Politik

Geheimtreffen: Merkel und Kretschmann reden über Schwarz-Grün

Lesezeit: 2 min
27.08.2016 01:39
Der grüne Ministerpräsident Kretschmann und Bundeskanzlerin Merkel haben sich zu einem geheimen Abendessen getroffen. Nach dem Treffen warb Kretschmann engagiert für eine schwarz-grüne Koalition auf Bundesebene. Tatsächlich würden die Grünen aktuell sehr gut zu Angela Merkel passen.
Geheimtreffen: Merkel und Kretschmann reden über Schwarz-Grün

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Politik  

Rund ein Jahr vor der Bundestagswahl sollen sich Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) vertraulich getroffen haben. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtete von einem gemeinsamen Abendessen am Sonntagabend in Berlin. Kretschmann ist ein klarer Befürworter eines erstmaligen schwarz-grünen Bündnisses nach der Wahl 2017, auch CDU-Chefin Merkel gilt als aufgeschlossen dafür.

Das Stuttgarter Staatsministerium ging nicht konkret auf den Bericht ein, erklärte aber, dass Merkel und Kretschmann von Zeit zu Zeit miteinander über bundespolitische Themen sprächen. Die CDU äußerte sich nicht. Ein Sprecher der Bundesregierung sagte: «Über mögliche vertrauliche Gespräche und Begegnungen der Bundeskanzlerin geben wir grundsätzlich keine Auskunft.»

Grundsätzlich würden die Parteien mittlerweile gut zusammenpassen: Die Grünen haben sich friedenspolitisch weitgehend verabschiedet und folgen de facto dem konfrontativen Neocon-Ansatz, dem auch Angela Merkel verpflichtet ist. In der Einwanderungspolitik hat Merkel von keiner anderen Partei so viel Applaus bekommen wie von den Grünen. In der Energiepolitik hat Merkel mit dem Atomausstieg und der massiven Förderung der Erneuerbaren Energien einen klassisch grünen Ansatz umgesetzt, der auf staatliche Steuerung mit ideologischer Unterfütterung setzt und weniger auf ordnungspolitischen Liberalismus.

Kretschmann hatte im März mit den Grünen die Landtagswahl in Baden-Württemberg gewonnen. Seitdem Bundespräsident Joachim Gauck erklärt hat, nicht für eine weitere Amtszeit zu kandidieren, wird er neben anderen als ein potenzieller Nachfolger gehandelt. Er selbst schweigt dazu. Ihm werden auch eher wenig Chancen eingeräumt - gleichwohl gilt er als Kompromisskandidat, falls sich Union und SPD nicht einigen können.

Kretschmann warb im «Spiegel» erneut für ein Bündnis mit der Union. Schwarz-Grün passe einfach in die Zeit, die geprägt sei von Unsicherheit und Krisen, sagte er. «Es kommt jetzt darauf an, den Zusammenhalt der Gesellschaft zu sichern. Es geht darum, Freiheit und Individualismus zu erhalten und zugleich dem wachsenden Bedürfnis nach Sicherheit gerecht zu werden.»

Offizielle Parteilinie dagegen ist, sich nicht festzulegen: Die Grünen wollen demnach einen eigenständigen Wahlkampf führen, möglichst gut abschneiden und dann sehen, mit wem sie ihre Inhalte am besten durchsetzen können.

Allerdings befürworten Parteilinke ein Bündnis mit SPD und Linken. Parteichefin Simone Peter, die den linken Flügel vertritt, antwortete auf Twitter auf Kretschmanns Aussagen: «Für Zusammenhalt, Freiheit und Selbstbestimmung steht diese Union gerade gar nicht. Politischer Wechsel überfällig!». Ex-Fraktionschef Jürgen Trittin bekräftigte die Haltung der Parteilinken in der Zeitung «Die Welt».

Auch aus der SPD und von den Linken gab es Kritik an Kretschmanns Kurs. «Kretschmann setzt 2017 auf Recht(s) und Ordnung», schrieb SPD-Vize Ralf Stegner auf Twitter. «Sozial und progressiv war gestern - schwarzgrüne Machtoption ist jetzt offizielles Wahlziel!»

Linke-Fraktionsvize Jan Korte sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass Kretschmann an «seiner Öko-CDU» arbeite, sei ja bekannt. «Neu ist, dass der Ex-Maoist dabei Hilfe von der Kanzlerin bekommt.» Allen Grünen solle klar sein, dass Schwarz-Grün bedeute, mit den CSU-Politikern Horst Seehofer und Markus Söder «am Stammtisch zu sitzen».


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...

DWN
Politik
Politik Bericht: Habeck-Mitarbeiter sollen Kritik am Atom-Aus missachtet haben
25.04.2024

Wichtige Mitarbeiter von Bundesministern Habeck und Lemke sollen laut einem Bericht interne Zweifel am fristgerechten Atomausstieg...

DWN
Finanzen
Finanzen Feiertagszuschlag: Was Unternehmer an den Mai-Feiertagen beachten sollten
25.04.2024

Feiertagszuschläge sind ein bedeutendes Thema für Unternehmen und Arbeitnehmer gleichermaßen. Wir werfen einen genauen Blick auf die...

DWN
Finanzen
Finanzen Teurer Anlegerfehler: Wie der Blick in den Rückspiegel fehlgeht
25.04.2024

Anleger orientieren sich an den Renditen der vergangenen drei bis zehn Jahre, um Aktien oder Fonds auszuwählen. Doch laut Finanzexperten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kommunikation im Wandel – Was es für Unternehmen in Zukunft bedeutet
25.04.2024

In einer Ära schneller Veränderungen wird die Analyse von Trends in der Unternehmenskommunikation immer entscheidender. Die Akademische...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - es fällt schwer, in deutschen Großstädten beim Angebot der Essenskuriere den Überblick zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...

DWN
Finanzen
Finanzen So wählt Warren Buffett seine Investments aus
25.04.2024

Warren Buffett, auch als „Orakel von Omaha“ bekannt, ist eine Ikone der Investment-Welt. Doch worauf basiert seine Investmentstrategie,...