Finanzen

Postbank beendet Ära des kostenlosen Giro-Kontos

Die Postbank schafft ihre kostenlosen Girokonten ab. Die Bank ist offenbar gezwungen, aus den Niedrigzinsen der EZB resultierende Ausfälle an die Kunden weiterzugeben. Der Verlust von Kunden wird dabei in Kauf genommen.
20.08.2016 01:51
Lesezeit: 2 min

Millionen von Postbank-Kunden müssen künftig für ihr Girokonto eine monatliche Gebühr zahlen. Als Grund für die Änderung wird auf die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) verwiesen. Das Marktumfeld, insbesondere die niedrigen Zinsen, machten der Bank „immer schwerer, mit dem Girokonto Geld zu verdienen“, erklärte Produktvorstand Susanne Klöß. „Klar ist, dass unsere Dienstleistungen einen Wert und damit einen Preis haben.“

Die Deutsche-Bank -Tochter, die lange mit ihrem kostenlosen Konto geworben hatte, vollzieht angesichts der niedrigen Zinsen eine Kehrtwende. „Wir müssen raus aus dieser Welt, in der Girokonten querfinanziert wurden“, sagt Klöß. „Natürlich geht es uns auch um Erträge. Wir brauchen ein nachhaltiges Geschäftsmodell.“ Viele Banken versuchen, die Einbußen im Zinsüberschuss über Gebühren aufzufangen. „Mit der Neuordnung unserer Kontowelt schaffen wir eine faire Balance zwischen den Interessen unserer Kunden einerseits und denen unserer Aktionäre andererseits“, erklärte Klöß.

5,3 Millionen Deutsche haben ein Girokonto bei der Postbank. Dieses kostet ab November 3,90 Euro pro Monat. Bisher war die Kontoführung kostenlos, wenn darauf jeden Monat mindestens 1000 Euro eingingen. Von November an gilt das nur noch bei einem Gehaltseingang von mindestens 3000 Euro. Dann können die Kunden sogar ein Konto mit umfassenderen Leistungen kostenlos nutzen. Billiger wird es für rund eine Million Postbank-Kunden, bei denen weniger als 1000 Euro im Monat auf dem Girokonto landen. Sie mussten bisher 5,90 Euro für die Kontoführung bezahlen. Wer sein Girokonto nur online, über die Computer-Terminals in mehr als 1000 Filialen oder per Telefon nutzt, zahlt ab November 1,90 Euro. Ein reines Online-Konto hatte die Postbank bisher nicht im Angebot.

Postbank-Chef Frank Strauß hatte das Ende des kostenlosen Kontos bereits angedeutet und ein neues Preismodell angekündigt. Das Niedrigzinsumfeld sei eine große Herausforderung für alle Banken. Institute wie die Postbank, die nicht alles Geld auf den Konten ihrer Kunden in Form von Krediten weiterreichen können und es stattdessen bei der Europäischen Zentralbank parken, zahlen dafür 0,4 Prozent Zinsen. Die kleine Raiffeisenbank Gmund verlangt deshalb als erste deutsche Bank von wohlhabenden Kunden einen Strafzins in dieser Höhe. Für die Postbank sei das „derzeit schwer vorstellbar“, sagte Vorstand Klöß.

Sie rechnet damit, dass das Haus nach der Umstellung Kunden verlieren werde: „Einige werden sich jetzt umorientieren. Ich bin nicht blauäugig.“ Trotzdem werde die Postbank auch weiter mit Prämien um neue Kunden werben - in der Hoffnung, dass diese weitere, für die Bank lukrativere Produkte kaufen.

Die Commerzbank wirbt weiter mit einem kostenlosen Girokonto. Das gilt allerdings nur bei einem Mindest-Geldeingang von 1200 Euro im Monat. Überweisungen auf Papier kosten seit dem Frühjahr extra. Wer unter den 1200 Euro bleibt, zahlt 7,90 Euro. „Wir haben keine Pläne, etwas an unserem kostenlosen Konto zu ändern“, sagte ein Sprecher.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
10.05.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...

DWN
Technologie
Technologie Technologieinvestitionen schützen die Welt vor einer Rezession
10.05.2025

Trotz der weltweiten Handelskonflikte und der anhaltenden geopolitischen Spannungen bleibt die Nachfrage nach Technologieinvestitionen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Starbucks dreht den Spieß um: Mehr Baristas statt mehr Maschinen
10.05.2025

Starbucks gibt auf die Maschinen auf: Statt weiter in teure Technik zu investieren, stellt das Unternehmen 3.000 Baristas ein. Nach...