Finanzen

Von der Straße geholt: EZB muss über Nacht 800 Banken-Kontrolleure finden

Lesezeit: 2 min
15.03.2013 14:21
Innerhalb eines Jahres muss die EZB 800 Finanzexperten finden. Mit ihnen soll Mitte 2014 die neue europäische Bankenaufsicht der EZB starten. Fragwürdig ist, woher die EZB das neue Personal nehmen will. Weltweit versagen regelmäßig Bankenaufsichten, die mehr Zeit hatten, geeignetes Personal zu finden.
Von der Straße geholt: EZB muss über Nacht 800 Banken-Kontrolleure finden

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Aktuell:

Italien-Chaos: Alle Parteien boykottieren Regierungs-Bildung

Mit der neuen europäischen Bankenaufsicht soll in der EU alles besser werden. Doch schon jetzt kristallisieren sich angesichts der Starts der Aufsicht Mitte 2014 erste massive Schwierigkeiten heraus. 800 neue Mitarbeiter will die EZB für die europäische Bankenaufsicht rekrutieren, berichteten zwei EZB-Vertraute dem WSJ. Doch nicht nur die Zahl birgt Probleme, auch der Zeitraum, in dem diese Mitarbeiter gefunden werden sollen, stellt eine schier unlösbare Herausforderung dar: Innerhalb nur eines Jahres müssen die  800 Fachleute gefunden werden.

800 Menschen mit direkter Erfahrung in der Bankenaufsicht oder zumindest mit einem ausreichenden Know-How der Finanzmärkte, die bis 2014 auch noch geschult werden müssen. „Das wird nicht einfach sein“, sagte ein Beamter dem WSJ. Zumal diese 800 neuen Mitarbeiter nur den Anfang bilden sollen. Sobald mehr als die 30 größten Banken der EZB-Aufsicht unterstellt werden, wird der Bedarf an exzellentem Personal noch größer ausfallen.

Über welchen ganz konkreten Background die 800 Mitarbeiter verfügen müssen, wurde bisher noch nicht angegeben. Es ist jedoch fraglich, woher diese jedoch kommen sollen. Immerhin ist davon ausgehen, dass nicht 800 exzellent ausgebildete Fachleute, die über sehr viel Erfahrung verfügen, einfach so am freien Markt zu finden sind. Wenn, dann finden sich diese eher bereits in Anstellungsverhältnissen nationaler Bankenaufsichten. Und die Tatsache, dass diese Aufsichten in der Vergangenheit regelmäßig in ihrer Kontrollfunktion versagt haben, obwohl sie deutlich mehr Zeit als die EZB hatten, um einen großen Mitarbeiterstamm aufzubauen, gibt zu denken.

EZB-Chef Draghi selbst kann davon ein Lied singen. Schließlich versagte die Italienische Notenbank mit ihm an der Spitze in ihrer Funktion hinsichtlich der angeschlagenen Bank Monte dei Paschi di Siena gänzlich (hier). Aber auch die amerikanischen Aufsichtsbehörden wurden von JPMorgan im Derivaten-Skandal systematisch in die Irre geführt (mehr hier). Ganz zu schweigen vom Libor-Skandal, in den mehrere internationale Banken verwickelt waren und bei dem nicht nur eine nationale Bankenaufsicht jahrelang nichts von den Zinsmanipulationen bemerkte (hier).

Es gibt bezüglich der Schaffung einer europäischen Bankenunion jedoch noch ein weiteres Problem. So gibt es einer EZB-Sprecherin zufolge noch immer keine verbindlichen, organisatorischen und verwaltungstechnischen Entscheidungen, da noch kein entsprechender Gesetzestext vorliegt. So kann die Anzahl der insgesamt benötigten neuen Mitarbeiter, die größer als die zunächst anzustellenden 800 sein wird, zum jetzigen Zeitpunkt noch  nicht endgültig geklärt werden. Schätzungen gehen von insgesamt etwa 2.000 Mitarbeiter aus (hier).

Weitere Themen

Europa: Griechenland auf dem Weg zur Sozialistischen Republik

Wahlgeschenk: Bildungs-Ministerin verspricht Bafög für alle

15.000 Demonstranten in Brüssel: Juncker fürchtet eine Revolution


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kommunikation im Wandel – Was es für Unternehmen in Zukunft bedeutet
25.04.2024

In einer Ära schneller Veränderungen wird die Analyse von Trends in der Unternehmenskommunikation immer entscheidender. Die Akademische...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - es fällt schwer, in deutschen Großstädten beim Angebot der Essenskuriere den Überblick zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...

DWN
Finanzen
Finanzen So wählt Warren Buffett seine Investments aus
25.04.2024

Warren Buffett, auch als „Orakel von Omaha“ bekannt, ist eine Ikone der Investment-Welt. Doch worauf basiert seine Investmentstrategie,...

DWN
Technologie
Technologie KI-Chips trotz Exportbeschränkungen: China sichert sich US-Technologie durch die Hintertür
25.04.2024

Trotz der US-Exportbeschränkungen für Hochleistungsprozessoren scheint China einen Weg gefunden zu haben, sich dennoch mit den neuesten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Kriegswirtschaft: Putin geht das Geld nicht aus
25.04.2024

Russlands Wirtschaft wächst weiterhin, ist aber stark von der der Kriegsproduktion abhängig. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...