Deutschland

Arbeitgeberverband Gesamtmetall: Deutschland droht mehr Kurzarbeit

Kurzarbeit bei Opel, ThyssenKrupp und Bosch sind nur der Anfang, fürchtet der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall. Die deutschen Unternehmen hätten bereits ihre Investitionen zurückgefahren. Deutschlands Regierung täte gut daran, das Instrument der Kurzarbeit möglichst sofort zum Einsatz bringen zu können.
06.09.2012 10:03
Lesezeit: 1 min

Aktuell: Sparkassen machen Front gegen europäische Bankenaufsicht

Angesichts der Schuldenkrise in der EU können sich die deutschen Unternehmen mittlerweile auch nicht mehr auf eine große Nachfrage aus China verlassen, die bisher die Verluste in der Eurozone einigermaßen ausgleichen konnte. Auch in China verlangsamt sich das Wachstum (hier) – und die USA stehen selbst vor großen Herausforderungen (16 Billionen Dollar Staatsschulden – hier). Deutschland werde sich aus diesem Grund wieder darauf einstellen müssen, das Vehikel der Kurzarbeit einzusetzen, sagte der Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser in einem Interview mit Reuters.

Der Industriekonzern Bosch, der Stahlhersteller ThyssenKrupp und der Autohersteller Opel hatten bereits in den vergangenen Wochen Kurzarbeit bzw. staatlich subventionierte Kurzarbeitsmodelle angekündigt. Sie sind Martin Kannegiesser zufolge aber nur die Vorhut, auch andere deutsche Unternehmen in dieser Branche werden wahrscheinlich dem Beispiel folgen. Bosch, ThyssenKrupp und Opel seien „die Schrift an der Wand – sie sind ein Warnzeichen“, sagte der Gesamtmetall-Präsident. „Es ist zu befürchten, dass sich dies ausweiten wird.“ Die Industrieaufträge seien in großen Teilen der Industrie zurückgegangen „und das ist unvermeidlich, da sich der Großteil Europas in Schwierigkeiten befindet“. Das habe nun einmal einen Einfluss auf die Investitionsentscheidungen.

Aufgrund der schwachen Nachfrage im In- und Ausland sanken die Auftragseingänge in der Industrie im Juni gegenüber dem Vormonat um 1,7 Prozent und das deutsche Wirtschaftswachstum verlangsamte sich auf 0,3 Prozent im zweiten Quartal. „Die Politiker sind gut beraten, ihr Möglichstes zu tun, um sicherzustellen, dass dieses Werkzeug (der Kurzarbeit, Anm. d. Red.) schnell wieder reaktiviert werden kann“, betonte Martin Kannegiesser. Im Moment sei noch schwer zu sagen, ob dies in Deutschland eine Krise ankündigt oder zu eine deutliche Abschwächung.

Der Gesamtmetall-Präsident machte aber auch deutlich, dass alles was „Unsicherheit schürt oder den Verdacht erweckt, dass die Eurozone zusammenbrechen wird, ist schädlich für uns“. Daher sei es „wünschenswert, dass die Währungsunion zusammen bleibt, aber nicht um jeden Preis“. Irgendwann „werden wir im Falle Griechenlands einen Punkt erreichen, wo wir sagen, wir können so nicht weiter gehen“, bemerkt Kannegiesser. „Wenn der Troika-Bericht zeigt, dass sich kaum etwas geändert hat, werden wir diesen Punkt erreicht haben“, fügte er hinzu.

Weitere Themen

Reformpläne: EU will Europarlament und mehr Haushaltskontrolle

Ökonom Bosbach: Job-Krise, weil Jugendliche die falschen Berufe erlernen

OECD: Spanien hat ein Anrecht auf Rettung durch die EU

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Geschäftsideen schützen: Mehr Umsatz für Unternehmen mit Patenten und Marken
13.07.2025

Mehr als 50-Prozent mehr Umsatz für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ihre Innovationen schützen – warum cleverer Schutz der...

DWN
Politik
Politik Patient Pflegeversicherung: Es fehlen Milliarden in den Kassen
13.07.2025

Immer mehr Pflegebedürftige in Deutschland – und die Finanzierungslücke wächst. Der Bundesrechnungshof warnt und spricht von über 12...

DWN
Technologie
Technologie KI als Mobbing-Waffe: Wenn Algorithmen Karrieren zerstören
13.07.2025

Künstliche Intelligenz soll den Arbeitsplatz smarter machen – doch in der Praxis wird sie zum Spion, Zensor und Karriere-Killer. Wer...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Keine reine Männersache – Geschlechterunterschiede beim Investieren
13.07.2025

Obwohl Frauen in sozialen Medien Finanzwissen teilen und Banken gezielt werben, bleibt das Investieren weiterhin stark männlich geprägt....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Renault: Globales KI-System soll helfen, jährlich eine Viertelmilliarde Euro einzusparen
13.07.2025

Produktionsstopps, Transportrisiken, geopolitische Schocks: Renault setzt nun auf ein KI-System, das weltweite Logistik in Echtzeit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kaffeepause statt Burn-out: Warum Müßiggang die beste Investition ist
12.07.2025

Wer glaubt, dass mehr Tempo automatisch mehr Erfolg bringt, steuert sein Unternehmen direkt in den Abgrund. Überdrehte Chefs,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Kapitalmarktunion im Rückstand: Banker fordern radikale Integration
12.07.2025

Europas Finanzelite schlägt Alarm: Ohne eine gemeinsame Kapitalmarktunion drohen Investitionen und Innovationen dauerhaft in die USA...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauzinsen aktuell weiterhin hoch: Worauf Häuslebauer und Immobilienkäufer jetzt achten sollten
12.07.2025

Die Zinsen auf unser Erspartes sinken – die Bauzinsen für Kredite bleiben allerdings hoch. Was für Bauherren und Immobilienkäufer...