Finanzen

Aus für Steuerklärung wegen Fachkräftemangel? Gewerkschaft fordert die Abschaffung

Kurz vor Ablauf der Abgabefrist für das Jahr 2024 hat die Deutsche Steuer-Gewerkschaft gefordert, die Steuererklärung für Arbeitnehmer abzuschaffen, um die Finanzämter zu entlasten. Auch Rentner sollten von der Pflicht der Steuererklärung befreit werden. Lesen Sie, wie das funktionieren könnte.
16.07.2025 13:35
Lesezeit: 2 min
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Aus für Steuerklärung wegen Fachkräftemangel? Gewerkschaft fordert die Abschaffung
Abschaffung der Steuererklärung? Die Bearbeitung der Arbeitnehmer-Besteuerung bindet in den Finanzämtern zu viele Ressourcen, obwohl „hier wenig Potenzial für großen Steuerbetrug und Mehreinnahmen“ bestehe. (Foto: dpa) Foto: Sebastian Gollnow

Gewerkschaft will Steuererklärung für Arbeitnehmer abschaffen

Die Deutsche Steuer-Gewerkschaft (DSTG) will die Steuererklärung für Arbeitnehmer abschaffen. „Wir fordern, dass das Steuerrecht einfacher wird – weniger Formulare, weniger Nachweise, mehr digitale Lösungen. Pauschalen statt Einzelabrechnungen, wo immer es geht“, sagte Gewerkschaftschef Florian Köbler der Funke Mediengruppe. Das würde seiner Ansicht nach Millionen Menschen viel Zeit, Nerven und Geld sparen.

Steuererklärung soll automatisch vom Amt kommen

„Ganz konkret fordern wir auch die Abschaffung der Steuererklärung für Arbeitnehmer. Stattdessen wird die Steuererklärung ganz automatisch erstellt und muss vom Arbeitnehmer nur noch geprüft und gegebenenfalls ergänzt werden“, sagte Köbler. Technisch sei dies nicht nur möglich, sondern sei in Ländern wie Österreich bereits erfolgreich etabliert.

Auch Rentner sollten seiner Meinung nach von der Pflicht der Steuererklärung befreit werden. Diese sollte „durch einen automatischen Quellenabzug direkt durch die Rentenkasse ersetzt werden“.

Gewerkschaftschef sieht nur „wenig Potenzial für Steuerbetrug“

Köbler, dessen Gewerkschaft die Interessen des Personals der Finanzverwaltungen vertritt, hatte jüngst davor gewarnt, dass die deutsche Steuerverwaltung schon 2030 wegen Fachkräftemangel mit rund einem Drittel weniger Personal auskommen müsse. Um die Finanzämter zu entlasten, sei daher neben anderen Maßnahmen eine „Entbürokratisierung bei der Besteuerung der Arbeitnehmer“ erforderlich.

Die Bearbeitung der Arbeitnehmer-Besteuerung binde in den Finanzämtern viele Ressourcen, obwohl „hier wenig Potenzial für großen Steuerbetrug und Mehreinnahmen“ bestehe. Eine pragmatische Lösung könne daher sein, „die Arbeitnehmerpauschalen zu erhöhen, um der Finanzverwaltung die Möglichkeit zu geben, ihre Ressourcen gezielter auf lohnendere Fälle zu konzentrieren“. Durch höhere Pauschbeträge verbleibe dem Arbeitnehmer zudem „mehr Netto vom Brutto – auch ohne Steuererklärung“.

Bundesregierung plant Steuervereinfachungen

In ihrem Koalitionsvertrag hatten sich CDU, CSU und SPD für eine „Steuervereinfachung durch Typisierungen, Vereinfachungen und Pauschalierungen“ ausgesprochen. Rentner sollen demnach von Erklärungspflichten so weit wie möglich entlastet werden. Außerdem plant die schwarz-rote Koalition, die digitale Abgabe von Steuererklärungen schrittweise verpflichtend zu machen. „Für einfache Steuerfälle“ sollen „vorausgefüllte und automatisierte Steuererklärungen sukzessive ausgeweitet werden“.

Die Steuererklärung für das Kalenderjahr 2024 muss bis zum 31. Juli 2025 abgegeben werden. Für Menschen, die sich steuerlich beraten lassen, verlängert sich die Frist auf den 30. April 2026.

Die Deutsche Steuer-Gewerkschaft ist die gewerkschaftliche Interessenvertretung des Personals der Steuerverwaltung.

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