Politik

Chinas neue Führung: Der Klassenfeind heißt Korruption

Die Bestechung in China gerät außer Kontrolle. Der neue chinesische Präsident Xi Jinping will stärker gegen die Korruption vorgehen. Einblicke in die Zusammensetzung des eigenen Vermögens will Xi jedoch nicht geben.
15.03.2013 13:17
Lesezeit: 1 min

Eine Zulieferer-Firma für die Beijing Foton Daimler Automotive muss derzeit nicht mehr nur Manager bestechen, um sich Aufträge zu sichern. Mittlerweile sei die Korruption so schlimm wie nie zuvor: „In der Vergangenheit mussten wir nur dem Verkaufsdirektor einen roten Umschlag geben“, sagte die Verkaufsdirektorin des Zuliefererbeitriebes der FT. Jetzt forderten sogar Bandarbeiter schon Bestechungsgeld und drohen mit Sabotage.

Aber nicht nur in der Wirtschaft ist Korruption an der Tagesordnung. Der am Donnerstag zum neuen Präsidenten Chinas ernannte Xi Jinping hat seit der Übernahme der Parteiführung im November bereits eine Kampagne gestartet, in der die Bekämpfung der Korruption in der chinesischen Politik, in der Justiz und bei der Polizei als oberste Priorität angesehen wird. Das Thema gefährde die Herrschaft der Partei, sagte Xi.

Bis es so weit ist, kann jedoch noch einige Zeit vergehen. Innerhalb der nächsten fünf Jahre will „der Nationale Volkskongress (NPC) ein Anti-Korruptions-Gesetz auf die Agenda nehmen“, sagte Dennis Han, Abgeordneter des chinesischen Parlaments. Darin sollen auch Abgeordnete dazu verpflichtet werden, ihre Bezüge offen zu legen. Die Parteiführung hat sich bei Nachfragen über ihren Verdienst bislang jedoch immer bedeckt gehalten. Rechtsexperten schätzen, es dauere noch mindestens eine Dekade, bevor echte Änderungen wirksam werden könnten.

Unklar ist, ob auch der am Freitag zum neuen Chef des NPC ernannte Li Keqiang dieses Vorhaben mitträgt. Li, der in der Hierarchie der Macht hinter Xi Jinping auf Platz zwei steht, will sich eher der Wirtschafts- und Sozialpolitik widmen. Sein Kabinett soll erst am Samstag ernannt werden.

Wenn die neue Regierung Chinas das Unterfangen allerdings ernst meint, könnte Transparenz auch an der Parteispitze zu der Aufdeckung neuer Manipulationen führen. Chinas Führung musste sich zuletzt gegen Behauptungen wehren, der letzte Exportbericht sei zu positiv aufgefallen und würde die Wirtschaft stärker erscheinen lassen, als sie eigentlich sei (mehr hier). Neue Zahlen belegen, dass das Wachstum in China seit zehn Jahren nicht mehr so schwach war (hier). Ein weiteres Problem der Wirtschaft ist die Inflation der Währung, die durch die chinesische Geldpolitik vorangetrieben wird (hier).

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Männersache Politik? Weniger Frauen im Bundestag statt mehr - woran liegt das?
16.03.2025

Mehr Männer, weniger Vielfalt? Im neuen Bundestag finden sich weniger Frauen als zuvor. Fachleute sagen: Nicht nur für die Themensetzung...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Markt gesättigt: Hohe Rabatte für Räder könnten noch in diesem Jahr auslaufen
16.03.2025

20, 30 oder 40 Prozent Preisnachlass: Der Fahrradhandel versucht mit kräftigen Rabatten, seine Lager zu räumen. Doch der Trend könnte...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilien als Altersvorsorge? Pro und Contra
16.03.2025

Immobilien werden grundsätzlich als gute Investition eingeschätzt. Doch lohnt es sich, für das Alter mit Immobilien vorzusorgen – und...

DWN
Politik
Politik Plötzlich Partner? Wie der Kreml auf Trumps Weißes Haus und das neue Amerika blickt
16.03.2025

Russlands Ton gegenüber den USA hat sich komplett gedreht. Kreml und Staatsmedien freuen sich, dass US-Präsident Trump Moskaus Propaganda...

DWN
Panorama
Panorama Grundstücksstreit: Familie droht Haus-Abriss nach 15 Jahren
16.03.2025

Eine Familie aus Brandenburg könnte ihr Zuhause verlieren – wegen eines Behördenfehlers. Nach einem fragwürdigen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland am Scheideweg: Wege aus der Krise – Wie kann Deutschland seine Wirtschaft revitalisieren? Teil 2
16.03.2025

Deutschlands Position als treibende Kraft der europäischen Wirtschaft gerät zunehmend ins Wanken. Seit 2019 stagniert das Wachstum,...

DWN
Politik
Politik Beförderungswelle nach Ampel-Bruch: fragwürdige Last-Minute-Beförderungen - vor allem in SPD geführten Ministerien
15.03.2025

Beförderungswelle nach Ampel-Bruch: Die Parteien der Ampel-Regierung konnten in einem Punkt produktiv und schnell sein – teure...

DWN
Politik
Politik AfD Appell an Linke: Sofort gemeinsam unverzüglich den neuen Bundestag einberufen - und die Koalition in Bayern wackelt
15.03.2025

Nach dem abgelehnten AfD-Antrag gegen die geplanten Grundgesetzänderungen fordert die AfD erneut eine sofortige Einberufung des neuen 21....