In Istanbul hat am Donnerstag der Prozess gegen den früheren türkischen Fußballstar Hakan Sükür begonnen, der sich wegen „Beleidigung“ von Staatschef Recep Tayyip Erdogan verantworten soll. Sükür lebt nach Angaben seines Anwalts Ali Onur Güncel inzwischen in den USA, wie die Nachrichtenagentur Dogan berichtete. Der Prozess wurde nach dieser Mitteilung des Anwalts vertagt. Der Anwalt soll dem Gericht die neue Adresse zur Verfügung stellen.
Die Art der „Beleidigung“ des Staatschefs, die Sükür zur Last gelegt wird, wurde öffentlich nicht mitgeteilt. Nach Informationen der Tageszeitung Hürriyet soll der Ex-Fußballstar vor dem Hintergrund von Korruptionsenthüllungen im Jahr 2013 in Twitter-Nachrichten, die inzwischen
gelöscht sind, einen Zusammenhang zwischen Politik, Erdogan und Korruption hergestellt haben.
In seiner Fußballerkarriere beim Istanbuler Spitzenclub Galatasaray und in der türkischen Nationalmannschaft war Sükür der beste Mittelstürmer des Landes und einer der beliebtesten Sportler der Türkei. Nach dem Ende seiner Laufbahn im Jahr 2007 wurde er zunächst Parlamentsabgeordneter von Erdogans AKP-Partei, überwarf sich dann aber mit dem heutigen Präsidenten. 2013 trat er aus der AKP aus. Sükür gilt als Anhänger des islamischen Predigers Fethullah Gülen, der von Erdogan beschuldigt wird, den Staat unterwandern und die Regierung stürzen zu wollen.