Finanzen

Finanzmarkt: Größter Rückgang der Kredite seit 2008

Lesezeit: 1 min
04.06.2012 11:25
Im letzten Quartal des Jahres 2011 haben internationale Banken vermehrt ihre Vermögenswerte und Kredite reduziert. Besorgniserregend ist vor allem die Situation am Interbankenmarkt. Hier gingen die Kredite um mehr als 630 Milliarden Dollar zurück, so die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich.
Finanzmarkt: Größter Rückgang der Kredite seit 2008

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die schwierige Lage der Weltwirtschaft und allen voran die Ausbreitung der Eurokrise lassen die internationalen Kreditgeber zunehmend vorsichtiger hinsichtlich ihrer Kredite werden. Der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) zufolge haben die globalen Banken ihre grenzüberschreitende Kreditvergabe an Unternehmen, Regierungen und untereinander im letzten Quartal 2011 so schnell zurückgefahren wie zuletzt 2008 nach der Lehman Pleite.

So haben die Kreditgeber ihre grenzüberschreitenden Vermögenswerte in den letzten drei Monaten 2011 um 799 Milliarden Dollar bzw. 2,5 Prozent gekürzt. „Die Kürzung wurde von einem deutlichen Rückgang der Kreditvergabe im Interbankenmarkt angeführt, der auf das Übergreifen der Euro-Staatsschuldenkrise auf die Märkte der Bankfinanzierung zurückzuführen ist", sagte die BIZ in ihrem Quartalsbericht. Besonders die Banken im Euroraum waren betroffen, da letztere ihre Bilanzen aufbessern, um die neuen Eigenkapitalanforderungen zu erreichen. Zudem haben ausländische Banken ihre Kreditvergabe an die europäischen Banken aufgrund der Sorge um eine Ausweitung der Eurokrise reduziert, was wiederum die Bedenken nährt, eine drohende Kreditklemme könne die Wirtschaft nachhaltig lähmen.

So fielen die Interbanken-Kredite um 637 Milliarden Dollar. Im Falle von Italien und Spanien fanden die größten prozentualen Rückgänge statt. In Italien fielen sie um 57 Milliarden Dollar oder 10 Prozent und in Spanien um 46 Milliarden Dollar (9 Prozent), so der BIZ-Bericht. Aber auch deutsche Banken und französische Banken waren von den Rückgängen betroffen. Hier gingen sie jeweils um 9 Prozent und 4 Prozent zurück. Die Kredite an griechische Kreditnehmer schrumpften im 4. Quartal um 96,3 Milliarden Dollar, halb so viel, wie noch vor zwei Jahren, als diese um 217,2 Milliarden Dollar zurückgeschraubt wurden.

Vor allem aber die Banken aus dem Euroraum selbst kürzten ihre grenzüberschreitende Kreditvergabe im 4. Quartal um 585 Milliarden Dollar. Allein Banken mit Hauptsitz in Frankreich strichen Kredite um 197 Milliarden Dollar – der zweitgrößte Rückgang französischer Kredite in den letzten 12 Jahren.

Die Kreditvergabe an Schwellenländer ist im 4. Quartal ebenfalls zurückgegangen. Hier reduzierten sich die grenzüberschreitenden Forderungen ausländischer Banken um 75 Milliarden Dollar bzw. 2,4 Prozent. Im Quartal zuvor gab es bereits einen Rückgang von 17 Milliarden Dollar. 91 Prozent dieser um 75 Milliarden Dollar reduzierten Kredite betrafen der BIZ zufolge chinesische Banken.

Da diese Bilanz, die die BIZ aufgrund von den Daten der 30 berichtenden Banken erstellt, noch den Zeitraum vor dem Schuldenschnitt in Griechenland betrifft, rechnet die BIZ für das 1. Quartal in diesem Land mit einem weiteren Abfall der Kredite.


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Konjunkturflaute, Handelskonflikte, leere Büroimmobilien - Banken stehen vor akuten Herausforderungen
21.11.2024

Eigentlich stehen Deutschlands Finanzinstitute in Summe noch ganz gut da – so das Fazit der Bundesbank. Doch der Blick nach vorn ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose: Kryptowährung mit neuem Rekordhoch - geht es jetzt Richtung 100.000 US-Dollar?
21.11.2024

Neues Bitcoin-Rekordhoch am Mittwoch - und am Donnerstag legt die wichtigste Kryptowährung direkt nach. Seit dem Sieg von Donald Trump bei...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
21.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Finanzen
Finanzen Von Dividenden leben? So erzielen Sie ein passives Einkommen an der Börse
21.11.2024

Dividenden-ETFs schütten jedes Jahr drei bis vier Prozent der angelegten Summe aus. Wäre das auch was für Ihre Anlagestrategie?...

DWN
Politik
Politik Weltstrafgericht erlässt auch Haftbefehle gegen Netanjahu und Galant - wegen Kriegsverbrechen im Gaza-Streifen
21.11.2024

Der Internationale Strafgerichtshof hat Haftbefehle gegen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, den früheren...

DWN
Politik
Politik US-Staatsapparat: Tech-Milliardär Elon Musk setzt auf Technologie statt Personal - Unterstützung bekommt er von Trump
21.11.2024

Elon Musk soll dem künftigen US-Präsidenten Trump dabei helfen, Behördenausgaben zu kürzen und Bürokratie abzubauen. Er gibt einen...

DWN
Politik
Politik Neue EU-Kommission: Nach heftigen Streit auf „umstrittenes“ Personal geeinigt
21.11.2024

Nach erbittertem Streit haben sich die Fraktionen im EU-Parlament auf die künftige Besetzung der Europäischen Kommission geeinigt. Warum...