Finanzen

Japan im Panik-Modus: Neuer Premier will mehr Inflation

In Japan dürfte es schon bald zu einer massiven Beschneidung der Unabhängigkeit der Zentralbank kommen. Der neue Premier Shinzo Abe fordert eine Beschleunigung der Druckmaschinen, weil sonst die Wirtschaft nicht auf die Beine kommt.
25.12.2012 01:00
Lesezeit: 1 min

In Japan zeigt sich, dass die Unabhängigkeit von Notenbanken nur etwas wert ist, wenn die Politik die Notenpresse nicht braucht: Weil die japanische Wirtschaft von einer massiven Deflation geplagt ist, will der neugewählte Premier Shinzo Abe nun das Inflationsziel auf 2 Prozent anheben. Abe kündigte in Tokio an, dass er die Bank of Japan dazu zwingen werde. Es könne nicht sein, dass die Zentralbank andere Ziele verfolge als die Regierung. Deshalb werde er auch den Chef der Bank of Japan durch einen Mann seines Vertrauens ersetzen.

Japan schiebt einen gewaltigen Schuldenberg vor sich her. Dieser kann vermutlich nur mehr über eine Inflation abgebaut werden. Die japanischen Staatsanleihen werden nur von Japanern gehalten – weshalb eine massive Inflation in Japan ohne große internationale Verwerfungen möglich sein könnte.

Allerdings wird Japan auch als Menetekel für die internationale Finanzgemeinschaft gewertet. Der Investor Jeff Gundlach hatte kürzlich bei Bloomberg gesagt, dass Japan das Vorbild für alle hochverschuldeten Staaten sei. Weil die Schuldenlast jedoch schon so hoch sei, werde es in Japan als erstem Staat zu gravierenden Veränderungen kommen. Die USA und Europa könnten bald folgen – auch hier wird in der Regel erwartet, dass die Schuldenfrage nur mehr, wie Gundlach sagt, mit sehr „archaischen Mitteln“ gelöst werden könne – nämlich mit einer Geldentwertung.

Auch bei der Europäischen Zentralbank (EZB) wird man die Entwicklung in Tokio genau beobachten: Bisher konnte Mario Draghi mit der reinen Ankündigung des Gelddruckens die Märkte ruhigstellen. Doch ähnlich wie in Japan wird auch von immer mehr europäischen Politikern gefordert, die EZB solle sich nicht nur auf die Geldwertstabilität konzentrieren, sondern die Wirtschaft ankurbeln.

Erst kürzlich hatte Ben Bernanke, der Chef der US-Notenbank Fed, angekündigt, künftig neben der Preisstabilität die Arbeitslosenzahl als Beurteilungsgröße für Zins-Entscheidungen heranzuzuziehen. Damit wird das Modell Bundesbank – die Notenbank ist das Bollwerk gegen die Inflation, die Regierung kümmert sich um die Wirtschaftspolitik – bald ein Anachronismus im internationalen Vergleich der Zentralbanken.

Vieles spricht dafür, dass Bundesbank-Präsident Jens Weidmann im kommenden Jahr einen noch schwereren Stand haben dürfte als bisher.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wenn Kunden nicht zahlen: So sichern Sie Ihre Liquidität
18.07.2025

Alarmierende Zahlen: Offene Forderungen in Deutschland sprengen die 50-Milliarden-Euro-Marke. Entdecken Sie die Strategien, mit denen Sie...