Finanzen

Goldman Sachs fordert Intervention der EZB zur Euro-Rettung

Der EZB komme im Moment eine führende Rolle bei der Stabilisierung der Eurokrise zu, betont Goldman Sachs. Sie könne schneller und effektiver arbeiten, als die Regierungen, die tagtäglich politischen Zwängen untergeordnet seien.
06.06.2012 00:04
Lesezeit: 1 min

Am Mittwoch findet erneut eine EZB-Sitzung statt, die von der sich zuspitzenden Situation in Spanien und den bevorstehenden Wahlen in Griechenland geprägt sein wird. Goldman Sachs geht einerseits davon aus, dass die EZB zur Abkühlung der Krise noch einmal entsprechende Mittel einsetzen müsste, diese aber vermutlich noch nicht in dieser Woche einsetzen wird. Nichtsdestotrotz müsse die EZB „eine führende Rolle bei der Stabilisierung des Systems spielen, da sie schneller und effektiver arbeiten“ kann als die Regierungen. Wenngleich eine „echte, langfristige Lösung“ noch immer in die „Domäne der Regierungen fällt“, macht Goldman Sachs deutlich.

„Wir erwarten, dass die EZB die Zinsen unverändert lassen wird“ und keine neuen Maßnahmen ankündigen wird, stellt Goldman Sachs heraus. Weitere Aktionen der EZB seien zu einem großen Teil von den Ereignissen in den Peripherieländern abhängig und deren Auswirkungen auf die breitere Eurozone und das Finanzsystem. Mario Draghi „wird wahrscheinlich die Pressekonferenz zum Anlass nehmen, zu signalisieren, dass die EZB im Prinzip bereit ist, das System, wenn nötig, zu unterstützen“.

Goldman Sachs geht davon aus, dass man gerade in der Eurozone auf ein „Durchwursteln“ bezüglich Griechenland setzen wird, da das Land vermutlich nicht austreten und das Rettungspaket neu ausgehandelt werde. Diesem „Durchwursteln“ werde sich die EZB anpassen. Wenngleich Spanien nach Ansicht von Goldman Sachs bald um ein Bailout bitten wird. So werden, fürchtet Goldman Sachs, die Zinsen, die die EZB weiter senken könnte, „in der Warteischleife“ verharren. Aber bis Ende des Jahres werde die Zentralbank vermutlich mittels der Emergency Liquidity Assistance (ELA), eines Programms für kurzfristige Notfallkredite, verstärkt zusätzliche Liquidität in den Markt pumpen.

Die EZB habe, so Goldman Sachs, in jedem Falle vielfältige Möglichkeiten, einzugreifen. Einerseits mittels eines erneuten 3-Jahres-Tender, der kurzfristigen Kredite und auch dem direkten Kauf von Staatsanleihen. Wenngleich letzteres eine große Hürde zu nehmen hätte, da viele EZB-Ratsmitglieder dies als eine Überschreitung des Mandats ansehen. „Die EZB könnte daher überlegen, Direktkäufe in anderen Marktsegmenten, einschließlich der Bank-Anleihen, zu tätigen“, um das System zu stützen.

Angesichts der führenden Rolle, die die EZB in der Krise spielen kann und soll, würde eine zukünftige Rückendeckung der entsprechenden Maßnahmen auf politischer Ebene, „die Wirksamkeit der EZB bei der Bewältigung der Situation deutlich erhöhen“, betont Goldman Sachs. Bisher scheuten sich Regierende oder Chefs nationaler Zentralbanken jedoch nicht, bestimmte Schritte der EZB zu missbilligen. So erwartet Goldman Sachs von der EZB-Sitzung am Mittwoch nicht viel, betont aber, dass die EZB etwas tun müsse und werde.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Elterngeld: Warum oft eine Steuernachzahlung droht
12.07.2025

Das Elterngeld soll junge Familien entlasten – doch am Jahresende folgt oft das böse Erwachen. Trotz Steuerfreiheit lauert ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto ersetzt Börse: Robinhood bietet Token-Anteile an OpenAI und SpaceX
12.07.2025

Die Handelsplattform Robinhood bringt tokenisierte Beteiligungen an OpenAI und SpaceX auf den Markt. Doch was wie ein Investment klingt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Meta-KI: Facebook-Mutter wirbt KI-Top-Talente von OpenAI ab – Altman schlägt Alarm
12.07.2025

Der KI-Krieg spitzt sich zu: Meta kauft sich Top-Talente, OpenAI wehrt sich mit Krisenurlaub – und Europa droht im Wettrennen um die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deindustrialisierung: Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende - Industriestandort gefährdet
11.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Technologie
Technologie Start-up ATMOS Space Cargo setzt neue Maßstäbe: Deutsche Logistik erobert den Weltraum
11.07.2025

Fracht ins Weltall zu bringen, ist eine Herausforderung. Eine noch größere ist es, sie wieder unversehrt zur Erde zurückzubringen....

DWN
Finanzen
Finanzen JP Morgan-CEO Jamie Dimon rechnet mit Europa ab: „Europa verliert“
11.07.2025

Jamie Dimon, CEO von JP Morgan und einer der mächtigsten Akteure der US-Wirtschaft, warnt europäische Politiker: Der Kontinent droht...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse bleibt bestehen: Bundesjustizministerin Hubig kündigt Bußgeldregelung an
11.07.2025

Die Mietpreisbremse wird verlängert – doch ist das genug, um Mieter wirklich zu schützen? Während die Politik nachjustiert, plant das...

DWN
Politik
Politik Trump: Wir schicken Waffen, die NATO zahlt
11.07.2025

Erst Stopp, dann Freigabe: Trump entscheidet über Waffen für Kiew – und kündigt neue Schritte gegen Russland an. Bezahlen will er das...