Wirtschaft

Wirtschaftswunder Griechenland: Steuersenkungen dank guter Wirtschaftslage

2010 kurz vor der Pleite - heute zählt Griechenland zu den wachstumsstärksten Ländern in der EU. Jetzt will Ministerpräsident Mitsotakis die Menschen entlasten. Vor allem junge Leute und Familien sollen von den Steuersenkungen profitieren.
10.09.2025 13:08
Lesezeit: 2 min
Wirtschaftswunder Griechenland: Steuersenkungen dank guter Wirtschaftslage
Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis hat weitreichende Steuererleichterungen angekündigt – vor allem für junge Leute und Familien. (Foto: dpa) Foto: Giannis Papanikos

Griechenland will seine Bürger massiv entlasten

Das einstige Sorgenkind der Europäischen Union befindet sich wirtschaftlich auf einem aufsteigenden Ast: Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis hat weitreichende Steuererleichterungen angekündigt. Nach Jahren der Finanzkrise habe man heute eine stabile Basis erreicht – mit besseren Anleihekonditionen als Frankreich, sagte der griechische Regierungschef anlässlich der Eröffnung der wichtigsten griechischen Wirtschaftsmesse in der Hafenstadt Thessaloniki am Samstagabend. Rund 1,7 Milliarden Euro will die Regierung für die geplanten Maßnahmen ausgeben.

Griechenland holt wirtschaftlich auf

Mitsotakis verwies auf gesunkene Arbeitslosenzahlen, wachsende Investitionen und eine verbesserte Haushaltslage – das Staatsdefizit sei spürbar gesunken. „Das ehemalige Krisenland zeigt heute eine der höchsten Wirtschaftswachstumsraten Europas“, sagte er. Die Arbeitslosigkeit liege nur noch bei 8 Prozent – während der schweren Finanzkrise des Landes hatte sie zwischenzeitlich 28 Prozent erreicht, die Jugendarbeitslosigkeit war sogar auf 60 Prozent gestiegen.

Ab 2010 stand Griechenland kurz vor der Pleite und dem Austritt aus dem Euro. Nur mit einem Rettungsschirm internationaler Geldgeber konnte das Land die Krise überstehen. Das letzte Spar- und Reformprogramm endete 2018. Nach wie vor weist Griechenland in der EU mit über 150 Prozent die höchste Staatsschuldenquote im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt auf.

Günstige Anleihen

Dennoch steht Griechenland im EU-Vergleich nun gut da. Symbolisch hob Mitsotakis den Zinsunterschied zu Frankreich hervor: Während sich Griechenland 2015 zu 9,18 Prozent verschulden musste, lag der Zinssatz für französische Staatsanleihen damals bei 1,16 Prozent. Heute liegen die griechischen Zehnjahresanleihen bei 3,33 Prozent - unter dem Niveau Frankreichs (3,44 Prozent).

Infolge der stabilen Haushaltslage kündigte Mitsotakis gezielte Entlastungen an: Familien mit Kindern sollen künftig deutlich weniger Einkommenssteuer zahlen, in vielen Fällen sogar gar keine mehr. Für junge Menschen unter 25 Jahren mit Einkommen bis 20.000 Euro entfällt die Einkommenssteuer vollständig. „Wir senken Steuern und erhöhen zugleich die sozialen Ausgaben“, sagte er. Entlastet würden auch Mieter, Bewohner kleiner Dörfer sowie die Inselregionen durch niedrigere Steuersätze und gezielte Investitionsanreize. „Alle Maßnahmen erfolgen im Einklang mit den europäischen Haushaltsvorgaben“, betonte Mitsotakis.

Mit diesen Maßnahmen wollen der konservative Ministerpräsident und seine Regierung Probleme wie steigende Lebenshaltungskosten, die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt sowie die anhaltende Auswanderung hoch qualifizierter junger Menschen angehen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Venezuela-Manöver: Maduro reagiert auf US-Flugzeugträger in der Karibik
12.11.2025

Während die USA ihren größten Flugzeugträger in die Karibik schicken, reagiert Venezuela mit einem massiven Militärmanöver....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Grüner Wasserstoff aus Dänemark: Export nach Deutschland eröffnet Chancen für die grüne Transformation
12.11.2025

Dänemark produziert grünen Wasserstoff im Überfluss, doch der heimische Markt bleibt hinter den Erwartungen zurück. Kann das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft "Wirtschaftsweise": Auch 2026 kein spürbarer Aufschwung
12.11.2025

Die deutsche Wirtschaft kommt auch 2026 kaum voran. Der Sachverständigenrat warnt vor fehlendem Aufschwung, kritisiert den Einsatz des...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kontrolle von Krankschreibungen: Wie Unternehmen Fehlzeiten effektiv prüfen
12.11.2025

Die Kontrolle von Krankschreibungen wird für Unternehmen zunehmend wichtiger, um Fehlzeiten und Missbrauch effektiv zu managen. Doch wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Bayer-Aktie: Milliardenschwere Glyphosat-Klagen belasten Konzern
12.11.2025

Die Bayer-Aktie steht erneut unter Druck: US-Rechtsstreitigkeiten um Glyphosat und PCB zwingen den Konzern zu hohen Rückstellungen,...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose 2026: Rohstoffexperten sehen weiteren Kursanstieg
12.11.2025

Laut aktuellen Prognosen dürften 2026 sowohl Edelmetalle als auch Industriemetalle weiter ihren Wert steigern. Analysten und Händler...

DWN
Politik
Politik COP30 in Brasilien: So sollen Milliarden die grüne Transformation und das Klima sichern
12.11.2025

Auf dem Klimagipfel COP30 in Belém stehen nicht nur ökologische Ziele im Mittelpunkt, sondern vor allem die Finanzierung der globalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation: Keine Entlastung für Verbraucher in Sicht
12.11.2025

Die Inflation in Deutschland verliert an Tempo – doch im Alltag spüren viele davon wenig. Zwar sind Energie und manche Lebensmittel...