Finanzen

Studie: Schuldenschnitt in Griechenland wird Kapitalflucht beschleunigen

Während der IWF einen zweiten Schuldenschnitt in Griechenland durchsetzen will, sträuben sich die EZB und die deutsche Regierung noch dagegen. „Bereits der erste Schuldenschnitt war ein dramatischer Fehlschlag“, betont nun die Hans-Böckler-Stiftung. Ein weiterer Haircut wäre noch gefährlicher.
30.10.2012 00:11
Lesezeit: 1 min

Ein zweiter Schuldenschnitt für Griechenland ist schon seit längerer Zeit im Gespräch (hier) und wurde in den vergangenen Tagen immer lauter. Wolfgang Schäuble, der öffentlich diese Idee vehement ablehnt, erhält nun Unterstützung von der Hans-Böckler-Stiftung. „Bereits der erste Schuldenschnitt war ein dramatischer Fehlschlag, der die Krise in Spanien verschärft und die Ansteckung Italiens begünstigt hat“,  sagte Prof. Dr. Gustav A. Horn, Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), die Teil der Stiftung ist. „Wer nach diesen Erfahrungen einen zweiten Schuldenschnitt propagiert, der tut so, als könnte man ein Feuer mit Benzin löschen“, kommentiert mit Blick auf eine aktuelle Studie des Instituts.

Die Studie hat die Folgen des ersten Schuldenschnitts analysiert und zeigt auf, wie die Finanzmärkte und die Banken auf den Beschluss zum Schuldenschnitt im Juli 2011 reagierten. „An der Entwicklung dieser Einlagen und des Spreads erkennt man, dass die Ankündigung des griechischen Schuldenschnitts eine Art Lehman-Moment für die Eurozone war“, heißt es in der Studie. Der Schuldenschnitt sei als prinzipielle Entscheidung interpretiert worden, „dass die Verbindlichkeiten jedes Staates im Euroraum und damit die ihnen gegenüber stehenden Forderungen der Gläubiger per Schuldenschnitt“ reduziert werden können.

Die Folge waren eine Lähmung des Interbankenmarktes und Die Verschärfung der Kapitalflucht aus den südeuropäischen Ländern, so die Studie. Zudem gab es „massive Ansteckungseffekte auf die Banken Spaniens und Italiens“. Wie stark die Auswirkungen waren, zeigte sich auch darin, dass die EZB stark eingreifen musste, „um die Situation wieder halbwegs unter Kontrolle zu bringen“, erklärt der Mitautor der Studie, Andrew Watt. Deshalb gebe es keinen keinen Grund zur Hoffnung, dass ein zweiter Schuldenschnitt glimpflicher ablaufen würde.“. Vielmehr würde ein zweiter Schuldenschnitt „jeden Rest Vertrauen in die Berechenbarkeit der Euroländer zerstören“, so Andrew Watt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Daimler Truck-Aktie trotz Prognosesenkung an DAX-Spitze: Lkw-Bauer wehrt sich erfolgreich gegen US-Zölle
14.05.2025

Die Daimler Truck-Aktie trotzt schlechten Nachrichten, überrascht Anleger – doch bleibt der Aufwärtstrend stabil? Zwischen US-Zöllen,...

DWN
Politik
Politik Trumps Arznei-Schock: USA wollen Europas Medikamentenpreise diktieren
14.05.2025

US-Präsident Donald Trump kündigt einen Preissturz bei Arzneimitteln um bis zu 90 Prozent an – doch der Widerstand wächst, auch aus...

DWN
Politik
Politik Regierungserklärung: Merz ruft zum gemeinsamen Aufbruch auf – "Der Staat, das sind wir alle"
14.05.2025

Die erste Merz-Regierungserklärung verspricht klare Antworten auf große Herausforderungen. Doch wie viel Wandel steckt wirklich hinter...

DWN
Politik
Politik Zollschock für Ukraine – EU will Agrarimporte drastisch begrenzen
14.05.2025

Ausgerechnet mitten im Krieg plant Brüssel drastische Zollgrenzen für ukrainische Agrarprodukte – ein Signal der Schwäche, das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Preisdruck lässt nach: Inflation schwächt sich im April auf 2,1 Prozent ab
14.05.2025

Die Inflation in Deutschland hat im zweiten Monat nacheinander an Dynamik verloren. Dahinter steckt vor allem ein Faktor. Im Alltag fällt...

DWN
Finanzen
Finanzen Schenkung statt Erbe: Steuern sparen durch die Nutzung der Freibeträge
14.05.2025

Nicht erst beim Erbe kann man Vermögen innerhalb der Familie übertragen. Oft ist es sinnvoll, bereits Vermögenswerte zu Lebzeiten an...

DWN
Finanzen
Finanzen Tui-Aktie verliert deutlich nach Quartalszahlen - wie geht's weiter beim Reisekonzern?
14.05.2025

Die Tui-Aktie ist nach Veröffentlichung der Zahlen für das zweite Geschäftsquartal deutlich unter Druck geraten. Am Mittwochmorgen...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Unklare Details vor Friedensgesprächen in Istanbul
14.05.2025

Kurz vor dem geplanten Dialog zur Lösung des Ukraine-Kriegs bleibt unklar, in welchem Rahmen die Friedensgespräche in Istanbul...