Politik

Arbeitslosigkeit in Spanien durch Zeitarbeits-Firmen ausgelöst

2007 zur Zeit der platzenden Immobilienblase in Spanien hatte jeder Dritte der spanischen Bevölkerung einen Zeitarbeitsvertrag. Jeder zehnte Spanier war im Bausektor tätig. Eine verheerende Kombination, wie die US-Zentralbank Fed nun aufzeigt.
30.11.2012 11:39
Lesezeit: 1 min

Aktuell: EU-Kommission: Lohnsteuer in Europa ist viel zu hoch

In der Öffentlichkeit wird ein besonderes Augenmerk auf die hohe Arbeitslosenquote in Spanien gelegt. Dabei lag die Quote im Jahr 2008 noch bei acht Prozent. Momentan steht sie bei 25 Prozent. Die Frage ist, wie sie innerhalb so weniger Jahre derart in die Höhe schnellen konnte. Eine neue Studie der US-Notenbank Fed sieht zwei wesentliche Gründe dafür.

Spanien hatte im Jahr 2007 einen besonders großen Zeitarbeitssektor. 32 Prozent der Bevölkerung hatte zu diesem Zeitpunkt nur einen Zeitarbeitsvertrag. Im EU-Durchschnitt war der Prozentsatz gerade einmal halb so hoch. Dadurch konnten die spanischen Firmen in Zeiten der Finanzkrise ihre Belegschaft schnell entlassen. Die Entlassungen sorgten für eine gewisse Flexibilität der spanischen Firmen, aber trugen auch dazu bei, dass sich die arbeitende Bevölkerung in dem Land deutlich reduzierte.

Ein zweiter Grund liegt in der hohen Beschäftigung im Bausektor vor der Finanzkrise. So waren 13 Prozent der spanischen Arbeitskräfte im Baugewerbe gebündelt. Zum Vergleich: In der Eurozone waren es im Durchschnitt acht Prozent und in den USA gerade einmal sechs Prozent. Die Immobilienblase und schuldenfinanzierte Projekte haben in Spanien den Arbeitsmarkt gestützt. Als die Blase platzte, hatte das verheerende Folgen für den spanischen Arbeitsmarkt.

Dennoch könnte genau diese frühere Zeitarbeitsstruktur in Zukunft wieder zu einer Erholung der Wirtschaft beitragen, so die Fed. Spanische Firmen könnten im Fall eines konjunkturellen Aufschwungs auf flexible Arbeitskräfte zurückgreifen. Trotzdem werde es noch eine Weile dauern, bis sich das Land wieder erholt, vor allem im Hinblick auf die miserable Situation spanischer Banken, heißt es in der Studie.

Weitere Themen

Türkei ignoriert Sanktionen: Weiter Gold und Gas für den Iran

Weidmann fordert Insolvenz-Regelung für Euro-Staaten

EU-Gericht: EZB-Deal mit Goldman und Athen muss geheim bleiben

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

DWN
Politik
Politik Bundestag stimmt über Verfassungsrichter ab – Politische Debatte um Mehrheiten
08.07.2025

Im Bundestag steht eine wichtige Entscheidung an: Drei Kandidatinnen und Kandidaten für das Bundesverfassungsgericht sollen gewählt...

DWN
Technologie
Technologie Wettlauf der Supermächte: Wer gewinnt das Milliarden-Quantenrennen?
08.07.2025

Quantencomputer gelten als Schlüsseltechnologie der Zukunft – und könnten bestehende Sicherheitsstrukturen weltweit aushebeln. Der...

DWN
Politik
Politik Recht auf Schutz: Gericht bestätigt Anspruch afghanischer Familie auf Visa
08.07.2025

Trotz der Einstellung des Bundesaufnahmeprogramms für gefährdete Afghanen hat das Verwaltungsgericht Berlin eine klare Entscheidung...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Urlaub wird teurer: Flugkosten steigen auch bei Billig-Airlines
08.07.2025

Fliegen vom deutschen Flughafen ist deutlich kostspieliger geworden – und das nicht nur bei klassischen Airlines. Auch...

DWN
Politik
Politik Haushaltsstreit 2025: Klingbeils Pläne, Kritik und offene Milliardenlücken
08.07.2025

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) hat den Haushaltsentwurf für 2025 und die Finanzplanung bis 2029 in den Bundestag eingebracht....

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW-Konzern behauptet Spitzenposition im deutschen E-Auto-Markt
08.07.2025

Der VW-Konzern setzt im deutschen E-Auto-Markt neue Maßstäbe. Die aktuellen Zahlen zeigen eine eindrucksvolle Entwicklung – doch der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China frisst Europas Industrie und niemand wehrt sich
08.07.2025

Chinas Staatskonzerne zerlegen Europas Industrie Stück für Stück – doch Berlin, Brüssel und Paris liefern nur leere Worte. Während...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Dow schließt Chemieanlagen: Was das für Deutschland bedeutet
07.07.2025

Der US-Konzern Dow zieht sich teilweise aus Mitteldeutschland zurück – und das hat Folgen. Standorte in Sachsen und Sachsen-Anhalt...