Finanzen

Paris will London als führenden Finanzplatz Europas ablösen

Die französische Regierung baut Paris als Alternative gegen London auf. Dazu sollen Steuern gesenkt und bürokratische Hürden abgeschafft werden. Deutschland hat der Finanzwelt noch keine entsprechenden Avancen gemacht und will auch nicht um die Europäische Bankenaufsicht EBA kämpfen.
07.07.2016 01:41
Lesezeit: 1 min

Nach dem Brexit-Votum hat die französische Regierung konkrete Schritte angekündigt, um den Finanzplatz Paris gegenüber London attraktiver zu machen. Premierminister Manuel Valls sagte am Mittwoch in Paris, unter anderem solle es steuerliche Anreize für Arbeitnehmer geben, die aus dem Ausland entsandt werden, wie AFP berichtet. Diese sollen künftig acht Jahre lang von Erleichterungen profitieren statt bisher fünf Jahre.

Zudem bestätigte Valls, dass die Körperschaftsteuer schrittweise von derzeit 33 Prozent auf 28 Prozent gesenkt werden soll. Damit kontert er Pläne des britischen Finanzministers Osborne, der die Unternehmenssteuer auf weniger als 15 Prozent senken möchte, um Firmen im Land zu halten. Außerdem will es die Regierung Firmen durch weniger Bürokratie leichter machen, sich in Frankreich anzusiedeln.

Präsident François Hollande hatte bereits vor rund einer Woche neue Regeln angekündigt, da Großbritannien nach einem EU-Austritt aus seiner Sicht als Drittstaat zu behandeln sei und die dort ansässigen Banken nicht mehr automatisch frei in der Eurozone operieren könnten.

Valls betonte, das Ja der Briten für einen EU-Austritt habe eine „Schockwelle“ durch Europa gesandt. Die Regierung hoffe nun auf positive Effekte für Paris. Die Londoner City ist Europas wichtigster Finanzplatz. Spekuliert wird, dass nach dem Brexit-Votum zahlreiche Banken und andere Unternehmen abwandern. Die wichtigsten Konkurrenten für Paris sind Frankfurt am Main, Dublin und Luxemburg.

Tatsächlich ist die Abwanderung alles andere als sicher: Der britische Schatzkanzler hat Steuersenkungen für internationale Konzerne angekündigt. Die Banken genießen in der City von London heute schon zahlreiche Privilegien.

Die Bundesregierung will laut "Spiegel" nicht für Frankfurt am Main als möglichen neuen Standort für die Europäische Bankenaufsicht (EBA) werben. Der Umzug der Behörde, die wegen des Brexit-Votums wohl London verlassen muss, nach Deutschland habe keine Chancen.. In Frankfurt sitzt bereits die für die Versicherungssparte zuständige Finanzaufsicht.

Nach europäischen Gepflogenheiten könnten keine Orte zum Zuge kommen, die bereits bedacht wurden, schrieb der "Spiegel". Auch Italien, das Ansprüche angemeldet hatte, dürfe sich keine Hoffnung machen, da ein Italiener Chef der Bankenaufsicht ist, heiße es im Finanzministerium. In Berlin wird dem Bericht zufolge damit gerechnet, dass sich Spanien um die Bankenaufsicht bewerben wird - obwohl eine Nähe zur Europäischen Zentralbank in Frankfurt sinnvoller wäre.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Sanierung bleibt trotz Rekordminus auf Kurs
03.07.2025

Baywa steckt tief in den roten Zahlen – doch der Sanierungsplan bleibt unangetastet. Der traditionsreiche Konzern kämpft mit Altlasten,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Seltene Erden: China kontrolliert deutsche Industrie
03.07.2025

Die deutsche Industrie gerät zunehmend in die Abhängigkeit Chinas, weil Peking bei seltenen Erden den Weltmarkt kontrolliert....

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung für Verbraucher: "Fatales Signal"
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Panorama
Panorama Spritpreis: Wie der Rakete-und-Feder-Effekt Verbraucher belastet
03.07.2025

Die Spritpreise steigen wie eine Rakete, fallen aber nur langsam wie eine Feder. Das Bundeskartellamt nimmt dieses Muster ins Visier und...

DWN
Finanzen
Finanzen Vetternwirtschaft und Machtspiele: So scheitert der NATO-Innovationsplan
03.07.2025

Milliarden für die NATO-Innovation, doch hinter den Kulissen regiert das Chaos: Interessenkonflikte, Rücktritte und Streit gefährden...

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tusk zieht die Grenze dicht – Spediteure schlagen Alarm
02.07.2025

Grenzkontrollen sollen Sicherheit bringen – doch für Spediteure und Industrie drohen Staus, teurere Transporte und Milliardenverluste....