Weltweit kam es am Montag zu Verkäufen an den Aktienmärkten. Hauptgrund dafür ist nach Meinung vieler Beobachter die zunehmende Unsicherheit in Bezug auf den künftigen geldpolitischen Kurs der US-Zentralbank Fed und der EZB.
Der Präsident des Fed-Distrikts Boston, Eric Rosengren, hatte am Wochenende Spekulationen um eine baldige Anhebung der Leitzinsen genährt. Andernfalls drohe die amerikanische Wirtschaft zu überhitzen. Am Donnerstag hatte bereits die EZB keine neuen expansiven Maßnahmen beschlossen.
Auch der Präsident des Fed-Distrikts Atlanta, Dennis Lockhart, äußerte sich optimistisch, was die Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft anbelangt. Blasen könne er keine erkennen. „Ich denke, dass die Wirtschaft genug Dynamik mitbringt, um die von der Federal Reserve gesetzten Ziele mittelfristig zu erreichen." Lockhart wird am 21. September kein Wahlrecht bezüglich des Leitzinses haben, gilt jedoch als einflussreich.
Die aggressive Geldpolitik der EZB und der Fed war in den vergangenen Monaten unter immer größeren Druck gekommen, weil das Niedrigzinsumfeld Banken, Versicherungen und Sparer belastet.
Der Dax lag am Mittag mit rund 1,75 Prozent bei 10.400 Punkten im Minus. Auch an anderen Aktienmärkten in Europa ging es bergab. Der Stoxx Europe 600 gab um rund 1,8 Prozent nach. Der britische Leitindex FTSE 100 liegt derzeit mit rund 1,4 Prozent im Minus, ebenso wie der französische CAC 40 mit rund 1,7 Prozent und der Schweizer SMI mit rund 1 Prozent.
Der Asiatische MSCI Asia Pacific- Index gab um 2 Prozent nach, ebenso wie die meisten Börsen in Fernost. Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index schloss 1,7 Prozent schwächer auf 16.772 Punkten. Das war der größte Tagesverlust seit Anfang August. Der MSCI-Index für die Region Asien/Pazifik unter Ausschluss Japans gab um 2,6 Prozent nach. Die Börse in Hongkong verlor 2,8 Prozent, der Aktienmarkt in Südkorea gut zwei Prozent.
„Was sich verändert hat ist die Zuversicht des Marktes, dass Zentralbanken auch weiterhin genügend Liquidität bereitstellen werden“, wird ein Hongkonger Händler von Bloomberg zitiert.
Aktien von Linde sackten im Dax um acht Prozent auf 137,85 Euro ab, nachdem Fusionsgespräche mit dem US-Konkurrenten Praxair abgebrochen wurden. Bei der Erörterung von Detailfragen hätten sich die Unternehmen nicht einigen können, begründete Linde das Ende der vorläufigen Verhandlungen.
Die Unsicherheit stärkte die Renditen vieler Anleihen. Die Rendite von Portugals zehnjährigen Papieren stieg um 6 Basispunkte auf 3,22 Prozent. Die deutschen zehnjährigen Staatsanleihen legten um drei Basispunkte auf 0,004 Prozent zu. In Europa legten die Renditen fast aller Anleihen grenzüberschreitend zu, wie aus einer Auflistung von pigbonds.info hervorgeht. Renditen von US-Staatsanleihen stiegen nur geringfügig, nachdem sie am vergangenen Handelstag um 8 Basispunkte gestiegen waren.