Eine Wachstumsrate von 5,3 Prozent, auf die das indische Wirtschaftswachstum derzeit zurückgeangen ist, würde in europäischen Ländern sicher wohlige Gefühle auslösen. Doch für Indien ist es die niedrigste Rate seit sieben Jahren und der Einbruch der indischen Wirtschaft droht noch viel gewaltigere Folgen für das Land zu haben, als wir es derzeit in rezessionsgeplagten europäischen Ländern sehen.
Zwischen 2004 und 2008 lag das Wachstum in Indien immerhin im zweistelligen Bereich. Die boomende Wirtschaft schien damals auch vielen Indern den Weg aus der Armut zu bereiten. Doch die fehlenden Reformen, die Korruption, die überbordende Bürokratie und die immense Verschuldung des Landes haben das Land wieder in eine wirtschaftliche Krise getrieben, die auch die Bevölkerung schwer trifft.
Im Jahr sterben in Indien noch immer rund 1,7 Millionen Kinder an Unterernährung und bei Armutsindikatoren wie Kinder- und Müttersterblichkeit, Lebenserwartung, Kinderimpfungen und erreichte Schuljahre befindet sich das Land im internationalen Vergleich auf einen der hintersten Plätze. Dem Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit zufolge, lag der Anteil der Menschen, die in extremer Armut leben, in Indien im Jahr 2010 bei 32,67 Prozent.
Mitte 2011 erreichten die indischen Staatsschulden Mitte 2011 75 Prozent des BIP, so der IWF. Private Unternehmen werden durch die starke Bürokratie, die Korruption und die fehlende Liberalisierung in ihrem Geschäft gehemmt – dies schadet auch in Hinblick auf die ausländischen Investitionen (mehr bei den DMN), da besonders Großprojekte unter den Missständen leiden.
Indiens Politik scheint in der Struktur ganz ähnliche Probleme zu haben, wie Europa oder die USA. Nur dass die Probleme im Land selbst noch deutlich mehr und sehr viel schneller soziale Schwierigkeiten zur Folge haben werden.