Deutschland

Ärztlicher Grundversorgung droht der Zusammenbruch

Junge Mediziner schrecken die hohe Belastung und die schlechte Bezahlung ab, Hausarzt werden zu wollen. Stattdessen streben sie eine Spezialisten-Ausbildung an. Auf dem Land sind praktische Ärzte nur noch mit der Lupe und erheblichem Aufwand zu finden.
19.03.2013 02:02
Lesezeit: 1 min

Nur sehr wenige junge Mediziner wollen Hausärzte werden, obwohl es einen zunehmenden Mangel gibt. Im Jahr 2012 waren von den mehr als 10.000 Ärzten, die nach der Ausbildung ihre Weiterbildung abschlossen, laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) nur 949 Hausärzte. Dies sind so wenige wie seit Jahren nicht.

„Wenn wir jetzt nicht handeln, werden wir in zehn Jahren vor einem Desaster stehen“, zitiert der Onlinedienst nordbayern.de den KBV-Vorstand Regina Feldmann. „Die Zeit wird knapp.“

Laut KBV geht die Zahl neuer Hausärzte weiter zurück. Aber auch in anderen Bereichen der Grundversorgung wie Chirurgie oder Orthopädie gebe es immer weniger Ärzte. Feldmann warnt: „Bei Hausärzten, Augen-, Haut- und Hals-Nasen-Ohrenärzten geht zunehmend der Nachwuchs aus und die Weiterbildungsabschlüsse sinken.“

Das Problem liegt laut KBV bei der universitären Ausbildung. Angehende Ärzte würden in den Unis zu wenig über die ärztliche Grundversorgung erfahren. Der alltäglichen ambulanten Versorgung von Patienten müsse in der Ausbildung mehr Bedeutung beigemessen werden. „Wir brauchen weniger potenzielle Nobelpreisträger, sondern mehr Ärzte für die Versorgung der Patienten vor Ort.“, sagte Roland Stahl, Pressesprecher der KBV, den Deutschen Wirtschafts Nachrichten.

In Deutschland gibt es derzeit rund 60.000 Hausärzte. Allerdings würden bis zum Jahr 2020 mehr als 40.000 niedergelassene Ärzte altersbedingt ausscheiden, so Stahl. Ärztlicher Nachwuchs werde daher dringend benötigt. Wenn kein Nachwuchs nachkomme, „ist auf Dauer die Grundversorgung insbesondere im ländlichen Raum gefährdet“, warnt Stahl.

Die KBV drängt daher auf Reformen in der Aus- und Weiterbildung von Ärzten. Die Tätigkeit eines niedergelassenen Haus- und Facharztes müsse schon im Studium eine stärkere Rolle spielen, so Stahl. So solle das Interesse der Mediziner für eine Tätigkeit als Hausarzt geweckt werden.

Eine neue Ärzteplanung des Gemeinsamen Bundesausschusses für Ärzte, Krankenhäuser und Krankenkassen soll dem Ärztemangel entgegenwirken. Mit der reformierten Bedarfsplanung, die jetzt umgesetzt wird, sollen rund 3.000 Hausärzte eine sichere Möglichkeit bekommen, eine eigene Praxis zu eröffnen. In Ballungsgebieten und für spezialisierte Ärzte soll es dagegen weniger Zulassungsmöglichkeiten geben. Kritiker bezweifeln aber, dass die Planungen reichen, um dem Ärztemangel entgegenzuwirken.

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