll Europas Filmwirtschaft von der Übermacht aus Hollywood geschützt werden. Besonders Frankreich setzt sich dafür ein, die US-Streaming-Dienste den TV-Sendern rechtlich gleichzustellen, denn dann müssten sie auch die lokale Filmindustrie fördern.
19.05.2016 00:43
Lesezeit: 1 min

Die US-Streamingdienste sollen künftig mehr europäische Produktionen zeigen. Der EU-Kommissar für den digitalen Binnenmarkt, Andrus Ansip hat auf dem Filmfestival in Cannes erklärt, die EU wolle Netflix und Amazon dazu verpflichten, künftig 20 Prozent ihres Video-Angebots in der EU für europäische Inhalte zu reservieren. Damit soll Europas Filmwirtschaft von der Übermacht aus Hollywood geschützt werden.

Insbesondere Frankreich sorgt sich um die heimische Filmwirtschaft und besteht seit Jahren darauf, eigene Filmproduktionen mit TV-Quoten zu fördern und dazu auch einen bestimmten Anteil französischsprachiger Musik im Radio zu spielen. Eine Förderung, die in den TTIP-Verhandlungen von den USA als Wirtschaftssubvention eingestuft würde. 2013 sicherte sich die französische Regierung daher eine Ausnahme für seine Filmindustrie aus den TTIP-Gesprächen, um seine Produktionen vor der Hollywood-Dominanz zu schützen. Auf Antrag Frankreichs wurde der Bereich audiovisueller Dienstleistungen, also Film, Radio und Fernsehen, komplett von den Verhandlungen ausgenommen.

Die Bedenken gegen Hollywood und Silicon Valley werden auch vom Verband der öffentlich-rechtlichen Sender Europas (EBU) geteilt. Immerhin liege der Marktanteil der US-Filmindustrie bereits bei 60 Prozent, während der Anteil europäischer Filme in den USA nur zwischen drei und sechs Prozent betrage.

Nun geht der Vize-Präsident der EU-Kommission Ansip noch einen Schritt weiter und setzt sich dafür ein, die US-Streaming-Dienste den TV-Sendern in Europa rechtlich gleichzustellen, denn dann müssten sie dieselben Regeln befolgen und damit auch die lokale Filmindustrie fördern. Das sei notwendig, um gerechte Bedingungen herzustellen: Fernsehsender haben bestimmte Verpflichtungen wie etwa die Finanzierung und Verbreitung lokaler Inhalte. Kommen neue Spieler wie Netflix oder YouTube oder Facebook auf den Markt, die diesen Regeln nicht unterliegen, so werden die TV-Sender durch den direkten Wettbewerb mit Hollywood-Produktionen geschwächt und langfristig ersetzt, erläutert der Chef der Orange Studios David Kessler der französischen Zeitung Les Echos.

Eine Festlegung auf eine Quote von 20 Prozent europäischer Produktionen könnte laut Ansip in die Richtlinie Audiovisual Media Services Directive (AVMSD) aufgenommen werden. Sollten die Kommission, das Parlament und der Rat zustimmen, so könnten künftig auch mehr deutsche Produktionen bei den US-Sendern laufen. Nach dem erfolgreichen Start der ersten französischen Netflix-Produktion "Marseille" haben sowohl Amazon als auch Netflix jüngst auch eigene deutsche Serien-Produktionen angekündigt: Die Dreharbeiten für die erste deutsche Amazon-Originals-Serie (You are wanted) sollen noch Ende Mai in Berlin beginnen.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der deutsche Markt konzentriert sich auf neue Optionen für XRP- und DOGE-Inhaber: Erzielen Sie stabile Renditen aus Krypto-Assets durch Quid Miner!

Für deutsche Anleger mit Ripple (XRP) oder Dogecoin (DOGE) hat die jüngste Volatilität am Kryptowährungsmarkt die Herausforderungen der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen KI-Schäden: Wenn der Algorithmus Schaden anrichtet – wer zahlt dann?
05.07.2025

Künstliche Intelligenz entscheidet längst über Kreditvergaben, Bewerbungen oder Investitionen. Doch was passiert, wenn dabei Schäden...

DWN
Panorama
Panorama Was Autofahrer über Lastwagen wissen sollten – und selten wissen
05.07.2025

Viele Autofahrer kennen das Gefühl: Lkw auf der Autobahn nerven, blockieren oder bremsen aus. Doch wie sieht die Verkehrswelt eigentlich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung 2024: Mit diesen 8 Steuertipps können Sie richtig viel Geld rausholen
05.07.2025

Viele Menschen drücken sich vor der Steuererklärung, weil diese manchmal etwas kompliziert ist. Doch es kann sich lohnen, die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftskriminalität: Insider-Betrug kostet Millionen - Geschäftsführer haften privat
05.07.2025

Jede zweite Tat geschieht im eigenen Büro - jeder fünfte Schaden sprengt die fünf Millionen Euro Marke. Wer die Kontrollen schleifen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Microsoft kippt den Bluescreen, doch das wahre Problem bleibt
05.07.2025

Microsoft schafft den berühmten „Blauen Bildschirm“ ab – doch Experten warnen: Kosmetische Änderungen lösen keine...

DWN
Panorama
Panorama So bleiben Medikamente bei Sommerhitze wirksam
05.07.2025

Im Sommer leiden nicht nur wir unter der Hitze – auch Medikamente reagieren empfindlich auf hohe Temperaturen. Doch wie schützt man...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Bahn: Sanierung des Schienennetzes dauert länger – die Folgen
05.07.2025

Die Pläne waren ehrgeizig – bis 2030 wollte die Bahn mit einer Dauerbaustelle das Schienennetz fit machen. Das Timing für die...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt H&K-Aktie: Rüstungsboom lässt Aufträge bei Heckler & Koch explodieren
04.07.2025

Heckler & Koch blickt auf eine Vergangenheit voller Skandale – und auf eine glänzende Gegenwart und Zukunft. Der Traditionshersteller...