Die russische Eisenbahn RZD arbeitet an einer eigenen Umsetzung der Hochgeschwindigkeits-Transport-Technologie Hyperloop. Die Technologie soll zunächst auf einer 700 Kilometer langen Strecke zwischen Moskau und Sankt Petersburg genutzt werden. Langfristig soll die Technologie jedoch im ganzen Land zum Einsatz kommen, insbesondere um den abgelegenen Osten und Süden besser zu erschließen.
Für ein so großes Land wie Russland mit weit entfernten bisher schlecht erschlossenen Gebieten ist die Technologie besonders für den Güterverkehr interessant. Die Hyperloop-Technologie könnte Außengrenzen, die von der Hauptstadt aus auf dem Landweg nur mit mehrtägigen Zugreisen erreichbar sind, näher an das Landeszentrum rücken.
Dabei geht es vor allem um den schweren Gütertransport, der anders als der Personenverkehr nur mit erheblichem finanziellen Aufwand per Flugzeug funktioniert. Mit dem Hyperloop könnten Rohstoffe und Waren etwa von den Ostseehäfen in Rekordzeit in die Hauptstadt gelangen. Die russischen Wissenschaftler haben nach eigenen Angaben bei eigenen Tests bereits beliebige Gewichte mittels der Hyperloop-Technologie der magnetischen Levitation zum Schweben gebracht, berichtet Anatoly Zaitsev, Chef des Zentrums für die Entwicklung des Schienenpersonenverkehrs der russischen Zeitung RBC. Die Plattform und der entsprechende Behälter befänden sich in Sankt Petersburg und seien öffentlich zugänglich. Der russische Verkehrsminister Maxim Sokolov bestätigte dem Bericht zufolge, dass das technologische Prinzip in Russland bereits umgesetzt wurde.
Die Technologie werde einerseits von russischen Wissenschaftlern entwickelt, gleichzeitig arbeite man jedoch auch mit dem kalifornischen Unternehmen Hyperloop One zusammen, berichtet das russische Wirtschaftsmedium Vedomosti mit Bezug auf einen russischen Investor von Hyperloop. Dazu habe man bereits vor Monaten eine Arbeitsgruppe gegründet, um ein Konzept für eine Umsetzung der von Elon Musk erdachten Technologie in Russland zu erarbeiten und durchzurechnen. Zaitsev beziffert die Kosten des ersten Projekts auf „nicht mehr als 12 bis 13 Milliarden Dollar“ – gut die Hälfte der von der US-Konkurrenz in Kalifornien veranschlagten 21 Milliarden Dollar Projektkosten.
Hyperloop One hatte die Antriebs-Technologie jüngst in der Wüste von Nevada erstmals erfolgreich getestet - allerdings vorerst nur auf einer kurzen Teststrecke auf Schienen (siehe Video am Anfang des Artikels). Noch vor Ende des Jahres will das Unternehmen umfassendere Praxistests veranstalten, um die Science-Fiction-Vision Musks zu realisieren. Dann soll es eine Röhre geben und auch eine Kapsel, die dann möglicherweise bereits jene Geschwindigkeiten erreichen soll, die den Verkehr der Zukunft revolutionieren sollen – bis zu 1220 Stundenkilometer.
Zur Erschließung der abgelegenen Gebiete sind in Russland weitere ambitionierte Verkehrsprojekte in Planung, etwa der Bau einer Transport-Route zwischen Sibirien und Alaska. Sowohl eine Zug als auch eine Autostrecke sollten künftig die Meerenge zwischen beiden Ländern überbrücken. Die geschätzten Billionen-Kosten des Projekts würden durch die Entstehung neuer Städte und Industrien entlang der neuen Wege aufgewogen.