Deutschland

Keine Bürgschaften: Schlecker-Auffanggesellschaft gescheitert

Lesezeit: 1 min
29.03.2012 18:00
Keine Auffanglösung für Schlecker: Durch das „Nein“ von drei Ländern, in denen die FDP den Wirtschaftsminister stellt, werden die 11.000 Mitarbeiter ihren Job verlieren. SPD und Grüne sind empört, Minister Rösler sagt, die Arbeitsagentur sei nun für die Leute zuständig.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Bis zuletzt hatte sich vor allem Baden-Württemberg für die Rettung der insolventen Drogeriekette eingesetzt. Nils Schmid, Landes-Wirtschaftsminister, hatte zugesichert, 25 Millionen der für die Bürgschaft für den KfW-Kredit erforderlichen 70 Millionen zu übernehmen.

Erst sprang Sachsen und dann auch Niedersachsen ab. Bayern, das Zünglein an der Waage, entschied sich am Donnerstag schließlich ebenfalls gegen die Beteiligung. Der niedersächsische Wirtschaftsminister Jörg Bode argumentierte, es sei überhaupt nicht sicher, ob Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz den Kredit zurückzahlen könnte. Es gäbe außerdem „sogar Zweifel, ob der Insolvenzverwalter überhaupt während der Dauer der geplanten Transfergesellschaft den Geschäftsbetrieb aufrecht erhalten kann“, so Bode.

„Das, was diese FDP-Wirtschaftsminister machen, ist einfach verantwortungslos. Ideologie auf dem Rücken von zehntausend Kolleginnen“, sagte Verdi-Chef Frank Bsirske. SPD und Grüne stimmen ihr zu. „Das ist ein Skandal der deutschen Politik“, sagte der Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Kurt Beck. Andrea Nahles, Generalsekretärin der SPD, erklärte: „Die FDP will gnadenlos und mit allen Mitteln Profil gewinnen und nimmt dafür die Schlecker-Frauen als Geiseln.“ Die Grünen Fraktionsvorsitzende Künast legt nach: „Die FDP kämpft verzweifelt um die eigene Zukunft, das Schicksal der Schlecker-Mitarbeiterinnen gerät dabei unter die Räder.“

Wirtschaftsminister Rösler sieht die Verantwortung der Beschäftigten bei der Arbeitsagentur. Aufgrund der günstigen Lage am Arbeitsmarkt dürfte das nicht schwierig sein, meint er. Für Enttäuschung habe nicht die FDP gesorgt, sondern „das Land Baden-Württemberg hat falsche Hoffnungen bei den Schlecker-Beschäftigten geweckt“.

Die nun 11.000 Arbeitslosen werden sich also am Arbeitsmarkt umsehen müssen. Vom Staat geführte Betriebe ohne Geschäftsmodell und Zukunftsperspektive sind zwar keine Lösung für das Scheitern von Unternehmen. Den bald Ex-Schlecker-Angestellten dürfte jedoch sauer aufstoßen, dass sie die Worte „Bürgschaft“ und „Garantie“ in den vergangenen Monaten zur Genüge im Hinblick auf die Euro- und Bankenrettung gehört haben, für sie selbst jedoch aus dem schier unerschöpflichen Topf der Steuermittel nichts zu holen ist.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...