Politik

Unsicherheit wegen Brexit: Federal Reserve verschiebt Erhöhung der Zinsen

Lesezeit: 1 min
16.06.2016 01:14
Die US-Notenbank verzichtet wegen der Unsicherheit in Großbritannien eine Erhöhung der Zinsen. Nach der Entscheidung über den Brexit will die Fed die Zinsen in diesem Jahr zweimal anheben.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Eine Überraschung war die Entscheidung nicht: Die Federal Reserve dreht vorerst nicht an der Zinsschraube. Zu schwach sind die Konjunkturdaten aus dem Inland. Zu groß sind die Unsicherheiten, die unter anderem durch einen möglichen «Brexit» drohen.

Angesichts massiver Brexit-Ängste und einer schwachen Entwicklung auf dem inländischen Arbeitsmarkt hat die US-Notenbank Federal Reserve eine weitere Erhöhung des Leitzinses aufgeschoben, wie die dpa meldet. «Die Indikatoren waren in letzter Zeit gemischt, das zeigt, dass unser vorsichtiger Ansatz angemessen ist», sagte Fed-Chefin Janet Yellen am Mittwoch. Sie sprach von «Gegenwind für die US-Wirtschaft», auch aus dem Ausland. Diese Entwicklung könnte für «einige Zeit» anhalten.

«Das Tempo der Erholung auf dem Arbeitsmarkt ist merklich zurückgegangen», betonte Yellen. Das Inflationsziel von zwei Prozent sei derzeit nicht erfüllt. Die Entwicklung der Inflation, die auch die Entwicklung der Einkommen spiegele, werde in den nächsten Wochen besonders genau beobachtet.

Die Aussicht eines möglichen EU-Ausstiegs Großbritanniens wurde auf der Sitzung in Washington intensiv diskutiert. «Es ist einer der Faktoren, der zu unserer Entscheidung geführt hat», sagte Yellen. Die Entscheidung auf der Insel könne Konsequenzen für die internationalen Finanzmärkte haben. «Das ist mit Sicherheit eine der Unsicherheiten», sagte Yellen.

Auf der Juni-Sitzung ihres Offenmarktausschusses sprachen sich die Mitglieder unter Yellens Vorsitz einstimmig gegen eine Erhöhung des Leitzinses aus. Dieser bewegt sich gegenwärtig auf einem Niveau zwischen 0,25 und 0,5 Prozent. Er werde sich weiterhin für längere Zeit unterhalb des normalen Niveaus bewegen, hieß es.

Mit der Entscheidung vom Mittwoch erfüllten die Notenbanker die Erwartungen der Märkte, die mehrheitlich keine Anhebung im Juni erwartet hatten. Auch für Juli wird wegen der vorsichtigen Äußerungen Yellens nun nicht mehr mit einer Anhebung gerechnet.

Die Fed hatte im Dezember 2015 den Leitzins leicht um 0,25 Punkte erhöht, nachdem er zuvor seit der Finanzkrise Ende 2008 jahrelang auf einem Niveau nahe Null gelegen hatte.

Zuletzt waren die Daten vom US-Arbeitsmarkt, einem der wichtigsten Indikatoren für die Geldpolitik, enttäuschend ausgefallen. Die Industrieproduktion ging um 0,4 Prozent nach unten. Im Ausland macht der Fed neben dem Brexit-Problem die drohende Überschuldung vieler Unternehmen in China Kopfschmerzen.

Nach der jüngsten Anhebung im Dezember hatten Experten auf der Grundlage entsprechender Andeutungen Yellens noch mit bis zu vier weiteren Zinsschritten im Jahr 2016 gerechnet. Der nun deutlich vorsichtigere Ansatz der Federal Reserve ist somit als erheblicher Einschnitt in die Geldpolitik zu bewerten.


Mehr zum Thema:  

DWN
Panorama
Panorama Plastikmüll bekämpfen: UN-Abkommen soll globale Umweltverschmutzung eindämmen
23.11.2024

Plastikmüll ist eine wachsende Gefahr für Umwelt und Meere. Forschende aus den USA zeigen, wie vier Maßnahmen den falsch entsorgten...

DWN
Politik
Politik Deutschland prüft Vorgehen nach Haftbefehl für Netanjahu
23.11.2024

Die Bundesregierung steht nach dem Haftbefehl gegen Israels Regierungschef vor einem Dilemma. Noch ist offen, wie sie sich positioniert....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft US-Regierung: Google muss Chrome-Browser verkaufen
23.11.2024

Die US-Regierung will vor Gericht durchsetzen, dass Google sich vom weltweit meistbenutzten Webbrowser Chrome trennen muss. Das...

DWN
Panorama
Panorama Corona-Maßnahmen führen zur Ausrottung eines Grippe-Stamms: Umstellung auf Dreifach-Impfstoff
23.11.2024

Die Grippeschutzimpfung hat sich für die aktuelle Saison verändert: Statt eines Vierfach-Impfstoffs wird nun ein Dreifach-Impfstoff...

DWN
Politik
Politik Tiefpunkt der Brandenburger Politik: Ministerin entlassen - Minister tritt zurück
23.11.2024

Machtprobe im Streit um die Klinikreform: Regierungschef Dietmar Woidke entlässt in der Bundesratssitzung die grüne Gesundheitsministerin...

DWN
Politik
Politik Rocketman: Putin kündigt Serienproduktion neuer Mittelstreckenwaffe an
23.11.2024

Der Westen verurteilt den Einsatz der neuen russischen Mittelstreckenrakete gegen die Ukraine als neuerliche Eskalation - Moskau feiert...

DWN
Politik
Politik Rentenversicherung vor Engpässen: DRV fordert Maßnahmen zur Stabilisierung
23.11.2024

Die Deutsche Rentenversicherung warnt vor einer möglichen Finanzierungslücke bis 2027. Trotz stabiler Einnahmen erfordert die Rentenkasse...

DWN
Politik
Politik Streit ums liebe Geld: UN-Klimagipfel geht in die Verlängerung
22.11.2024

Milliarden für den Klimaschutz – doch wie weit sind die Staaten wirklich bereit zu gehen? Auf der UN-Klimakonferenz in Baku entbrannte...