Finanzen

Griechenland: Pharmaindustrie plant Notversorgung mit Medikamenten

Seit Ankündigung der Neuwahlen für Mitte Juni bereitet sich die Pharmabranche auf eine Notversorgung für die Griechen vor, falls das Land die Eurozone verlässt oder nicht mehr zahlungsfähig ist. Die finanzielle Situation der Krankenhäuser und griechischen Bürger ist bereits jetzt hinsichtlich der medizinischen Versorgung besorgniserregend.
20.05.2012 11:05
Lesezeit: 1 min

„Es gibt eine moralische Pflicht, die Versorgung fortzusetzen", sagte Simon Friend Pharmaexperte bei PricewaterhouseCoopers der Nachrichtenagentur Reuters. „Griechenland ist kein großer Markt, die meisten Pharmaunternehmen können sich das also leisten." Wie Reuters aus Branchenkreisen berichtet bereitet die Pharmaindustrie eine Notversorgung mit Medikamenten für die Griechen vor, für den Fall, dass das Land den Euro verlässt oder in Zahlungsnot gerät. Seit Ankündigung der Neuwahlen für Mitte Juni werden die Pläne verstärkt vorangetrieben.

Ähnlich wie in Argentinien 2002 arbeitet die Industrie an einem Plan, der sich kurzfristig umsetzen lasse und für einige Monate die Versorgung mit den wichtigsten Medikamenten sicherstelle. "Wir halten sehr engen Kontakt mit der Europäischen Kommission sowie der griechischen Task Force, und wir beobachten die Entwicklung", bestätigt der Chef des Europäischen Pharmaverbands, Richard Bergstrom, die derzeitigen Bemühungen.

Schon jetzt ist das griechische Gesundheitssystem stark angeschlagen. Die nationalen Kliniken sind bei den Herstellern mittlerweile mit rund 1,2 Milliarden Euro im Rückstand, so der griechische Pharmaverband. Etliche Pharmakonzerne liefern nun mehr nur noch bei sofortiger Bezahlung. Viele Griechen erhalten nicht mehr die notwendigen Medikamente gegen schwerwiegende Krankheiten oder entsprechende Therapien, weil die Kliniken sich dies nicht mehr leisten können oder Apotheken nicht genügend finanzielle Mittel haben, da sie auf Zahlungen der öffentlichen Krankenkassen warten müssen. Aber auch die Lohnkürzungen und die Arbeitslosigkeit tragen zu dieser Situation bei, da sich etliche Griechen den gesetzlich vorgeschriebenen Anteil an den Kosten, die zwischen 10 und 25 Prozent liegen, nicht mehr leisten können. "Die Zahl der Patienten, die einen Zugang zur Versorgung haben, hat massiv nachgelassen - wegen der Wirtschaftskrise", erklärt Apostolos Veizis von Ärzte ohne Grenzen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...