Aktuell: Friedensprojekt EU: Europäisches Roulette um die Entgegennahme des Preises
Selbst in EU-Institution in Brüssel wird über den Friedensnobelpreis für die EU gelacht. Nicht weil sie ihn nicht berechtigt hielten. Eher weil er die Union scheinbar unvorbereitet trifft und sie so etwas unbeholfen aussehen lässt.
Vor allem die komplizierte Struktur der EU prägte die Reaktionen auf die Auszeichnung. Da wäre zunächst die Frage, wer den Preis am 10. Dezember in Oslo entgegen nehmen soll. Bei der EU-Kommission und in anderen Institutionen herrscht darüber noch völlige Unklarheit (mehr hier).
Dann stellt sich die Frage, was die EU mit dem Preisgeld von 930.000 Euro anstellen wird. Im Vergleich zu den horrenden Summen, mit denen im Zuge der Krise in der Eurozone hantiert wird, wirkt der Betrag wie Kleingeld.
Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso und Herman Van Rompuy betonten bereits, der Preis gehe an alle Bürger der Europäischen Union. Vom finanziellen Aspekt hätte jeder Bürger Anspruch auf satte 0,18 Cent. Das wäre angesichts einer Pro-Kopf-Verschuldung von 20.741 Euro in der EU (Eurostat 12/2011) nicht einmal ein Tropfen auf den heißen Stein.
Wahrscheinlicher dürfte sein, dass eine bestimmte Institution oder ein besonderes Projekt damit gefördert wird. Auf Anfrage der Deutschen Wirtschafts Nachrichten konnte die EU-Kommission noch nicht sagen, welche Projekte dafür in Frage kämen.
Als die Internationale Atom Energie Behörde (IAEA) im Jahr 2005 den Friedensnobelpreis erhielt, gründete sie mit dem Preisgeld einen Sonderfonds für Stipendien und Ausbildung zur Verbesserung der Krebsbekämpfung und Ernährung von Kindern in der Dritten Welt.
Das norwegische Nobelpreiskomitee begründete die Verleihung des Preise an die EU mit dem „Beitrag, den die EU über sechs Jahrzehnte zur Förderung von Frieden und Versöhnung, Demokratie und Menschenrechten in Europa geleistet hat“. Damit ist die Union im besten Alter für einen Nobelpreis. Denn das Durchschnittsalter der Friedensnobelpreisträger seit 1901 ist 62 Jahre.
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