Politik

Italiens Monti: EU-Referendum ist gut, Grundsatz-Diskussion nötig

Der scheidende italienische Ministerpräsident hat sich auf die Seite von David Cameron geschlagen. Monti sehe einen Vorteil darin, den Briten die „grundsätzliche Frage“ über den Verbleib in der EU zu stellen. Der Rest Europas denke zu „kurzfristig“.
24.01.2013 14:32
Lesezeit: 1 min

Aktuell:

Merkel hat erstmals Angst vor Inflation

Auch ein Goldman-Abgesandter kann einmal etwas Vernünftiges sagen: Mario Monti hält das EU-Referendum in Großbritannien für eine gute Idee. Italiens Premier Mario Monti vertraut darauf, dass alle Kosten und Nutzen dieser Entscheidung den weiteren Weg für alle Europäer erleichtern werde. Das sagte Monti beim World Economic Forum in Davos. Es bringe nichts, dauern über Kleinigkeiten zu streiten. Die EU müsse einen grundsätzlichen Konsens finden, ob sie in der Form weitermachen möchte oder nicht. Vieles, was in Brüssel jetzt geschehe, sei zu kurzfristig gedacht. Er sei zuversichtlich, dass die Briten sich für den Verbleib in der Union entscheiden würden.

EU-Parlaments-Präsident Martin Schulz hatte angekündigt, in dieser Hinsicht mit einer kleinen EU-Werbekampagne auf der Insel nachhelfen zu wollen (hier).

Zuvor wurde Cameron wegen seines europakritischen Tons seiner „Europa-Rede“ scharf kritisiert. EU-Parlamentspräsident Schulz machte die britische Regierung dafür verantwortlich, dass Europa bei den notwendigen Reformen auf der Stelle tritt. Auch Außenminister Westerwelle und der französische Premier Hollande bekräftigten, Cameron dürfe sich bei Europa nicht die Rosinen herauspicken (hier).

Monti betonte zudem bei seiner Rede, dass Führungsstärke etwas anderes sei als dauernd kurzfristige Entscheidungen zu treffen. Einem Bericht des EU Observer zufolge kritisierte Monti das kurzsichtige Verhalten der EU-Führer im Kontext der Eurokrise und sagte, die Unternehmen würden echte Reformen in Europa blockieren, um ihr „eigennütziges Interesse“ durchzusetzen.

Monti kritisierte zudem seinen Vorgänger Berlusconi, der darin „gescheitert“ sei, Italien zu Reformieren. Sein politischer Vorgänger habe „Schulden angehäuft“ und „Korruption zugelassen“, so Monti.

Auch Angela Merkel bekommt ihren Anteil an der umfassenden Kritik Montis: Merkel „begreife die systemische Komponente der Krise nicht“. Er meint damit, dass die Märkte Italien nicht mehr vertrauen würden, weil es kein Vertrauen mehr in den Euro gebe.

Monti wird sich am 24. Und 25. Februar als Anführer eines Parteienbündnisses aus der politischen Mitte Italiens wieder zur Wahl stellen. Er wolle eine „wettbewerbsfähige, soziale Marktwirtschaft in Europa und Italien“ aufbauen, so Monti.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Immer mehr XRP- und ETH-Inhaber wenden sich still und leise an OPTO-Miner, um 3.000 Dollar pro Tag zu verdienen

Im derzeit unberechenbaren Kryptomarkt entscheiden sich immer mehr Anleger dafür, langsamer zu werden und sich nicht mehr von...

DWN
Politik
Politik Corona: Breite Mehrheit für Enquete-Kommission zur Corona-Aufarbeitung
09.07.2025

Lockdown, Impfpflicht, Schulschließungen und Abstandsregeln – in der Corona-Pandemie wurde eine Vielzahl von unverhältnismäßigen...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutsche Goldreserven: Hoher Goldpreis, explodierende Staatsschulden – sollte die Bundesbank Gold zu Geld machen?
09.07.2025

Rekordschulden, Rekordausgaben: Der Bundeshaushalt steuert unter der schwarz-roten Regierung bis 2029 auf ein 850 Milliarden Euro schweres...

DWN
Unternehmen
Unternehmen IT-Sicherheit in der Urlaubszeit: Wenn der Chef im Urlaub ist, beginnt für die IT der Ernstfall
09.07.2025

Der Sommer beginnt, das Management reist ab – für Hacker ist das die ideale Gelegenheit. Lesen Sie, wie Unternehmen für IT-Sicherheit...

DWN
Politik
Politik Kommt die Senkung der Stromsteuer für alle? Bundesregierung droht Dämpfer im Bundesrat
09.07.2025

An der Entscheidung der Bundesregierung, die Stromsteuer nicht – wie im Koalitionsvertrag angekündigt – auch für alle Bürger und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OPEC+ erhöht Förderung deutlich – Ölpreise unter Druck
09.07.2025

Die OPEC+ überrascht mit einer weit stärkeren Förderausweitung als erwartet – mit möglichen Folgen für die Weltwirtschaft,...

DWN
Technologie
Technologie Rekordfahrt auf Strom: Lucid überquert Alpen – E-Auto schafft 1205 Kilometer
09.07.2025

Ein neuer Reichweitenrekord zeigt, wie leistungsfähig moderne Elektroautos inzwischen sind: Ein Fahrzeug des US-Herstellers Lucid hat mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft und KI: Jeder zweite Arbeitnehmer zweifelt an Deutschlands wirtschaftlicher Zukunft
09.07.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Viele Beschäftigte sind skeptisch, ob Deutschland im Zeitalter der künstlichen Intelligenz wirtschaftlich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Grünes Image unter Druck: EU plant strengere Regeln für Umweltwerbung
09.07.2025

Begriffe wie „klimaneutral“ oder „biologisch abbaubar“ begegnen Verbraucherinnen und Verbrauchern inzwischen fast überall – von...