Politik

Schuldenkrise: Japanische Stadt verkauft ihren Namen

Izumisano ist eine schuldengeplagte Stadt in Japan. In ihrer Ratlosigkeit wollen die Stadtväter nun das Letzte verkaufen, was ihnen geblieben ist: Findet sich ein Investor mit genügend Geld, um der Stadt aus der Klemme zu helfen, darf er der Stadt einen neuen Namen geben.
05.11.2012 22:52
Lesezeit: 1 min

Aktuell: Fass ohne Boden: HSH Nordbank benötigt weitere drei Milliarden

Die Schuldenkrise eröffnet ganz neue Chancen für Investoren in Japan: Die Stadt Izumisano will ihren Namen an den meistbietenden Investor neu vergeben. Die Regierung erhofft sich dadurch eine Erleichterung des Schuldenabbaus. Demnächst könnte die Stadt also Google City oder Coca-Cola-Town heißen. „Wir wenden jedes uns zur Verfügung stehende Mittel an, um unsere Schuldenkrise in den Griff zu bekommen“, sagte ein Sprecher der Stadt am Freitag.

Die clevere Marketing-Kampagne gilt auch für den lokalen Flughafen, das Rathaus und öffentliche Straßenzüge, deren Namen in einem Leasing-Vertrag auf bestimmte Zeit zur Vermietung freigegeben wurden (in Italien zeigten sich ähnliche Tendenzen - hier). Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes müssen dafür vielleicht bald Werbung auf ihrer Arbeitskleidung tragen. „Durch unseren Heimatflughafen Kansai Airport können Unternehmen Informationen in der ganzen Welt verbreiten“.

Ein seriöses Angebot für eine Namensänderung gibt es allerdings noch nicht. Einem Bericht der Huffington Post zufolge kommen die meisten Anrufe bei der Stadt von neugierigen und aufgeregten Bürgern. Der Ausbau der Infrastruktur zum Flughafen wird hauptsächlich für die hohe Schuldenlast von Izumisano verantwortlich gemacht.

Es gibt aber noch einen strategischen Nebeneffekt für die öffentliche Namensausschreibung: Unternehmen verpflichten sich, für mindestens zehn Jahre mit der Stadt in Verbindung zu bleiben und ihren Firmensitz notfalls dorthin zu verlegen. Damit soll der Standort wieder attraktiver für Unternehmer und Investoren gemacht werden. Interessenten haben noch bis Ende November Zeit, ihre Angebote abzugeben.

Weitere Themen:

ESM hat Angst um sein Geld und investiert in den reichen Nord-Staaten

Teurer Rat: Weltbank lässt sich von Griechenland und Portugal bezahlen

Griechenland: Pharmaindustrie fürchtet massive Verluste

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...