Finanzen

Gefahr für Russland: China will den Öl-Preis weiter drücken

China will die Zusammenarbeit zwischen Russland und Saudi-Arabien zur Stabilisierung des Öl-Preises torpedieren. Russland und Saudi-Arabien in China kämpfen erbittert um Marktanteile. China ist der weltweit größte Öl-Importeur und hat daher ein Interesse an möglichst niedrigen Preisen.
13.09.2016 01:25
Lesezeit: 2 min

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Als weltweit größter Erdölimporteur profitiert China besonders von der seit rund zwei Jahren anhaltenden Schwäche der Ölpreise. Die kürzlich bekanntgegebene Zusammenarbeit zwischen Russland und Saudi-Arabien für höhere Preise dürfte deshalb für Peking ungelegen kommen. Russland und Saudi-Arabien wollen in einer Arbeitsgruppe Schritte gegen die anhaltend niedrigen Ölnotierungen ausloten. Die Kooperation ziele darauf ab, die Ölmärkte zu stabilisieren, sagte ein russischer Vertreter laut TASS. Die Zusammenarbeit umfasse auch die Möglichkeit einer Produktionsbegrenzung. Am Ölmarkt nährte dies Hoffnungen auf eine Beschränkung der weltweiten Überproduktion.

China ist auch deswegen auf tiefe Notierungen angewiesen, weil es zusammen mit den USA offiziell dem Pariser Klimaabkommen beigetreten ist. Dieses besagt, dass die Energieerzeugung langfristig stärker auf erneuerbaren Quellen aufgebaut sein muss. Um diese strategische Wende zu vollziehen, müssen in den kommenden Jahren Investitionen in Billionenhöhe getätigt werden – Einsparungen durch niedrige Ölpreise kommt vor diesem Hintergrund eine wichtige Funktion zu.

Um das Abkommen und höhere Preise zu verhindern, könnte sich die chinesische Regierung die Tatsache zu Nutze machen, dass Russland und Saudi-Arabien in China Konkurrenten sind und erbittert um Marktanteile kämpfen. Russland konnte seinen Marktanteil von 12,6 Prozent im Jahr 2015 auf 13,6 Prozent in diesem Jahr steigern, während der Marktführer Saudi-Arabien von 15 Prozent auf 14,1 Prozent zurückfiel. „Es gibt dort einen Krieg um Marktanteile zwischen Russland und den Exportueren aus dem Mittleren Osten. Die Rivalen drängen alle nach China“, wird ein Schweizer Rohstoffmanager von Bloomberg zitiert.

Derzeit spricht allerdings ohnehin einiges für länger anhaltende Tiefpreise. Der Druck auf die Ölpreise wegen des Überangebots wird der OPEC zufolge auch 2017 anhalten. Der Verbund erdölexportierender Staaten geht davon aus, dass nicht der Organisation angehörende Produzenten im nächsten Jahr mehr Öl fördern werden als bislang angenommen. Das tägliche Überangebot könnte sich im kommenden Jahr auf etwa 750.000 Barrel (159 Liter) einstellen, schreibt die OPEC in ihrem aktuellen Monatsbericht.

Hintergrund ist unter anderem ein neues Ölfeld, das 2017 in Kasachstan an den Start gehen soll, wie aus dem Monatsbericht hervorgeht. Zudem gehe das Angebot an Schieferöl in den USA nicht in dem Maße zurück wie zunächst geschätzt. Gleichzeitig rechnet die OPEC 2017 für ihre Mitgliedsländer mit einer geringeren Nachfrage nach dem Rohstoff. Die OPEC-Staaten fördern derzeit zusammen rund 33,2 Millionen Barrel am Tag – etwas weniger als im August aber rund 1 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Das Überangebot und der Kampf um Marktanteile belasten seit etwa zwei Jahren den Ölpreis. Noch im Sommer 2014 kostete ein Fass Nordseeöl mehr als 100 Dollar. Bis Januar 2016 brach der Preis dann auf weniger als 30 Dollar ein.

Am Montag fiel er für ein Barrel der Sorte Brent um knapp zwei Prozent auf rund 47 Dollar. Öl der US-Sorte WTI verlor ebenfalls rund 2 Prozent und lag bei rund 45 Dollar. Am Rohstoffmarkt nahm die Furcht vor einer Ölschwemme wieder zu. Genährt wurden die Spekulationen von der zunehmenden Fördertätigkeit in den USA.

Das seit Monaten niedrige Ölpreisniveau ist insbesondere die Folge eines Kampfes um Marktanteile. Dieser beeinträchtigt vor allem Staaten wie den Iran und Russland, deren Staatshaushalte zu einem großen Teil vom Energie-Export abhängig sind. Im Juni konnten sich die Opec-Staaten erneut nicht auf eine gemeinsame Obergrenze für die Produktion einigen. Das Förderkartell verständigte sich lediglich darauf, am Ziel einer Marktstabilisierung festzuhalten. Experten zufolge verhinderte der Streit zwischen den Erzrivalen Saudi-Arabien und Iran eine weitergehende Vereinbarung. Zusätzliche Gelegenheit zur Abstimmung bietet das Opec-Treffen Ende September in Algier.

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