Wirtschaft

Griechenlands Wirtschaft boomt: Erfolgreiche Steuerreformen und starke Investitionen treiben den Aufschwung

Griechenlands Wirtschaft überrascht: Für 2025 erwartet das Land einen Haushaltsüberschuss von 13,5 Milliarden Euro – mehr als doppelt so viel wie prognostiziert. Dank Reformen, starken Investitionen und einem boomenden Tourismus übertrifft das Wachstum sogar viele EU-Länder. Doch wie kommt der Erfolg bei den Menschen an?
21.12.2024 09:01
Lesezeit: 2 min
Griechenlands Wirtschaft boomt: Erfolgreiche Steuerreformen und starke Investitionen treiben den Aufschwung
Griechenlands Wirtschaft auf Erfolgskurs: Wachstum, Privatisierungen und Investitionen stärken das Land. (Foto: dpa) Foto: StephanieSutherlinPhotography

Während die Wirtschaft vieler anderer EU-Länder schwächelt, zeigt Griechenland eine außergewöhnliche Entwicklung: Für den Haushalt 2025 steht mehr als doppelt so viel Geld bereit wie ursprünglich eingeplant. Die Regierung musste ihre Ausgaben entsprechend erhöhen. Am Sonntagabend verabschiedete das Parlament den Etat. Wichtig sei, dass der wirtschaftliche Erfolg nun stärker bei der Bevölkerung ankomme, betonte Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis vor den Abgeordneten.

Finanzminister Kostis Hatzidakis hatte zunächst mit einem Haushaltsüberschuss von 6,1 Milliarden Euro gerechnet. Tatsächlich sind es nun 13,5 Milliarden. Finanzexperten in Griechenland führen dies auf die sparsame Haushaltsführung von Hatzidakis zurück. Doch auch andere entscheidende Faktoren tragen zu diesem finanziellen Erfolg bei.

Steuerbetrug eingedämmt

Die Bekämpfung von Steuerbetrug zeigt deutliche Wirkung. Mit der Digitalisierung der Finanzbehörden konnte die Mehrwertsteuerhinterziehung, etwa durch Schwarzarbeit, deutlich reduziert werden. Die dadurch entstehenden Verluste wurden in den letzten fünf Jahren auf 3,2 Milliarden Euro halbiert. Gleichzeitig setzt die konservative Regierung auf weitere Privatisierungen. Für 2024 sind Einnahmen von 5,8 Milliarden Euro geplant. Allein die Konzession für Athens Stadtautobahn brachte dem Staat 3,3 Milliarden Euro ein.

Auch das Wirtschaftswachstum spielt eine zentrale Rolle. Griechenland übertrifft hier viele andere EU-Länder. Während der EU-Durchschnitt bei 0,9 Prozent liegt, prognostiziert die Kommission für Griechenland 2,3 Prozent Wachstum im Jahr 2025 nach 2,1 Prozent in 2024.

Tourismus und Investitionen

Griechenlands Erfolg basiert nicht nur auf dem florierenden Tourismus. Vielmehr hat die Regierung das Vertrauen der internationalen Märkte zurückgewonnen. Rating-Agenturen bewerten das Land wieder als investitionswürdig. In den letzten Jahren haben sich Unternehmen wie Microsoft, Google und Pfizer angesiedelt. Auch deutsche Firmen wie Fraport, RWE, Boehringer Ingelheim und Teamviewer investieren zunehmend in Griechenland.

Trotz dieser positiven Entwicklung mahnt Mitsotakis zur Vorsicht. Die Armut im Land bleibt ein Problem. Renten und Löhne wurden während der Finanzkrise zwischen 2010 und 2018 massiv gekürzt und erholen sich nur langsam.

Einkünfte steigen

Der wirtschaftliche Aufschwung erreicht die Bevölkerung nur schrittweise, obwohl Renten und Mindestlohn regelmäßig leicht angehoben werden. Für 2024 ist eine Rentenerhöhung um 2,4 Prozent geplant. Der Mindestlohn, derzeit bei 830 Euro, soll bis 2027 schrittweise auf 950 Euro steigen. Außerdem werden Arbeitnehmer und Arbeitgeber künftig um jeweils 0,5 Prozentpunkte bei den Sozialabgaben entlastet. Diese Maßnahmen sollen den Lebensstandard der Menschen verbessern.

Die Arbeitslosenquote soll im kommenden Jahr erstmals unter 10 Prozent sinken - ein beeindruckender Rückgang im Vergleich zu den über 40 Prozent während der Krise. Griechenland kommt auch seinen Verpflichtungen gegenüber internationalen Gläubigern vorbildlich nach. Der Krisenkredit beim Internationalen Währungsfonds (IWF) wurde sogar vorzeitig zurückgezahlt. Die Staatsschuldenquote soll bis 2025 auf 147 Prozent sinken – ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu den 164 Prozent vor zwei Jahren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögensschutz: Wie Millionäre, Unternehmer und Co. ihr Vermögen sichern
18.02.2025

Viele reiche Menschen betreiben keinen guten Vermögensschutz. Warum das so ist und was die größten Anlagefehler der Millionäre sind,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Auswandern deutscher Fachkräfte: Mehrzahl glaubt nicht mehr an Wohlstand durch harte Arbeit
18.02.2025

Karriere lieber im Ausland: Die Auswanderung junger Fachkräfte droht sich seit der Corona-Pandemie weiter zu beschleunigen, wie eine...

DWN
Politik
Politik Bundestagswahl: Wahlumfragen mit gemischtem Bild - CDU verliert laut YouGov an Boden, Linke setzt zum Höhenflug an
18.02.2025

Kurz vor der Bundestagswahl sind viele Wähler noch unentschlossen. Neue Umfragen zu Bundestagswahl zeigt größere Veränderungen bei den...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundestagswahl 2025: Das fordert die deutsche Industrie
18.02.2025

Bundestagswahl 2025: Die deutsche Wirtschaft gerät ins Hintertreffen. Steigende Energiekosten, hohe Bürokratie und schleppende...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Continental-Stellenabbau: Tausende Jobs betroffen – Sparkurs verschärft sich weiter
18.02.2025

Der Automobilzulieferer Continental setzt seinen Sparkurs fort und streicht bis Ende 2026 weltweit 3.000 Stellen in Forschung und...

DWN
Panorama
Panorama Toronto: Flugzeug crasht auf Landebahn - wie durch ein Wunder keine Todesopfer
18.02.2025

Eine Passagiermaschine aus den USA mit 80 Personen an Bord hat in Toronto eine Bruchlandung hingelegt und kam kopfüber auf der Landebahn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Konjunkturerwartungen verbessern sich entgegen Prognosen - Hoffnungen ruhen auf neuer Regierung
18.02.2025

Die Stimmung unter Finanzexperten hellt sich deutlich auf: Die Erwartungen für die deutsche Wirtschaft verbessern sich unerwartet stark....

DWN
Politik
Politik Rubio trifft Lawrow: Außenminister-Treffen ohne EU und Ukraine - Selenskyj am Mittwoch in Saudi-Arabien
18.02.2025

In Riad haben die Außenminister der USA und Russlands, Marco Rubio und Sergej Lawrow, Gespräche über mögliche Verhandlungen zur...