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Türkische Menschenhändler profitieren von EU-Regulierungen
In Italien herrscht die längste Rezession seit der Nachkriegszeit und die Fortsetzung der Schuldenkrise lässt die Arbeitslosigkeit im Land weiter ansteigen (in diesem Jahr droht in der ganzen Eurozone eine neue Rekordarbeitslosigkeit – hier). Aus diesem Grund verlassen zunehmend mehr Chinesen das Land und kehren in ihre Heimat zurück, die vergleichsweise noch gute Wachstumsdaten aufweist, oder fassen einen Umzug in die USA bzw. Kanada ins Auge. Doch nicht nur unter den chinesischen Einwanderern ist dieser Trend festzustellen, so die FT.
Neben der wirtschaftlichen Situation ist aber auch die Stimmung im Land gegenüber Einwanderern ein ausschlaggebender Grund für das Verlassen Italiens. Der nigerianische Gewerkschafter in Rom, Romanus Nwaereka, bestätigt, „rassistische Angriffe sind auf dem Vormarsch. Die schwarze Gemeinschaft spürt das.“ Bei einem Testspiel zwischen dem AC Milan und dem viertklassigen Club Pro Patria ist es beispielsweise in der vergangenen Woche zu einem Eklat gekommen. Fans von Pro Patria hatten den Mailänder Spieler Kevin Prince-Boateng unablässig rassistisch beleidigt (mehr hier).
Gerade vor den Neuwahlen im Februar ist Immigration nun wieder ein wichtiges Wahlkampfthema. Berlusconi versucht Wähler zu gewinnen, indem er Einwanderer für die hohe Arbeitslosigkeit verantwortlich macht und warnt vor einem Wahlsieg der Linken Demokraten. Dies hätte eine „Ausweitung der Ehen unter Homosexuellen und eine Öffnung unserer Grenzen für illegale Einwanderer“ zur Folge, zitiert die FT den PDL-Chef. Die Mitte-Links-Partei um Pier Luigi Bersani, die in Umfragen derzeit vorn liegt (hier), verspricht hingegen Kindern von Zuwanderern, die in Italien geboren wurden, die italienische Staatsbürgerschaft.
Dabei ist Immigration besonders für Italiens Wirtschaft sehr wichtig. Das Land hat ein Demographie-Problem und braucht Einwanderer, so Antonio Golini, Professor für nachhaltige Entwicklung an der Luiss Universität in Rom. Die alternde Bevölkerung belastet schon jetzt den Wohlfahrtsstaat. Den im letzten Monat veröffentlichten Daten von Oktober 2011 zufolge schrumpfte die italienische Bevölkerung in den vergangenen zehn Jahren um 0,5 Prozent. „Wirtschaften wachsen nicht ohne eine wachsende Bevölkerung“, betont Antonio Golini. Hier müssten die Einwanderer nun verstärkt eine große Rolle spielen. Doch wie das ISMU Forschungsinstitut zeigt, gab es beispielsweise bereits 2011 kein Wachstum unter den Einwandererzahlen mehr. Auch könnte die Zahl der Einwanderer, die Italien verlassen noch viel höher sein, als vermutet. Viele Ausländer verlassen das Land ohne die Registrierung ihres Haushalts zu beenden und gelten deshalb noch offiziell als im Land lebend. Es gibt sicher bis zu 800.000 solcher „Geister“, schätzt der ISMU-Experte Gian Carlo Blangiardo.
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