Auch die deutschen Investoren spüren den Gegenwind. Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland sind im Juli erheblich zurückgegangen. Gegenüber dem Vormonat sank der Index um 26 Punkte und steht nun nur mehr bei Minus 6,8 Punkten. So niedrig waren die Erwartungen zuletzt im November 2012. „Insbesondere die Sorge um die Absatzmöglichkeiten für Unternehmen und die Stabilität des europäischen Banken- und Finanzsystems dürften den Konjunkturausblick belasten“, sagt ZEW-Präsident Prof. Achim Wambach.
Ähnliches zeigt sich auch bei den Geschäftserwartungen der deutschen Unternehmen, die regelmäßig von Markit ausgewertet werden. „Deutsche Unternehmen sind besorgt über die Konsequenzen des Brexit-Votums, die Unsicherheit hinsichtlich des Ausgangs der US-Wahlen, steigende Rohstoffpreise, Schwächen und starke Fluktuationen an den Finanzmärkten sowie geopolitische Risiken mit Blick auf Syrien, Russland und die Türkei“.
Ein Blick auf die Einkaufsmanager-Indizes (PMIs) bestätigt die trüben Aussichten der deutschen Unternehmen. Viele PMIs zeigten zuletzt eine Stagnation in der Produktion der Industrie weltweit. So fiel der Global Composite Output PMI im Februar auf ein 40-Monats-Tief von 50.8 Punkten. Seitdem ist der Index kaum gestiegen. Im Juni lag er nur bei 51,1 Punkten. Damit war das zweite Quartal in diesem Jahr das schwächste seit dem letzten Quartal 2012. Die ebenfalls gesunkenen Ausgaben bei den Investitionsgütern zeigen, dass die Industrie auch in den kommenden Monaten nicht mit einer besseren Auslastung rechnet.
Besonders interessant könnte es neben den Brexit-Verhandlungen und der allgemein schwachen Aufstellung der Weltwirtschaft vor allem mit Blick auf das südchinesische Meer werden. Seit Monaten gibt es Spannungen in der Region. Erst diese Woche hat China hier ein neues Militärmanöver gestartet. Die Volksrepublik China hatte nach der Entscheidung des Schiedsgerichts in Den Haag erklärt, sie werde an ihren Souveränitätsrechten festhalten und habe das Recht, über den umstrittenen Gewässern eine Luftverteidigungszone einzurichten. In der Entscheidung hieß es, China habe in den Gewässern keine historischen Ansprüche und verletze mit der Suche nach Öl und Gas Hoheitsrechte der Philippinen.
Unter dem Südchinesischen Meer werden reiche Öl- und Gasvorkommen vermutet. Außerdem ist das Gebiet für die Fischerei wichtig und liegt auf der direkten Schifffahrtsroute zwischen Europa und Ostasien. China untermauert seine Ansprüche unter anderem mit der Schaffung künstlicher Inseln. Zudem hält es seit mehreren Jahren philippinische Fischer mit Patrouillenbooten vom Scarborough-Riff fern.
„Solle sich der Konflikt zuspitzen, wären die Konsequenzen für den Welthandel gigantisch“, zitiert die CNBC Francois Godement, Direktor für Strategie des Asien-Zentrums in Paris und Leiter des Asien-Programms des European Council on Foreign Relations (ECFR). Die „Ratingagentur Fitch warnte ebenfalls vor einer Eskalation: „Die möglichen wirtschaftlichen Implikationen (eines geopolitischen Risikos in Asien) könnten im Falle einer plötzlichen Eskalation verheerend sein.“
Die Region ist für den weltweiten Handel extrem wichtig. Hier verkehren mehr als 5 Billionen des jährlichen Schiffshandelsvolumens. Das entspricht fast einem Drittel des gesamten Handelsvolumens. Müsste die Region umfahren werden, würde das erhebliche Mehrkosten nach sich ziehen und die Schiffe müssten immense Umwege in Kauf nehmen.
Die Schutzmacht Washington werde voraussichtlich mit einer großen diplomatischen Kampagne Pekings Haltung zum Schiedsspruch aus Den Haag angreifen und durch zusätzliche Marinepräsenz unterstreichen, dass die USA Chinas Ansprüche nicht akzeptieren, warnt auch Thomas S. Eder vom Mercator Institute for China Studies (merics). „Es droht eine Eskalationsspirale, wenn China ebenfalls seine Aktivitäten verstärkt, um seine Ansprüche zu unterstreichen.“ Vermehrte Zusammenstöße auf See würden das Risiko militärischer Auseinandersetzungen, etwa durch Fehlreaktionen oder eigenmächtiges Vorgehen vor Ort, erhöhen.